Kartelle : EU-Kommission befürchtet Preisabsprachen bei Übernahme von Pfleiderer Polska durch Kronspan

ABD0003_20220120 - STUTTGART - DEUTSCHLAND: 19.01.2022, Baden-W?rttemberg, Stuttgart: ILLUSTRATION - Holz lagert in einem Wald. Eine Gruppe von S?gewerken verlangt vom Land Baden-W?rttemberg Schadensersatz. Der Vorwurf lautet, dass das Land ?ber Jahrzehnte ein Vertriebskartell f?r Rundholz betrieben hat. Foto: Bernd Wei?brod/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. - FOTO: APA/dpa/Bernd Wei?brod

Holzindustrie: Bedenken gegen österreichisches Engagement in Polen

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Die EU-Kommission hat Zweifel an der Übernahme der Polen-Tochter der deutschen Pfleiderer-Gruppe durch den Salzburger Spanplattenerzeuger Kronospan. Eine eingehende Prüfung der geplanten Übernahme sei eingeleitet worden, teilte die EU-Kommission am Dienstagabend mit. Die EU-Wettbewerbsbehörde befürchtet eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs zwischen Anbietern von Holzwerkstoffplatten in Polen und Nachbarregionen.

In der Vergangenheit kam Kronspan unter anderem auch wegen lascher Auslegung von Umweltauflagen ins Gerede. So protestierten 2015 Anwohner des rumänischen Standorts in Sebeș und 2018 Bewohner der polnischen Stadt Mielec gegen das Unternehmen und für striktere Umweltauflagen. In der Ukraine standen Vorwürfe wegen illegaler Holzschlägerungen im Raum. In Rumänien musste das Unternehmen wegen kartellrechtlicher Verstöße im Zuge eines Vergleich rund 10 Millionen Euro an die dortige Wettbewerbsbehörde zahlen.

Kronspan ist eng mit der Salzburger Unternehmerfamilie Kaindl verbunden, der Jahresumsatz wird auf 2 Milliarden Euro geschätzt. Die tatsächlichen Besitzverhältnisse sind aufgrund einer komplexen Unternehmensstruktur mit Holdinggesellschaften auf Zypern und den Kanalinseln schwer überschaubar.

Kronspan agiert in erster Linie in Osteuropa und bildet ein Geflecht aus rund vierzig Unternehmen. Das Unternehmen hat sich an etlichen Privatisierungen nach der Wende beteiligt und ist heute in so gut wie allen osteuropäischen Staaten vertreten. Auch in Russland und in China werden unter dem Dach von Kronospan Spanplatten gefertigt.

Sorgen wegen Monopolbildung

Nach eigenen Angaben ist Kronospan der weltgrößte Hersteller von holzbasierten Verkleidungselementen. Unter dem Namen Kronochem werden auch Chemikalien für die Holzverarbeitung angeboten. Kronospan und Pfleiderer Polska sind die größten Anbieter von Holzwerkstoffplatten, die wichtige Vorprodukte für Küchen und Möbel sind. Da diese Märkte bereits konsolidiert sind, müssen wir sorgfältig prüfen, ob die durch die geplante Übernahme ausgelösten Veränderungen in der Wettbewerbslandschaft zu höheren Preisen und einem geringeren Wettbewerb in diesem Wirtschaftszweig führen würden", sagt die für Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager, laut Aussendung.

Der geplante Zusammenschluss von Kronspan und Pfleiderer Polska könnte für Bau- und Industriekunden sowie für Endverbraucher höhere Preise und eine geringere Auswahl bei Spanplatten, Faserplatten und Bauteilen zur Folge haben, befürchtet die EU-Kommission. Nach dem Zusammenschluss würden die beteiligten Unternehmen bei jeder dieser Arten von Holzwerkstoffplatten in mehreren Einzugsgebieten ihrer Produktionsstätten in Osteuropa über hohe gemeinsame Marktanteile verfügen und es würden nur wenige oder keine glaubwürdigen alternativen Anbieter verbleiben. In der Holzinustrie haben Preisabsprachen immer wieder zu Aufregung geführt.

Auch befürchtet die EU-Kommission Absprachen zwischen Pfleiderer und Kronospan nach der Übernahme. Das Vorhaben wurde am 15. Februar 2022 bei der Kommission zur Genehmigung angemeldet. Kronospan und Pfleiderer Polska hätten keine Zusagen gemacht, um die Bedenken der EU-Kommission auszuräumen, so die EU-Kommission, die nun innerhalb von 90 Arbeitstagen, also spätestens am 22. August 2022, einen Beschluss erlassen muss.