Boom der Energietechnik : Auch in Österreich: Siemens Energy plant Milliardeninvestition und 10.000 neue Jobs

Möglicher Verkauf von Siemens Energy: Für Österreich eine zwiespältige Botschaft*
*Wirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Fabrikstour im Siemens-Werk Gamesa in Cuxhaven Ende Jänner; mit Gamesa-Manager Jochen Eickholt

Siemens Energy geht in den nächsten Jahren von Investitionen in Milliarden-Höhe aus

- © Hauke-Christian Dittrich / dpa / picturedesk.com

Der deutsche Energiekonzern Siemens Energy plant eine Erweiterung seines Stromnetzgeschäfts und wird in den kommenden Jahren tausende neue Arbeitsplätze schaffen. "Wir werden in den nächsten 15 Jahren weltweit Investments in das Netz sehen, die so groß sind wie die der letzten 150 Jahre", erklärte Tim Holt, Vorstandsmitglied der Sparte Grid Technologies, am Dienstag.

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"Wir wollen an diesem Boom partizipieren und investieren daher bis 2030 insgesamt 1,2 Milliarden Euro und schaffen ca. 10.000 Jobs." Diese neuen Stellen werden vor allem in Deutschland, Großbritannien, Österreich, Kroatien und teilweise auch in Rumänien entstehen.

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Weltweit 99.000 Mitarbeitende

Holt hatte diese Pläne zuerst gegenüber der "Financial Times" (FT) bekanntgegeben. "Wir sehen diesen enormen Boom kommen", sagte er der Zeitung und hob die steigende Stromnachfrage sowie die veraltete Infrastruktur hervor. "Es hat bereits begonnen, Fahrt aufzunehmen", fügte der Manager hinzu. Die Aufträge der Sparte seien von 2021 bis 2023 bereits von 7 Mrd. auf 15 Mrd. Euro gestiegen. Im ersten Halbjahr 2024 seien Bestellungen im Wert von 12 Mrd. Euro eingegangen. Siemens Energy beschäftigt weltweit etwa 99.000 Mitarbeiter.

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Vollkommen anders ist die Situation bei der Siemens-Tochter Gamesa: Siemens Energy plant, laut einem internen Schreiben, 4.100 Arbeitsplätze bei seiner spanischen Windenergietochter abzubauen. Jochen Eickholt, der Chef von Siemens-Gamesa, schrieb in dem Brief an die Mitarbeiter: "Unsere derzeitige Situation erfordert Anpassungen, die über organisatorische Veränderungen hinausgehen. Wir müssen uns auf ein geringeres Geschäftsvolumen, weniger Aktivitäten in Nicht-Kernmärkten und ein gestrafftes Portfolio einstellen."

Bloomberg berichtete zuvor über diese Entwicklung. Dem Bericht zufolge könnten in Deutschland bis zu 370 Arbeitsplätze wegfallen, in Dänemark etwa 550 und in Spanien 430 Jobs. Das Unternehmen führt derzeit Gespräche mit Arbeitnehmervertretern, um die strukturellen Veränderungen zu besprechen.

Jochen Eickholt, CEO Siemens Gamesa
Jochen Eickholt, der Chef von Siemens-Gamesa - © Siemens Energy

Erhebliche Verluste durch Qualitätsmängel

Auf Nachfrage nannte Siemens Energy keine genauen Details. Das Unternehmen erklärte: "Das Wesen von Verhandlungen ist, dass das Ergebnis erst am Ende feststeht, nicht schon am Anfang. Wenn wir die Detailplanungen mit allen beteiligten Parteien besprochen haben und wissen, wie viele der betroffenen Stellen etwa durch Wachstum in anderen Bereichen abgefangen werden können, verkünden wir ein Ergebnis."

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Bereits Anfang Mai hatte Siemens Energy angekündigt, mit einem weiteren Führungswechsel die Sanierung von Gamesa voranzutreiben. Dabei sollten auch Standorte und Stellenabbau überprüft werden. Eine Reihe von Maßnahmen soll das Windgeschäft auf eine zweistellige Marge ausrichten. Das Onshore-Geschäft wird sich hauptsächlich auf stabile Märkte wie Europa und die USA konzentrieren, was ebenfalls eine Anpassung der Arbeitsplätze zur Folge haben wird. Zum Ende des Geschäftsjahres 2023 beschäftigte Siemens Gamesa etwa 29.000 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren hatte Gamesa aufgrund von Qualitätsmängeln erhebliche Verluste verzeichnet, die den Mutterkonzern stark belasteten. Ziel ist es, dass Siemens Gamesa bis 2026 die Gewinnschwelle erreicht und danach wieder profitabel wächst.

Ohne China keine Energiewende

Der CEO des Energietechnikkonzerns Siemens Energy, Christian Bruch, sprach sich für klare Regeln gegen aggressive Billig-Anbieter aus Fernost aus. "Ich bin kein Freund davon, den europäischen Markt gegenüber chinesischen Wettbewerbern abzuschotten", äußerte Bruch gegenüber Journalisten. Es müsse jedoch klare Richtlinien geben, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung, die Herkunft der Garantien und die damit verbundenen Kosten.

Einige chinesische Windturbinen-Hersteller hätten enorme Überkapazitäten aufgebaut. Dennoch sei klar: "Energiewende ohne China funktioniert nicht. Eine Windkraftanlage zu bauen, ohne dabei auf chinesische Zulieferer zu setzen, ist nahezu unmöglich", so Bruch.

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Die Strategie mancher Hersteller, ihre Fabriken trotz finanzieller Verluste auszulasten, sei in Teilen verständlich, da die Arbeit dringend benötigt werde, erläuterte Bruch. Dies bringe jedoch Herausforderungen für den gesamten Markt mit sich. In der Windturbinen-Branche, zu der Siemens Energy, Nordex, Vestas und GE Vernova gehören, herrscht Besorgnis, dass staatlich subventionierte Anbieter aus China mit ihren Niedrigpreisen zunehmend Marktanteile gewinnen könnten. Viele europäische Anbieter könnten ein ähnliches Schicksal erleiden wie die Solarindustrie, die inzwischen stark von chinesischen Firmen dominiert wird. Die EU-Kommission plant, die Marktpraktiken zu überprüfen.

"Wenn Europa es zulässt, dass günstige Importtechnologie aus China oder auch jedem anderen Land uneingeschränkt Zugang zum Markt hat, dann werden unweigerlich Arbeitsplätze verloren gehen", betonte Bruch. Möglicherweise müsse die EU Regelungen einführen, die einen Teil der Wertschöpfung in Europa sicherstellen. "Es braucht einen fairen Wettbewerb."

Bruch hob hervor, dass es wichtig sei, einen Mittelweg zwischen einem völlig offenen Markt und einem stark auf lokale Wertschöpfung ausgerichteten Markt, wie in den USA, zu finden. "Es muss auch etwas dazwischen geben." Er zeigte sich überzeugt, dass der US-Markt für Siemens Energy von großer Bedeutung bleibe, unabhängig vom Ausgang der Präsidentenwahl. Die USA seien ein absoluter Kernmarkt für sein Unternehmen, insbesondere im Onshore-Segment.

Vorstandschef Christian Bruch
Christian Bruch, CEO von Siemens Energy - © Siemens Energy
Die EU-Kommission will auf E-Auto Zölle auf Elektroautos aus China in Höhe von bis zu 38,1 Prozent aufschlagen. Doch die chinesische Subventionspolitik, die damit einhergehende Überproduktion und die mittlerweile bestehenden Skaleneffekte haben in der Solarindustrie, bei Elektronikkomponenten, im Windenergiegeschäft oder bei Wärmepumpen noch viel größere Auswirkungen. Weil sich andere Weltregionen wie die USA E-Auto Zöllen von bis zu 100 Prozent einführen um sich abzuschotten, nimmt der Druck auf Europas Elektroauto Industrie zu.