Lieferketten : Binder+Co: Krise auch mit Glück überstanden

Binder+Co Sortieranlage
© YouTube/ BinderCo

Binder + Co, ein steirischer Anlagenbauer von Sortiermaschinen und Recyclinganlagen, hat die Auswirkungen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine laut eigener Aussage erfolgreich überstanden. Bei einer Pressekonferenz am Montag in Graz sagte das Unternehmen, es sei von Lieferkettenproblemen sowohl bei Stahl als auch bei Halbleitern weitgehend unbeeinflusst geblieben. Auch das Auftragsbuch sei voll. Es wird eine größere Investition in das Firmengelände in Greisdorf getätigt. So soll unter anderem eine Photovoltaikanlage kommen.

Vorstand Martin Pfeffer ist „relativ zufrieden mit dem ersten Halbjahr 2022“, das von einer positiven Umsatzentwicklung und einer Ergebnissteigerung geprägt war. Zum Halbjahr lag der Auftragswert bei 85,2 Mio. € und das EBT bei 6 Mio. €. leicht über dem Vorjahreswert. Das EBT im Jahr 2021 erreichte 13,1 Mio. €. Die Eigenkapitalquote stieg von 37,1 % Ende 2021 auf 39,1 % im ersten Halbjahr 2022. Exporteinbußen nach Weißrussland und Russland wurden durch den asiatischen Markt, darunter drei Großaufträge in Indien, ausgeglichen. Wie es im Jahr 2023 weitergeht, ließe sich jedoch aufgrund einiger Unsicherheiten nicht sagen.

Im China-Geschäft habe es Veränderungen gegeben, eine dort seit 2013 bestehende Tochter sei wegen „immer schwieriger werdender Rahmenbedingungen“ verkauft worden, sagte Vorstand Pfeffer. Man könne aber den Markt auch von Österreich aus bearbeiten. "Wir waren es schon leid, unserem Geld nachzulaufen, manche Restzahlungen sah man jahrelang nicht. Zum Wettbewerb kommen auch noch sich schnell ändernde staatliche Auflagen, die oft nur binnen Wochen umzusetzen sind", so Pfeffer.

Nach Russland musste eine Kalisalztrocknungsanlage geliefert werden, die zu Beginn des Ukrainekrieges fast fertig war. Die Organisation der Liefer- und Zahlungsabwicklung ist schwierig, so das Unternehmen, und involviert viele Ministerien und die Nationalbank. Der komplette Auftragsausfall wäre für Binder + Co kein großer Verlust. Aber für die globale Landwirtschaft wäre der Verlust von Kali für die Düngung ein riesiger, hieß es.

Bei den Halbleitern spricht CEO Pfeffer einfach von Glück. Sie waren auf Ausfälle vorbereitet. Die Elektronik hätte später in die Anlagen eingebaut werden können, aber das wurde zum Glück vermieden. Stahl war im Frühjahr sehr gefragt und man hatte das Glück, genau zum richtigen Zeitpunkt Sonderformate an Stahl zu sichern. Die entsprechenden ukrainischen Stahlwerke im Donbass wurden während des Krieges zerstört.

Neuerungen mit weniger Energieverbrauch

Laut Vorstand Jörg Rosegger kann Binder + Co in Sachen Maschinen „vom Schüttgut zur Palette“ alles anbieten. In der Aufbereitungs- und Industrietechnik ist alles gut abgedeckt. "Die Trennung von Glas über Metall bis hin zu Kompost, das sind alles ähnliche Schritte, das ergänzt sich sehr gut. Nur die Verpackungstechnik ist ein eigener Zweig. Wenn Recycling gefragt ist, dann geht es uns besonders gut", so Rosegger.

Im Sommer 2022 wurde eine Investition von rund 3 Millionen Euro in eine neue Bohr- und Sägeanlage in Gleisdorf auf den Weg gebracht, sowie die Digitalisierung der Produktion beschleunigt. An einem Konzept für eine 3 Mio. Euro teure Photovoltaikanlage wird aktuell gearbeitet.

"Wir haben noch einiges an Hallendächern zur Verfügung, bis 2023 sollte diese installiert sein." Puncto Energie sei das Hauptthema Strom, Gas braucht der Betrieb nur zum Heizen.

Im mechanischen Bereich könnten Neuerungen angeboten werden. Die Spezialsiebmaschine „Bivitec e+“ wiegt um bis zu 40 % weniger, der Energieverbrauch bei der Antriebsleistung wurde um bis zu 65 % reduziert. Mit der neuen „Clarity“, so Rosegger, könne man eine deutlich bessere Trennung bei scheinbar identischen Materialien erreichen, dank schnellerer Datenauswertung, Kameras und Sensoren. Weniger Rückstände bedeuten in weiterer Folge auch günstigere Deponiekosten.

In Gleisdorf gibt es derzeit 240 Mitarbeiter, rund 400 im Konzern. Aktuell würden etwa 10 Mitarbeiter gesucht. Im Montagebereich käme es oft zu Abwerbungen. Dafür gibt es nun fünf neue, insgesamt 15, Auszubildende. (apa/red)