Kooperation BMW-Mercedes : Tabubruch mit Ansage: Mercedes und BMW verhandeln über Motoren-Allianz

Ausgerechnet die Erzrivalen Mercedes und BMW stehen offenbar in intensiven Gesprächen über eine Motoren- und Getriebe-Allianz.
- © vector_master - stock.adobe.comWas noch vor einem Jahrzehnt als unvorstellbar galt, könnte bald Realität werden: Mercedes-Benz und BMW, jahrzehntelange Rivalen im Premiumsegment, stehen laut einem Bericht des Manager Magazins in fortgeschrittenen Gesprächen über eine tiefgreifende technische Kooperation. Im Zentrum: die gemeinsame Nutzung von Motoren und Getrieben ab dem Jahr 2027.
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Die Gründe für diesen potenziellen Pakt sind vielfältig – und sprechen eine klare Sprache: Der Markt für Verbrenner schrumpft, die Investitionskosten steigen, und der Druck zur Effizienz wächst. Für beide Konzerne rückt damit eine strategische Allianz in den Bereich des Möglichen – nicht aus Freundschaft, sondern aus ökonomischer Notwendigkeit.
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BMW profitiert vom Festhalten an der „Zweigleisigkeit“
Während Mercedes in den vergangenen Jahren mit Nachdruck auf Elektromobilität setzte und klassische Verbrennertechnologien zurückfuhr, verfolgte BMW eine Parallelstrategie. Die Münchner hielten an der Weiterentwicklung beider Antriebstechnologien fest – mit einem Aufwand, der sich nun bezahlt machen könnte.
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Insbesondere das Werk im oberösterreichischen Steyr spielt dabei eine Schlüsselrolle. Bereits heute stammen rund 50 Prozent aller BMW-Motoren weltweit aus diesem Werk – Tendenz steigend. Die Produktionskapazitäten seien, so ist zu hören, noch nicht ausgeschöpft. Eine mögliche Lieferung an Mercedes könnte dem Standort zusätzliche Sicherheit geben.
Källenius’ Kehrtwende
Der Strategiewechsel bei Mercedes wurde spätestens im Jahr 2024 greifbar. Konzernchef Ola Källenius räumte in einem Pressegespräch mit der Stuttgarter Zeitung ein, dass der Verbrenner-Bedarf mittelfristig deutlich höher ausfällt als angenommen. Gleichzeitig schrumpft der Markt strukturell – was hohe Entwicklungs- und Fertigungskosten kaum mehr rechtfertigt.
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In dieser Gemengelage soll Källenius den Kontakt zu BMW gesucht haben. Der vertrauliche Vorschlag: Eine gegenseitige Belieferung mit Motoren und Getrieben ab 2027. Technisch scheint das machbar – BMW- und Mercedes-Entwicklungschefs sehen laut internen Quellen nur geringen Anpassungsbedarf.
Warum eine Allianz Sinn ergibt
Dass Mercedes grundsätzlich zu unorthodoxen Partnerschaften bereit ist, zeigt das laufende Motorenprojekt mit dem chinesischen Geely-Konzern. Dort werden etwa die 1,5-Liter-Vierzylinder für den CLA produziert. Eine Kooperation mit BMW – geografisch und technologisch näher – könnte die geopolitische Abhängigkeit von China verringern.
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Hinzu kommt: Mercedes’ abrupte Kurskorrektur in Richtung „Zurück zum Verbrenner“ macht neue Investitionen notwendig. Während BMW mit flexiblen Produktionslinien aufwartet, müsste Mercedes teure Kapazitäten neu aufbauen. Eine Allianz würde also nicht nur Know-how bündeln, sondern auch Milliarden sparen.
Und auch die USA spielen eine Rolle: Beide Konzerne produzieren große Stückzahlen in ihren US-Werken – ohne jedoch Motoren vor Ort zu fertigen. Eine gemeinsame Benziner-Produktion in Nordamerika könnte nicht nur Zölle vermeiden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Historische Skepsis bleibt
Dennoch gibt es auch kritische Stimmen – und historische Parallelen. Bereits 2009 gab es einen ähnlichen Anlauf. Die damaligen Konzernchefs Norbert Reithofer (BMW) und Dieter Zetsche (Daimler) verhandelten über eine technische Zusammenarbeit. Doch der Plan scheiterte an unterschiedlichen Spezifikationen und tief sitzendem Ingenieursstolz. Die Konsequenz: Die Gespräche wurden ergebnislos beendet.
Ob es diesmal anders läuft, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Klar ist: Die Lage in der Branche ist heute deutlich angespannter. Und was früher ein Tabubruch war, könnte nun zur Überlebensstrategie werden.