600.000 Antriebe jährlich geplant : BMW startet Vorserienproduktion von E-Motoren in Steyr
Neue BMW-Elektroantriebe im Werk Steyr
BMW hat nun offiziell mit der Vorserienproduktion der neuen Elektro-Antriebe am Standort Steyr begonnen. Diese Antriebe werden künftig für umfangreiche interne Tests genutzt. In etwa einem Jahr soll die Serienproduktion der neuen Generation an E-Motoren starten, wie am Mittwoch bei einer Pressekonferenz verkündet wurde.
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"Wir rechnen damit, dass rund 50 Prozent des Absatzes bis 2030 die E-Mobilität betreffen wird", erklärte Klaus von Moltke, Leiter des BMW Werks in Steyr. "Es wird Teil unserer Mobilität sein und auch bleiben." Von Moltke äußerte sich jedoch zurückhaltend dazu, wie lange BMW noch an der Entwicklung von Verbrennungsmotoren festhalten wird. Er betonte, dass sich das Unternehmen an den Marktbedingungen orientieren werde, wobei ein mögliches Verbrenner-Verbot in der EU ab 2035 ein wichtiger Faktor sei.
600.000 E-Motoren ab 2028
Wie bereits seit 2022 vorgesehen, ist inzwischen rund die Hälfte der neuen Produktionsflächen fertiggestellt. Ab 2028 sollen auf einer Fläche von etwa 45.000 Quadratmetern jährlich bis zu 600.000 Antriebe in Steyr gebaut werden. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 1 Milliarde Euro, von denen etwa drei Viertel direkt in die Produktion fließen. Mit dem Start der Vorserienproduktion habe man bereits "zwei Drittel des zeitlichen Fortschritts des Projekts" erreicht, hieß es weiter. Ab dem dritten Quartal 2025 sollen die Antriebe der neuen Klasse auf die Straße kommen, zuvor werden sie aber ausgiebig getestet – sowohl auf Prüfständen als auch im realen Straßenverkehr und auf Rennstrecken.
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Das Werk in Steyr soll zum Kompetenzzentrum für die sechste Generation von E-Motoren ausgebaut werden. Derzeit beschäftigt BMW an diesem Standort 4.500 Mitarbeiter, deren Anzahl auch zukünftig gesichert werden soll. Ob diese Zahl weiter steigen wird, hänge von der Entwicklung des Marktes ab, so von Moltke. Im Bereich der Entwicklung sind bereits zwei Drittel der Mitarbeiter auf E-Mobilität spezialisiert, während der Anteil in der Produktion noch geringer ist.
Auch Vertreter der oberösterreichischen Politik, darunter Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und der Bürgermeister von Steyr, Markus Vogl (SPÖ), zeigten sich bei der Pressekonferenz erfreut. Begriffe wie "geschichtsträchtig" und "epochal" wurden im Zusammenhang mit der Bedeutung des Projekts für die österreichische Industrie genannt. Stelzer betonte, dass Technologieoffenheit wichtig sei, während die Politik vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Bildung und Forschung gefordert sei. Vogl hob hervor, dass es sich bei dem Serienanlauf um ein besonderes Ereignis handele: "Es ist ein riesiger Vertrauensbeweis der BMW Group für den Standort, dass die neue Klasse der Elektro-Motoren genau hier gebaut wird."
Am Beginn einer langen Entwicklung
Josef Honeder, Leiter des Entwicklungsstandorts in Steyr, erinnerte daran, dass die Arbeiten an der Grundkonzeption bereits 2020 begonnen hätten. "Wir sehen uns beim E-Antrieb am Beginn einer langen Entwicklung, wie es beim Verbrenner vor 100 Jahren war". Besonders stolz sei man darauf, dass wesentliche Komponenten wie das Gehäuse und der Inverter direkt vor Ort gefertigt werden können.
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Werksleiter von Moltke bestätigte zudem, dass auch Wasserstoff als Antriebstechnologie für BMW eine Rolle spiele. Zwar werde in diesem Bereich geforscht, jedoch gäbe es für den Standort Steyr noch keinen konkreten Auftrag in dieser Richtung. Derzeit produziere das Werk weiterhin etwa eine Million Verbrennungsmotoren pro Jahr für den Weltmarkt. "Unsere Aufgabe ist es, uns breit aufzustellen und an der Dekarbonisierung mitzuarbeiten", so von Moltke.
BMW beschäftigt in Österreich insgesamt rund 8.000 Mitarbeiter. Im Jahr 2023 erwirtschafteten die österreichischen BMW-Gesellschaften einen Umsatz von etwa 8,9 Milliarden Euro. Das Werk in Steyr spielt zudem eine zentrale Rolle in der Entwicklung neuer Antriebstechnologien.