Kunststoffe : Gummiindustrie unter Druck

Continental Fahnen

Continental: Trotz guter Zahlen unter Druck.

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Die Gummi- und Kunstoffbranche blickt mit großer Sorge nach Osteuropa. Der Gummi- und Kautschukkonzern Semperit hat heute, Mittwoch, seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2022 herunter geschraubt.

Angesichts der Invasion in der Ukraine tritt nun auch Continental auf die Bremse. Das Unternehmen hat seine Fertigung in und seinen Außenhandel mit Russland vorerst komplett gestoppt. "Die Situation ist extrem dynamisch, sie verändert sich jeden Tag, jede Stunde", berichtet Vorstandschef Nikolai Setzer. Und das obwohl das Unternehmen grundsätzlich sehr gute Geschäftszahlen vorweisen kann.

Nach zwei harten Verlustjahren hat sich der Reifenhersteller und Autozulieferer aus den roten Zahlen befreit, nun stellt er sich wegen des Krieges in der Ukraine und weiterer Risiken aber auf neue Probleme für die globale Autobranche ein. Das Unternehmen erzielte 2021 unterm Strich 1,46 Milliarden Euro Gewinn.

Davor hatten der Corona-Absatzeinbruch sowie der Konzernumbau das Dax-Unternehmen belastet. Zuletzt gelang eine Stabilisierung - obwohl das Marktumfeld "anhaltend turbulent" war, wie es am Mittwoch hieß.

Elektronik-Engpässe hatten die Industrie weltweit getroffen. Aufträge konnten nicht abgearbeitet werden. "Bei der Versorgung rechnen wir in der zweiten Jahreshälfte mit einer leichten Verbesserung", sagte Finanzchefin Katja Dürrfeld. Die Mehrkosten für Beschaffung und Logistik dürften sich aber bei bis zu 2,3 Mrd. Euro einpendeln.

Suche nach Alternativen

Angesichts des Kriegs prüft Continental alternative Standorte für die Belieferung aus Kaluga, wo der Konzern ein Werk für Reifen und Maschinenteile hat.

Noch geht das Management für 2022 von anziehenden Geschäften aus. Vorstandschef Setzer warnt allerdings: "Sollte die geopolitische Lage angespannt bleiben oder sich gar verschlechtern, kann dies eine nachhaltige Störung in Produktion, Lieferketten und Nachfrage verursachen." Conti rechnet im aktuellen Szenario mit 38 Mrd. bis 40 Mrd. Euro Umsatz.

"Das abgelaufene Geschäftsjahr hat uns erneut stark gefordert", bilanzierte Setzer. Conti verpasste sich eine neue Struktur, welche die Rolle des autonomen Fahrens aufwerten soll. Gerüchte über einen möglichen Börsengang der Sparte wollte er nicht kommentieren. Eher zugeknöpft gab sich Setzer auch dazu, was das Projekt des Großkunden Volkswagen mit dem Rivalen Bosch in diesem Bereich bedeutet: "Wir sind mit allen Kunden im permanenten Austausch, wir sind offen für Kooperationen."

Reifen könnten unterdessen teurer werden. "Wir sehen weitere substanzielle Preiserhöhungen bei Rohstoffen, nicht nur bei Metallen, sondern auch bei ölbasierten, die für unser Reifengeschäft wichtig sind", erklärte Setzer. (apa/red/pd)