Solarindustrie in der Krise : Kündigungen bei Fronius: 350 Mitarbeiter betroffen

Fronius entlässt bis zu 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
- © APA/BARBARA GINDLDer oberösterreichische Technologiekonzern Fronius, ansässig in Pettenbach (Bezirk Kirchdorf), muss sich von 350 Mitarbeitern trennen. Diese Entscheidung wurde den Betroffenen am Dienstag mitgeteilt, bevor die Meldung an das AMS ging. Besonders stark betroffen ist der Standort Sattledt. Als Ursache nannte das Unternehmen die "aktuelle Solarkrise" und den "anhaltend schwachen Absatz in der Business Unit Solar Energy".
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Bereits Ende 2023 hatte Fronius Maßnahmen ergriffen, indem Schichten gestrichen und Leasingarbeiter entlassen wurden. Für 1.300 Mitarbeiter in der Solarfertigung wurde für 2024 innerbetriebliche Kurzarbeit eingeführt. In den ersten beiden Quartalen 2024 verschlechterte sich die Lage weiter, da eine Markterholung ausblieb. CEO Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß hofft, dass die Entlassungen ausreichen, um die Personalkosten zu senken und keine weiteren Maßnahmen notwendig sind.
Volle Lager, weniger Aufträge
Anfänglich führten Lieferkettenprobleme und der durch die Energiekrise infolge des Krieges in der Ukraine ausgelöste PV-Boom dazu, dass das Unternehmen nicht alle Bestellungen erfüllen konnte. Deshalb investierte Fronius 2022 und 2023 rund 420 Mio. Euro in den Ausbau der Produktionslinien in Sattledt und Krumau und stellte 2.000 neue Mitarbeiter ein. Jetzt sind jedoch die Lager der Großhändler und Installateure voll, und deren Bestände werden langsamer als erwartet abgebaut, so die CEO. Ungenaue Prognosen, sinkende Energiekosten und Unsicherheiten bei den Förderungen führten dazu, dass der Ausbau von PV-Anlagen in Österreich um 30 bis 40 Prozent niedriger war als 2023. In Deutschland halbierte sich der Markt für Aufdach-Anlagen, fügte Engelbrechtsmüller-Strauß hinzu.
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Darüber hinaus kämpft die gesamte europäische Solarindustrie mit "Dumpingpreisen von chinesischen Herstellern, die den Markt mit Produkten unter den Herstellungskosten überschwemmen". Die europäische Politik habe bisher nicht ausreichend auf diese Wettbewerbsverzerrungen reagiert. "Dieses Versäumnis führt zu einem Wettbewerbsnachteil, der sich nun leider auch bei Fronius auf die Beschäftigung auswirkt", so das Unternehmen.

Fronius, 1945 vom Großvater der heutigen CEO als Ein-Mann-Betrieb gegründet, erzielte 2023 einen Umsatz von ca. 1,6 Mrd. Euro (2022: 1,2 Mrd. Euro) und beschäftigt rund 8.000 Mitarbeiter. Das Geschäft teilt sich in drei Bereiche auf: Solarenergie macht etwa 60 Prozent, Schweißtechnik 35 Prozent und Batterieladesysteme rund 5 Prozent des Umsatzes aus.
Was machen chinesische Solar-Importe mit Europas Solar-Industrie?
In den letzten Jahren haben die Importe von chinesischen Solarmodulen nach Europa stark zugenommen. Im Jahr 2023 erreichten sie etwa 120 GW, was die erwarteten Installationen von knapp über 60 GW weit überstieg. Diese Überflutung führt zu einem Überangebot und drückt die Preise für Solarmodule auf ein Rekordtief. Durchschnittlich kosten diese Module in der EU nur noch etwa 15 Cent pro Watt, was die Preise europäischer Hersteller unter enormen Druck setzt.
Die extrem niedrigen Preise der chinesischen Importe haben eine Krise in der europäischen Solarindustrie ausgelöst. Trotz politischer Maßnahmen wie dem Net-Zero Industry Act (NZIA) und dem Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) konnten europäische Hersteller nicht mithalten. Dies hat dazu geführt, dass die Produktion von PV-Modulen in Europa von 9 GW im Jahr 2022 auf etwa 1 GW im Jahr 2023 gesunken ist, was viele europäische Hersteller an den Rand der Insolvenz bringt.
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Die europäischen PV-Produzenten fordern die EU auf, Maßnahmen gegen die Billigimporte zu ergreifen. Der European Solar Manufacturing Council (ESMC) hat die Einführung von nicht-finanziellen Kriterien (NFC) in PV-Auktionen vorgeschlagen, um die ökologischen und sozialen Vorteile europäischer Module zu berücksichtigen und somit die Wettbewerbsbedingungen anzugleichen. Zudem wird über die Wiedereinführung von Strafzöllen auf chinesische Solarmodule diskutiert, um die heimische Produktion zu schützen und faire Marktbedingungen zu schaffen.