E-Autos aus China : BMW-Chef Oliver Zipse: Strafzölle der EU sind der falsche Weg

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BMW-Chef Oliver Zipse hält die Strafzölle der EU für den falschen Weg

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Die geplanten Einfuhrzölle der EU auf Elektroautos aus China könnten den deutschen Autobauer BMW erheblich unter Druck setzen. Das Joint Venture von BMW mit dem chinesischen Unternehmen Great Wall Motor, das den elektrischen Mini Cooper in China produziert, wird nicht von den reduzierten Zollsätzen profitieren, die die EU-Kommission für bestimmte Firmen vorsieht.

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In der am Mittwoch veröffentlichten Liste ist lediglich BMW Brilliance enthalten, das den SUV iX3 in China produziert und nach Europa exportiert. Trotz der Warnungen aus der deutschen Automobilindustrie kündigte die EU-Kommission am Mittwoch Sonderzölle auf die Einfuhr von Elektroautos aus China an. Diese Maßnahme wurde mit den durch hohe staatliche Subventionen in China verursachten Wettbewerbsverzerrungen begründet. Neben dem Standardsatz von zehn Prozent sollen differenzierte Zölle erhoben werden: 21 Prozent bei kooperierenden Unternehmen und bis zu 38,1 Prozent bei nicht kooperierenden.

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Tesla will Preise erhöhen

Diese Zölle betreffen jedoch nicht nur chinesische Unternehmen, sondern auch in China hergestellte Elektroautos westlicher Hersteller, die nach Europa importiert werden. Neben den deutschen Autobauern ist auch der US-Konzern Tesla betroffen. Tesla hat bereits angekündigt, den Preis für das in Shanghai produzierte Model 3 zu erhöhen, falls die Zölle in Kraft treten. Der US-Konzern verwies ausdrücklich auf die höheren Zölle und forderte potenzielle Käufer auf, im Juni noch zu bestellen. Details zur Preiserhöhung wurden nicht genannt.

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BMW produziert den neuen elektrischen Mini Cooper derzeit ausschließlich in China. Dafür hat der deutsche Autobauer gemeinsam mit Great Wall Motor das Joint Venture „Spotlight Automotive“ gegründet. Die Produktion läuft dort erst seit wenigen Monaten, weshalb viele der von der EU angeforderten Daten zu Produktionsvolumen und Verkaufszahlen noch nicht vorliegen. Im britischen Oxford werden derzeit nur Verbrennermodelle des Mini hergestellt; ab 2026 sollen dort auch elektrische Modelle gefertigt werden. Der erste elektrische Mini, ein Vorgängermodell der aktuellen Generation, gehört zu den absatzstärksten Elektroautos von BMW. Daher würden hohe Zölle auf dieses Modell BMW besonders hart treffen.

BMW lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab. BMW-Chef Oliver Zipse kommentierte die Zollankündigung der EU-Kommission mit den Worten: „Die Entscheidung für zusätzliche Importzölle sei der falsche Weg. Die EU-Kommission schadet damit europäischen Unternehmen und europäischen Interessen.“ Protektionismus berge die Gefahr, eine Spirale von Zöllen und Gegenmaßnahmen auszulösen.

China warnt vor Handelskonflikt

China warnt die EU-Kommission vor einem neuen Handelskonflikt im Streit um Strafzölle für Elektroautos. Das Außenministerium in Peking betonte am Donnerstag, dass das gegenseitige Vertrauen zwischen beiden Seiten nicht erschüttert werden dürfe. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, dass China alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werde, um die EU-Entscheidungen zu kontern. Die EU-Kommission droht China mit zusätzlichen Sonderzöllen auf Elektroautos, die bis zu 38,1 Prozent betragen könnten. Dies wurde am Mittwoch von der Brüsseler Behörde bekannt gegeben, mit der Begründung, dass hohe staatliche Subventionen in China zu Wettbewerbsverzerrungen führen.

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Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums forderte die EU auf, "auf vernünftige Stimmen zu hören und ihren Kurs sofort zu korrigieren". Er betonte, dass Handelskonflikte durch Dialog gelöst werden sollten. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua kommentierte: "Es ist zu hoffen, dass die EU einige ernsthafte Neubewertungen vornehmen wird und aufhört, weiter in die falsche Richtung zu gehen."

Die EU-Kommission hat insbesondere die chinesischen Hersteller BYD, Geely und SAIC im Visier. BYD soll einen zusätzlichen Importzoll von 17,4 Prozent zahlen, Geely 20 Prozent und der Volkswagen-Partner SAIC 38,1 Prozent. Diese Strafzölle kommen zusätzlich zum bisherigen Einfuhrzoll von zehn Prozent und betreffen auch westliche Hersteller wie Tesla und BMW, die in China produzierte Fahrzeuge nach Europa liefern. Unternehmen, die mit der EU kooperieren, sollen einen zusätzlichen Zoll von 21 Prozent zahlen.

Branchenexperte Albert Waas von der Unternehmensberatung BCG sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Die Erhöhung der Importzölle auf chinesische Fahrzeuge ist ein zweischneidiges Schwert und wird der deutschen Automobilindustrie mehr schaden als nutzen." Er fügte hinzu, dass die chinesische Regierung im Gegenzug die Zölle auf europäische Fahrzeuge erhöhen werde, was insbesondere die deutschen Hersteller treffen würde. Derzeit wird etwa ein Drittel des Absatzes in China erzielt. Chinesische Anbieter entwickeln deutlich günstigere Fahrzeuge, die gleichzeitig auf dem Gebiet der Software und Elektronikarchitektur überlegen seien. "Zölle sind jedoch der falsche Weg und führen nie zu einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt", so der Experte.

Der Markt für Elektroautos stagniert und das hat wohl einen Grund: Die Akzeptanz von Stromern am Markt wurde überschätzt – die tatsächliche Nachfrage nach E-Autos dürfte geringer sein, als selbst Experten in der allgemeinen Euphorie zu Beginn des Jahrzehnts angenommen haben. Oder anders ausgedrückt: Die Neugier am Markt ist befriedigt, die „Early Adopter“ haben zugegriffen, in der breiten Masse ist Elektromobilität noch nicht Mehrheitsfähig. Die schwache Nachfrage und die sinkenden Margen sind eine willkommene Verschnaufpause für Traditionshersteller, die mitten in der Transformation vom Verbrenner zu Elektro stehen. Mit ihren dicken Finanzpolstern können Sie auch jetzt noch den Hochlauf der E-Autoproduktion finanzieren, während hochverschuldete Startups dies unter hoher Zinsenlast stemmen müssen. Mit rentablen Verkäufen aus von Verbrennern und Hybriden können Sie die Milliarden, die derzeit in Forschung und Entwicklung der Batterietechnologie investiert werden, querfinanzieren. Das auf Skalierung setzende Geschäftsmodell der Elektro-Startups droht hingegen schon mit gleichbleibender Nachfrage in sich zusammenzufallen.