Energiewende in Österreich : EVN steigert Gewinn trotz Umsatzrückgang – Erneuerbare Energien auf Rekordhoch

Die EVN zieht sich aus dem Projektgeschäft zurück - und verkauft die deutsche Tochter WTE

Der Energieversorger EVN hat in den ersten drei Quartalen des Wirtschaftsjahres 2023/24 zwar mit 2,5 Mrd. Euro um 13,9 Prozent weniger umgesetzt, aber das Konzernergebnis um 14,5 Prozent auf 479,6 Mio. Euro gesteigert

- © EVN

Der Energieversorger EVN verzeichnete in den ersten drei Quartalen des Wirtschaftsjahres 2023/24 trotz eines Umsatzrückgangs von 13,9 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro eine Steigerung des Konzernergebnisses um 14,5 Prozent auf 479,6 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Hauptursache für den Umsatzrückgang waren laut EVN die gesunkenen Großhandelspreise für Strom und Erdgas. Gleichzeitig profitierte das Unternehmen von einem höheren Anteil erneuerbarer Energien sowie von gestiegenen Netzgebühren in Niederösterreich.

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Nach den Turbulenzen am Energiemarkt gingen die Großhandelspreise für Strom und Gas deutlich zurück. Zudem wurde das Gaskraftwerk Theiß, das zur Stabilisierung des Netzes dient, weniger häufig eingesetzt. Zusätzlich wirkten sich geringere Absatzmengen und Preisentwicklungen beim Erdgas sowie der aufgrund milder Temperaturen gesunkene Wärmeabsatz negativ auf den Umsatz aus. Auch die niedrigeren Netztarife in Bulgarien trugen zum Umsatzrückgang bei, erläuterte der börsennotierte Versorger. Das internationale Projektgeschäft verzeichnete ebenfalls einen Rückgang, da eine Kläranlage in Kuwait weitgehend abgeschlossen wurde. Dennoch ist die EVN-Tochter WTE weiterhin in Projekten in Deutschland, Polen, Rumänien, Nordmazedonien, Bahrain und Kuwait aktiv. Gleichzeitig konnte die EVN von einem höheren Anteil erneuerbarer Energien und gestiegenen Netzentgelten in Niederösterreich profitieren.

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- © Industriemagazin

Zuwachs bei Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen

Die EVN konnte in den ersten drei Quartalen ihre Stromproduktion um 11 Prozent auf 2.586 Gigawattstunden (GWh) steigern. Besonders bemerkenswert war der Zuwachs bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, die um 22,4 Prozent auf 2.169 GWh anstieg. Dieser Zuwachs wurde durch ein im Vergleich zum Vorjahr intensiveres Windaufkommen, Erweiterungen der Kapazitäten und ein überdurchschnittliches Wasserdargebot begünstigt. Dadurch erhöhte sich der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Stromproduktion auf 83,9 Prozent, verglichen mit 76,4 Prozent im Vorjahreszeitraum.

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Die gesunkenen Primärenergiekosten führten zu einer Reduktion der Kosten für den Fremdstrombezug und die Energieträger um 21,6 Prozent auf 1,05 Mrd. Euro. Aufgrund der geringeren Aktivitäten im internationalen Projektgeschäft gingen die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand um 16,3 Prozent auf 382,5 Mio. Euro zurück. Demgegenüber stiegen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 15,1 Prozent auf 159,1 Mio. Euro, was vor allem auf eine Wertberichtigung im internationalen Projektgeschäft zurückzuführen ist.

Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) konnte insgesamt um 9,3 Prozent auf 657,9 Mio. Euro gesteigert werden. Das Finanzergebnis legte um 22,5 Prozent auf 162,3 Mio. Euro zu, was laut dem Versorger auf die höhere Dividende vom Verbund zurückzuführen ist.

Ausbau der Netzinfrastruktur

Im Berichtszeitraum investierte die EVN 438,6 Mio. Euro, was einer Steigerung von 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Fokus der Investitionen lag vor allem auf dem Ausbau der Netzinfrastruktur und der Errichtung neuer Anlagen für erneuerbare Energien. So nahm im Juni der Windpark Sigleß-Pöttelsdorf mit einer Leistung von 8,4 Megawatt (MW) den Betrieb auf, und weitere Windparks in Prellenkirchen (47,6 MW) und Paasdorf (22,2 MW) befinden sich im Bau. Darüber hinaus investierte die EVN in eine Transportleitung zur Sicherung der Trinkwasserversorgung im Wald- und Weinviertel. Trotz dieser Investitionen konnte die EVN ihre Nettoverschuldung von 1,364 Mrd. Euro auf 1,134 Mrd. Euro reduzieren.

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Für das gesamte Wirtschaftsjahr erwartet die EVN weiterhin ein Konzernergebnis im oberen Bereich der prognostizierten Bandbreite von 420 bis 460 Mio. Euro. Zudem plant der Konzern für das Gesamtjahr eine Ausschüttung von mindestens 0,82 Euro pro Aktie. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 hatte die EVN eine Dividende von 0,52 Euro sowie eine Sonderdividende von 0,62 Euro gezahlt, was insgesamt 1,14 Euro je Aktie ergab.