Greiner CEO Kühner über radikale Innovation : Greiner Innoventures: "Was ist schon ein Quartal?"

Axel Kühner CEO Greiner

"Wir wollen Dinge auf den Kopf stellen": Axel Kühner CEO Greiner

- © Christian Huber FOTOGRAFIE&Film

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Kühner, die Kunststoffindustrie unterliegt einem historischen Wandel – Kreislaufführung wird zum neuen Geschäftsmodell. Welche Weichenstellungen bedingt das für Greiner?

Axel Kühner: In der Kunststoffindustrie führt kein Weg an Recycling vorbei. Kunststoffabfälle nicht als Müll, sondern als wertvollen Rohstoff zu sehen, ist die Zukunft. Wir beschäftigen uns daher in unseren Innoventures mit Kreislaufwirtschaft in all seinen Facetten. Wir wollen Dinge auf den Kopf stellen. Dazu müssen wir völlig neue Ansätze finden.

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Es braucht dabei langen Atem. Wie schafft man es, Projekte innerhalb der Innoventures nicht zu früh „abzudrehen“?

Kühner:
Wir haben die Projekte bewusst aus der Greiner AG sowie aus dem Tagesgeschäft der Spartenunternehmen ausgegliedert. Durch Greiner Innoventures haben die Projekte Zeit zu reifen. Wenn wir an die Idee glauben, ist das völlig in Ordnung – denn was ist schon ein Quartal im Vergleich zur 155-jährigen Firmengeschichte von Greiner?

Welches Organisationsmodell haben Sie für die Innoventures gewählt?


Kühner:
Greiner Innoventures ist auf der einen Seite organisatorisch sehr nahe am Top-Management angesiedelt, um schnelle Entscheidungen und den entsprechenden Rückhalt für mutige Schritte sicherzustellen.

Auf der anderen Seite haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, diese innovativen Themen in einer eigenen Gesellschaft mit Geschäftsführung abzubilden und damit außerhalb des heutigen Kerngeschäfts und der Zentrale mit den nötigen Freiheiten auszustatten.

Greiner Zeroplast Mitarbeiter
Mitarbeiter der Greiner Zeroplast - © Greiner

Was braucht es innerhalb der Innoventures, um vielversprechende Kandidaten wie Zeroplast oder Matr zu identifizieren?

Kühner:
Genug Zeit für Recherche, losgelöst von den Anforderungen im täglichen Business und natürlich Out-Of-the-Box denken.

Von Ihnen stammt die Aussage „Als CEO muss ich die Innoventures manchmal vor mir selbst und meinem Effizienzanspruch schützen“. Wie gut gelingt Ihnen das für gewöhnlich?

Kühner:
Wenn das Positive eindeutig überwiegt, ist es einfach. Im Zuge der strategischen Neuausrichtung, die Greiner Innoventures gerade vollzieht, gilt das umso mehr.

Die Führung der Greiner Innoventures wechselte unlängst....

Kühner:
Ich bin überzeugt, dass Roland Riepl der richtige Geschäftsführer für die strategische Neuausrichtung ist. In Zukunft soll sich der Innovationshub noch stärker auf die Fragestellungen unserer Spartenunternehmen und Kunden fokussieren. Roland Riepl bringt dafür wertvolle Erfahrungen aus seiner Zeit bei Greiner Bio-One sowie umfassende Expertise im Innovationsmanagement mit.

Wann wird der Zeitpunkt gekommen sein, Zeroplast und deren Innovationen stärker an die Kernorganisation zu binden – und welche Gefahren birgt dies?

Kühner: Die Materialentwicklung muss so weit abgeschlossen sein, dass ein stabiles technologisches Fundament vorhanden ist. Danach kann im weiteren Schritt ein Spartenunternehmen oder anderer Partner darauf aufbauen.

AXEL KUEHNER CEO Greiner AG
"Es braucht ein stabiles technologisches Fundament." Axel Kühner, CEO Greiner - © Christian Huber Fotografie www.christianhuberfotografie.com

ZUM UNTERNEHMEN

Greiner mit Sitz in Kremsmünster ist ein weltweit führendes Unternehmen für Kunststoff- und Schaumstofflösungen.

Die Unternehmensgruppe – eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft – operiert aus einer klassischen Holdingstruktur mit drei operativen Sparten: Greiner Packaging, NEVEON und Greiner Bio-One.

Greiner hat mehr als 11.600 Mitarbeiter in 34 Ländern. Neben den drei operativen Sparten ist Greiner Innoventures Teil der globalen Unternehmensgruppe.