Henkel Stellenabbau 2024 : Henkel plant umfassenden Stellenabbau im Rahmen größter Umstrukturierung
Der Konsumgüterhersteller Henkel plant, einige Standorte zu schließen und weitere Arbeitsplätze abzubauen. Konzernchef Carsten Knobel erklärte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“, dass die Bereiche Produktion, Einkauf, Logistik und Läger effizienter gestaltet werden sollen. „Sicherlich werden dabei auch Läger und Produktionsstätten wegfallen und damit Arbeitsplätze“, so Knobel. Er betonte jedoch ausdrücklich, dass kein Werk in Deutschland geschlossen wird. In Österreich beschäftigt Henkel rund 800 Mitarbeitende.
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Knobel treibt derzeit den umfassendsten Umbau in der Geschichte von Henkel voran. Der DAX-Konzern hat das Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft, zu dem bekannte Marken wie Persil und Pril gehören, mit der schwächelnden Kosmetiksparte zur neuen Unternehmenssparte Consumer Brands zusammengeführt. Diese Maßnahmen sind eine Reaktion auf die anhaltenden Probleme des Unternehmens in den Bereichen Wachstum und Margen.
Wie viele Stellen gestrichen werden sollen ist noch unklar
Mit dem Umbau verfolgt Knobel das Ziel, die Kosten zu senken und gleichzeitig das Geschäft zu stärken. In den vergangenen Monaten hat er Marken im Wert von 650 Millionen Euro entweder eingestellt oder verkauft, die eine geringe Marge oder schwache Wachstumsaussichten aufwiesen. Die Restrukturierung wurde von Henkel bereits im Frühjahr 2022 angestoßen, wobei zwei Phasen angekündigt wurden. In der ersten Phase wurden weltweit rund 2000 Stellen abgebaut, davon 300 in Deutschland, vor allem durch die Schaffung von Synergien in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Verwaltung.
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„Jetzt ist Phase zwei gestartet“, sagte Knobel in dem Interview. „Wir stecken noch mitten im Umbau. Bei einem Fußballspiel wären wir jetzt in Spielminute 37.“ Welche Standorte Knobel schließen will und wie viele Stellen von dem Umbau betroffen sind, wollte der Manager nicht sagen.
Henkel sieht den Konzernumbau als Erfolg, da sich die positiven Auswirkungen deutlich bemerkbar machen. Der DAX-Konzern hat seine Prognose in diesem Jahr bereits zweimal nach oben korrigiert, was sich in steigenden Umsätzen, Gewinnen und Renditen widerspiegelt. Im ersten Halbjahr verzeichnete Henkel einen organischen Umsatzanstieg von 2,9 Prozent und erreichte damit 10,8 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn kletterte um nahezu 30 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Auch die bereinigte Umsatzrendite (EBIT-Marge) stieg von 11,5 Prozent im Vorjahr auf 14,9 Prozent an.
Vor wenigen Tagen verkündete Knobel bei der Präsentation der Halbjahreszahlen zudem, dass Henkel die langfristigen Ziele schneller als geplant erreichen will – innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre. Das Unternehmen strebt ein dauerhaftes organisches Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent an und eine Umsatzrendite von etwa 16 Prozent.
Henkel: Preiserhöhungen treiben Umsatz
Der Umbau erfolgt in einer herausfordernden Situation: Konsumgüterhersteller sehen sich mit steigenden Rohstoff- und Logistikkosten konfrontiert. Henkel gab diese Kostensteigerungen an den Handel weiter, was zu einem organischen Umsatzwachstum von 6,1 Prozent im Konsumentengeschäft führte, das ausschließlich auf Preiserhöhungen zurückzuführen ist. Henkel erhöhte die Preise um 12,4 Prozent. Der Absatz sank erheblich um 6,3 Prozent, da viele Verbraucher zu günstigeren Handelsmarken wechselten und das Verschwinden einiger Marken sich negativ auswirkte.
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Der (sehr späte) Rückzug aus Russland und die Aufgabe bestimmter Marken belasteten den Konzernumsatz erheblich, der nominal um fast vier Prozent auf 21,5 Milliarden Euro sank. Ohne diese Sondereffekte verzeichnete Henkel jedoch ein organisches Umsatzwachstum von 4,2 Prozent. Insbesondere das Konsumentengeschäft Consumer Brands konnte seine Erlöse organisch um 6,1 Prozent steigern.
Trotz dieser Maßnahmen schnitt Henkel im Vergleich zu seinen Wettbewerbern schlechter ab: So erzielte Beiersdorf, der Hersteller von Nivea, im Consumer-Bereich ein organisches Umsatzplus von 12,5 Prozent. Selbst der schwächelnde Konkurrent Unilever (Axe, Dove) konnte in vergleichbaren Segmenten ein Umsatzwachstum von bis zu 8,9 Prozent verzeichnen.
Henkel steigert Gewinn trotz schwachem Portfolio im Konsumgütergeschäft
Das geringere Wachstum lässt sich auch durch die Struktur des Henkel-Portfolios erklären. Rund 64 Prozent der Umsätze in dieser Sparte erzielt das Unternehmen mit margenschwächeren Wasch- und Reinigungsmitteln, die vor allem in Westeuropa stark vertreten sind. In dieser Region hat Henkel jedoch besonders mit der Konkurrenz von Eigenmarken zu kämpfen.
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Zwar verfügt Henkel mit Marken wie Schwarzkopf über ein regional etabliertes Haargeschäft, doch fehlen dem Konzern seit Jahren starke und globale Kosmetikprodukte, bemängeln Analysten. Während Konkurrenten erhebliche Wachstumsraten mit Gesichtspflegecremes erzielen, hat Henkel solche margenstarken Produkte nicht im Portfolio, obwohl sie als wichtige Wachstumstreiber gelten.
Da im vergangenen Jahr Preissteigerungen den Umsatz bei Konsumgüterfirmen antrieben, bieten Kennzahlen wie Gewinn und Marge eine klarere Einschätzung der Leistung. Die Strategie von Knobel, das Konsumentengeschäft auf Profitabilität auszurichten, zahlt sich aus: Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) dieser Sparte stieg deutlich um 22,5 Prozent.
Henkel reduziert weltweite Belegschaft – 2000 Stellen abgebaut
Bei Henkel ging die Zahl der Beschäftigten um etwa sieben Prozent zurück, was im Dax-Vergleich nur von Sartorius übertroffen wird. Weltweit beschäftigt Henkel nun noch 47.750 Mitarbeiter. Der Hauptgrund für diesen Rückgang ist der Rückzug aus Russland, wo Henkel zuvor 2000 Beschäftigte hatte.
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Und auch der Konzernumbau hinterlässt Spuren: Henkel hat weltweit 2000 Stellen gestrichen, darunter 300 in Deutschland. Diese Zahl könnte weiter steigen. Zunächst wurden Einsparungen in Vertrieb und Verwaltung vorgenommen, da viele Führungspositionen der früher getrennten Konsumentengeschäfte doppelt besetzt waren.
Bis Ende 2025 plant Henkel nun, die Produktion und Lieferkette zu optimieren. Dabei gehe es „nicht vorrangig um Personalfragen“, betonte Knobel. Wie viele weitere Stellen möglicherweise abgebaut werden, ließ er jedoch offen.