Coronafolgen : Nächste pandemiebedingte Insolvenz: TM Bohrtechnik

ABD0024_20220415 - GLOGGNITZ - ?STERREICH: ++ HANDOUT ++ ZU APA0172 VOM 15.4.2022 - Die Inbetriebnahme des Semmering-Basistunnels (SBT) verschiebt sich weiter und wird erst 2030 erfolgen. Eine geologische St?rzone im Grassberg beim Vortrieb in Gloggnitz mache eine Verl?ngerung der Bauzeit unausweichlich. Im Bild: Bauarbeiten im Semmering-Basistunnel. - FOTO: APA/?BB/EBNER - ++ WIR WEISEN AUSDR?CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR?NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEF?HRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLST?NDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++

TM Bohrtechnik: Unter anderem am Bau des Semmering-Basistunnels beteiligt

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Die obersteirische TM Bohrtechnik GmbH mit Sitz in Kapfenberg musste am Dienstag Insolvenz anmelden. Davon sind 15 Dienstnehmer und 115 Gläubiger betroffen, die Passiva sollen sich auf 1,6 Mio. Euro, die Aktiva auf 0,9 Mio. Euro belaufen, wie die Kreditschützer KSV und Creditreform mitteilten. Die Firma war wegen Umsatzrückgängen in der Corona-Pandemie in Schieflage geraten, die französische Muttergesellschaft hatte laut AKV schließlich keine Kapitalzuschüsse mehr geleistet.

Der Insolvenzantrag wurde beim Landesgericht Leoben gestellt, das 2009 gegründete Unternehmen soll laut Kreditschützern nicht fortgeführt werden. 2013 war die Firma in die Eurofor-Gruppe eingegliedert worden, welche aus vier verschiedenen Unternehmen besteht und als Entwickler, Hersteller und Händler von Bohrmaschinen und von Bohrausrüstungen fungiert. Gesellschafterin ist seit damals die französische Geofin Sas. Die Geschäftsführung nimmt Helmut Leitner wahr. Die TM entwickelte bzw. fertigte Bohranlagenlösungen für den professionellen Einsatz im Bereich Hochbau, Tiefbau, Bergbau und Brunnenbau. Die TM beteiligte sich auch am Vortrieb der Stollen für den Semmeringbasistunnel.

In der Corona-Pandemie mussten massive Umsatzrückgänge hingenommen werden. Rationalisierungsmaßnahmen brachten nicht den notwendigen Effekt, sodass das Unternehmen auf fortwährende Kapitalzuschüsse der Gesellschafterin angewiesen war. Nachdem nunmehr offenbar keine weitere Bereitschaft für Kapitalzuschüsse mehr bestand, konnte nicht mehr weitergearbeitet werden. Die operative Tätigkeit wurde bereits vergangene Woche eingestellt.

Corona-Pandemie immer noch Insolvenztreiber

Die Coronakrise wird immer häufiger zum Grund für eine Firmeninsolvenz. Im Vorjahr war bereits knapp jede vierte Insolvenz auf die Pandemie zurückzuführen, geht aus einer Analyse des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 hervor. Probleme wie eine schlechte Kostenstruktur, Schwächen bei der Finanzierung oder im Controlling oder Absatzschwächen waren dagegen weniger häufig die Ursache. Auch Gründungsfehler sind in rund einem Fünftel der Fälle für eine Pleite verantwortlich.

Operative Ursachen waren in Österreich mit 31 Prozent im Vorjahr immer noch der häufigste Pleite-Grund, 2020 lag der Anteil allerdings noch bei 40 Prozent. "Dieser Rückgang hat sich quasi eins zu eins in ein Plus bei den Corona-bedingten Firmenpleiten entwickelt", sagte Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz, laut Aussendung. 2021 war die Pandemie für 22 Prozent der Firmenpleiten verantwortlich, im Jahr davor waren es 14 Prozent.

"Je länger die Pandemie dauert, desto häufiger hat die Coronakrise das Fass zum Überlaufen gebracht," so Götze weiter. Durch die krisenbedingten Staatshilfen seien Unternehmen teils künstlich am Leben erhalten und durch die Pandemie getragen worden. Eine Insolvenzwelle sieht der KSV deswegen aber nicht. "Die aktuelle Entwicklung geht klar in Richtung 'Vor-Krisen-Niveau'," so Götze.

Nach Bundesländern betrachtet war die Pandemie am in Vorarlberg (39 Prozent), Salzburg (36 Prozent), dem Burgenland (35 Prozent) und Niederösterreich (33 Prozent) der Grund für eine Pleite. Am seltensten war dies in Tirol (12 Prozent) der Fall.

Die Coronakrise fällt in der Analyse des KSV unter die Kategorie "Unbeherrschbare Umstände", zu der auch Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Krankheit oder Unglücksfälle im persönlichen Umfeld zählen. Insgesamt waren 27 Prozent der im Vorjahr eröffneten Firmenpleiten diesen Gründen zuzuordnen.

Bei rund einem Fünftel (19 Prozent) waren Gründungsfehler für die Insolvenz verantwortlich - das können mangelndes betriebswirtschaftliches Know-How, fehlende Branchenkenntnisse oder zu wenig Eigenkapital sein. Bei weiteren 15 Prozent waren persönliches Verschulden und Fahrlässigkeit ausschlaggebend, in sieben Prozent der Fälle sogar strafbare Handlungen.

Hoffnung für Polytech

Positive Nachrichten gibt es indessen aus dem Insolvenzverfahren des Biomassekraftwerk-Herstellers Polytechnik. Im Fall der Insolvenz des Biomassekraftwerke-Herstellers mit Sitz in Weissenbach an der Triesting in Niederösterreich haben die Gläubiger am Dienstag dem Sanierungsplan zugestimmt. Wie AKV und KSV in Aussendungen berichteten, sind 20 Prozent binnen zwei Jahren zu bezahlen. Eine Barquote von 2,5 Prozent ist dabei bis 27. Mai zu erlegen.

Das Unternehmen war Ende Jänner in die Zahlungsunfähigkeit geschlittert. Als Insolvenzgründe waren massiver Umsatzausfall und erhebliche Mehrkosten - auch aufgrund der Corona-Pandemie - genannt worden. Mit Passiva von 77 Mio. Euro handelt es sich nach Angaben des KSV vom Dienstag um das bisher größte heimische Insolvenzverfahren des Jahres. Etwa 370 Gläubiger und 108 Dienstnehmer haben ihre Forderungen angemeldet.

Nach der Eröffnung des Sanierungsverfahrens am 31. Jänner konnte der Fortbetrieb nur aufgrund der Unterstützung durch einen Investor bestritten werden. "Die erste Teilquote des Sanierungsplans wird auch nur mit Hilfe des Investors zu finanzieren sein", blickte der KSV voraus. Die langfristige Planung sehe ein positives operatives Ergebnis bereits für 2023 vor. Es sei aber damit zu rechnen, dass für die Erfüllung des Sanierungsplans weitere Zuschüsse des Investors erforderlich sein werden.

Auch Energetica Industries soll fortgeführt werden

Auch der Kärntner Spezialist zur Herstellung von Photovoltaikmodulen Energetica Industries ist vorläufig gerettet. Das Unternehmen mit Sitz in Liebenfels, über das am 22. November ein Insolvenzverfahren ohne Eigenverantwortung eröffnet worden war, wird weitergeführt. Laut einer Aussendung des Kreditschutzverbands von 1870 am Dienstag wurde der Sanierungsplan angenommen.

Das Unternehmen hatte 24,9 Mio. Euro Passiva angemeldet, denen 2,9 Mio. Aktiva gegenüberstanden. 239 Gläubiger sind betroffen. Die Gläubiger erhalten jeweils eine Quote von 20 Prozent, fünf Prozent zahlbar binnen vier Wochen nach Annahme, nicht vor Rechtskraft der Sanierungsbestätigung. Die restlichen 15 Prozent müssen bis zum 12. April 2023 fließen. Die IRMA Power GmbH hat am 31. Jänner die Geschäftsanteile übernommen und ist somit neue Eigentümerin der Energetica Industries GmbH. Laut KSV wird der Betrieb derzeit mit 93 Dienstnehmern fortgeführt. Im November des Vorjahres waren es noch 112 gewesen.

Die 2004 gegründete Firma mit Sitz in Liebenfels im Bezirk St. Veit/Glan stellt Photovoltaikmodule her. Die Insolvenz wurde auf den Ausfall von Lieferketten zurückgeführt. Dadurch sei die Produktion erheblich gestört worden und zudem hätten die chinesischen Techniker nicht einreisen dürfen.