Conti vor Trennung von Displaygeschäft : Conti will Teile von Auto-Geschäft abspalten

Zulieferer Continental Conti

Conti will sich verkleinern: Teile der Autosparte sind am Prüfstand

- © APA/dpa/Julian Stratenschulte

Der Autozulieferer Continental bereitet die Trennung von seinem Displaygeschäft vor. Ziel sei es, sich in der Sparte Automotive noch stärker auf wachstumsstarke und wertschaffende Geschäftsfelder zu fokussieren, teilte das Unternehmen am Montag bei seinem Kapitalmarkttag mit.

Autozulieferer Continental will 5500 Stellen streichen

Entsprechend werde die organisatorische Unabhängigkeit des Geschäftsfeldes User Experience vorbereitet. Continental-Chef Nikolai Setzer sagte, es würden nun strategische Optionen geprüft - darunter auch ein Verkauf, eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen oder ein Börsengang. Zu einem Zeitplan, bis wann die Sparte abgespalten sei solle, äußerte sich Setzer nicht.

Auch andere Teile der Automotive-Sparte stünden auf dem Prüfstand; dabei gehe es insgesamt um einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro, sagte der Continental-Chef weiter. Details dazu nannte er nicht, allerdings verwies er darauf, dass sich diese Sparten nicht so entwickelten wie erhofft. Das Geschäft mit autonomem Fahren solle dagegen bei Continental bleiben, betonte Setzer. "Zu dem Zeitpunkt sind kein Verkauf und keine Abspaltung geplant."

Die Automotive-Sparte bei Continental ist seit längerem unter Druck. Im Sommerquartal profitierte sie zwar von Preiserhöhungen und steigerte die Gewinnmarge. Mit 2,8 Prozent liegt die Rendite aber deutlich niedriger als in den anderen Sparten. Erst vor wenigen Wochen hatte Continental angekündigt, Tausende Stellen in der Sparte zu streichen, vor allem in der Verwaltung. Das Unternehmen erhofft sich davon Einsparungen von 400 Millionen Euro. Zusätzlich soll die Entwicklung auf Vordermann gebracht werden. Derzeit betreibt Continental weltweit 82 Entwicklungsstandorte, welche verstärkt gebündelt werden sollten. Auf diese Weise sollen die Forschungs- und Entwicklungskosten in der Autosparte reduziert werden, kurzfristig auf elf Prozent des Umsatzes, mittelfristig auf weniger als zehn Prozent.

Bereits im Sommer hatte Setzer angekündigt, auch die Sparte ContiTech, in der unter anderem Dichtungen und Riemen für Fahrzeuge gebündelt sind, für Verkäufe unter die Lupe zu nehmen. Setzer will das Industriegeschäft in der Sparte ausbauen. Mittelfristig soll es von derzeit 55 auf 60 Prozent gesteigert werden, langfristig sollen vier Fünftel der Erlöse in der Sparte aus dem Industriegeschäft kommen.


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Seinen Umsatz will Continental mittelfristig auf 51 bis 56 Milliarden Euro steigern; die Autosparte soll dazu 26 bis 29 Milliarden beitragen, das Reifengeschäft 17 bis 18 Milliarden und die Sparte ContiTech acht bis neun Milliarden. Bei der Gewinnmarge setzt sich Continental acht bis elf Prozent als Ziel, wobei die Autosparte mit sechs bis acht Prozent deutlich hinter den anderen Sparten nachhinken dürfte. (APA/Reuters)

Nikolai Setzer Continental
Continental-Chef Nikolai Setzer sagte, es würden nun strategische Optionen geprüft - darunter auch ein Verkauf, eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen oder ein Börsengang. - © Continental

Conti: Rotstift angesetzt

Nach einem Bericht des "Manager Magazins" will Conti weltweit rund 5.500 Stellen im Autogeschäft streichen, davon mehr als 1.000 in Deutschland, vor allem in der Verwaltung, wie das Magazin am Sonntag unter Berufung auf Konzernmanager berichtete. Die Bereiche Produktion und Entwicklung sowie die Herstellung von Reifen seien nicht betroffen.

Das entspricht einem Anteil von rund drei Prozent an der Gesamtbelegschaft. Auf die rund 30 deutschen Standorte entfielen mehr als 1.000 dieser Arbeitsplätze. In der Autosparte arbeiten weltweit gut 100.000 Menschen, im betroffenen indirekten Bereich sind es dem Bericht zufolge rund 25.000. Im gesamten Konzern sind über 200.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig.

Jahrelanger Misserfolg der Sparte


Damit reagiere das Continental-Management auf die jahrelangen Misserfolge der Sparte. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, soll ab 2025 eine jährliche Kostenentlastung von 400 Millionen Euro im Verwaltungsbereich greifen. Unter anderem sollen die Geschäftsbereiche stärker gebündelt werden. Die Maßnahmen sollen Entscheidungsprozesse beschleunigen und die Effizienz der Ausgaben für Forschung und Entwicklung erhöhen. Bereits am Freitag sei das Top-Management informiert worden.

Das Unternehmen teilte dem Magazin mit, es prüfe "weitere Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmensbereichs Automotive". Dazu gehörten auch mögliche Veränderungen in den Führungsstrukturen, um künftig schnellere und agilere Entscheidungen zu ermöglichen und die Kostenseite zu entlasten. Es wird laut Unternehmen noch analysiert, welche Maßnahmen am besten geeignet sind, diese Ziele zu erreichen: „Sobald konkrete Entscheidungen getroffen sind, wird Continental zunächst intern und dann die Öffentlichkeit informieren.“

Autosparte ist großes Verlustgeschäft


Seine Gewinne erwirtschaftet der Dax-Konzern vor allem mit dem Reifen- und Industriegeschäft. Die Autosparte, in der Conti einen Großteil seines Zukunftsgeschäfts mit Autosoftware, Sensoren und Autokomponenten bündelt, trägt trotz jahrelanger hoher Investitionen noch nicht dazu bei. Im dritten Quartal hatte die Sparte einen Verlust von 2,6 Millionen Euro ausgewiesen, in den ersten neun Monaten lag der Verlust bei mehr als 26 Millionen Euro. Verglichen mit dem Vorjahresquartal ist das zwar eine deutliche Verbesserung, doch Continental will noch mehr erreichen.

Derzeit arbeitet der Vorstand um Konzernchef Nikolai Setzer und Chefkontrolleur Wolfgang Reitzle an Restrukturierungsplänen. "Unser Ziel ist ein nachhaltig profitabler Unternehmensbereich, der aus eigener Kraft Investitionen in seine Zukunft tätigen kann", sagte Spartenchef Philipp von Hirschheydt. (APA/red)

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Nach einem Bericht des "Manager Magazins" will Conti weltweit rund 5.500 Stellen im Autogeschäft streichen, davon mehr als 1.000 in Deutschland - © Continental