Halbleitermangel Autoindustrie : Kurzarbeit bei ZF & Bosch: Chip-Engpass von Nexperia bringt Werke in Bedrängnis

Der Autozulieferer Bosch will Kosten sparen und etwa 13.000 weitere Stellen abbauen, vor allem an deutschen Standorten der Zuliefersparte Mobility.

Produktion bei Bosch: Drohgt wegen Halbleitermangels nun die Kurzarbeit für die Belegschaft?

- © Bosch

Aufgrund anhaltender Chip-Lieferengpässe bereitet sich der deutsche Automobilzulieferer ZF an einzelnen Standorten vorsorglich auf Kurzarbeit vor. Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Aufgrund der dynamischen Lage bereiten wir uns vorsorglich an einzelnen Standorten auf Kurzarbeit vor.“ Hintergrund sind Lieferprobleme beim niederländischen Halbleiterhersteller Nexperia, wie zuvor die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der SWR berichteten.

>>> Chipmangel spitzt sich zu: Mercedes-Chef warnt vor neuer Halbleiterkrise

Besonders betroffen sind Produktionsbereiche, die elektronische Komponenten herstellen – etwa für Bremssysteme, in denen die betroffenen Chips verwendet werden. Wie viele Beschäftigte konkret in Kurzarbeit gehen müssen, lasse sich derzeit noch nicht sagen, so der Sprecher, da dies stark vom Tempo der Chip-Lieferungen abhänge.

Immer informiert über Österreichs Industrie? Abonnieren Sie unser Daily Briefing – kompakt, relevant und pünktlich um 7 Uhr direkt in Ihrem Posteingang. Jetzt anmelden und keinen wichtigen Branchentrend mehr verpassen!

Lieferengpässe bei Nexperia-Chips: Bosch meldet Kurzarbeit in Salzgitter an

Auch der Zulieferer Bosch sieht sich gezwungen zu reagieren. Für das Werk Salzgitter wurde bereits Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit angemeldet. „Im Werk Salzgitter reagieren wir flexibel auf Produktionsanpassungen. Dazu können wir bedarfsabhängig auf das bewährte Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, die wir entsprechend angemeldet haben“, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die aktuellen Lieferengpässe bei Nexperia-Halbleitern stellten Bosch weiterhin vor erhebliche Herausforderungen.

>>> Zuliefer-Krise verschärft sich: Chinas Tempo setzt deutsche Hersteller unter Zugzwang

Die Lage spitzt sich durch den weltweiten Mangel an Elektronikkomponenten aus chinesischer Produktion weiter zu. Viele Automobilhersteller und Zulieferer stehen dadurch unter Druck. Ein Sprecher von ZF äußerte sich verhalten optimistisch: „Wir begrüßen, dass offensichtlich Bewegung in die politischen Gespräche kommt und Exportlockerungen für Nexperia-Chips aus chinesischer Fertigung im Raum stehen.“ Noch sei jedoch unklar, wann und in welchem Umfang die Lieferungen aus China wieder aufgenommen werden könnten.

Bosch-Werk im deutschen Salzgitter 

- © Bosch

Nexperia-Konflikt: Wie ein Exportstopp die Autoindustrie ins Wanken bringt

Die Automobilindustrie gerät durch den Streit um den niederländischen Chip-Hersteller Nexperia zunehmend unter Druck. Die chinesische Regierung hat den Export von Nexperia-Halbleitern, die in China für den Weltmarkt verpackt werden, untersagt. Davon betroffen sind wichtige Branchenunternehmen wie BMW, Volkswagen und Bosch, denen nun Produktionsausfälle drohen.

>>> Mitteleuropäische Industrie im Kostenvergleich: 25 % teurer als China – was jetzt helfen soll

Nexperia, einst Teil von Philips und seit 2019 im Besitz des chinesischen Konzerns Wingtech, produziert jährlich rund 100 Milliarden Chips. Die Herstellung erfolgt größtenteils in Europa, die sogenannte Endmontage („Packaging“) jedoch traditionell in China – ein arbeitsintensiver Prozess, bei dem Chips in Gehäuse eingesetzt und getestet werden. Diese Abhängigkeit trifft die Industrie nun hart, da die Lieferkette unterbrochen ist.

Der Konflikt hat sich verschärft, seit Wingtech auf einer US-Embargoliste steht und die niederländische Regierung Nexperia unter staatliche Kontrolle gestellt hat. In Reaktion darauf verhängte Peking das Exportverbot. Eine kurzfristige Umstellung auf andere Packaging-Dienstleister gilt als schwierig – nicht zuletzt wegen regulatorischer Hürden in der Autoindustrie.

Während einige Branchenvertreter den Ernst der Lage relativieren, warnen andere, dass für bestimmte ältere Chip-Typen kaum Alternativen verfügbar seien. Der Aufbau europäischer Packaging-Kapazitäten ist laut Experten bislang an fehlender Kundennachfrage und politischer Unterstützung gescheitert.

Nexperia-Produktion in Hamburg 

- © Nexperia