Deep Dive: Transformation in der Kunststoffindustrie : Paboco-Manager Müller: „Wollen der nächste große Verpackungs-Player werden“
Seit fast 70 Jahren am Markt, über fünf Milliarden Euro Jahresumsatz: Das Harder Familienunternehmen Alpla ist ein Meister der Skalierung bei der Produktion von Kunststoffprodukten. In zehn Jahren werde das Verpackungsunternehmen in 55 Ländern tätig sein, kündigte CEO Philipp Lehrer im INDUSTRIEMAGAZIN-Interview an. Und in einem Jahrzehnt werde man "die weltbeste Papierflasche am Markt haben". Am Deep-Dive-Event in Wien gibt Florian Müller, CTO und Interims-CEO Paboco, Einblicke in das Vorhaben, das vom Vorstand volles Commitment erhält. Es ginge darum, „Alpla abzusichern“, sagt Müller. Man wolle nicht irgendwann einmal auf der „Liste von Unternehmen stehen, die aussterben“, sagt er.
Wege überlegt
So habe man angefangen, sich Wege zu überlegen. „Wir machten uns im Alpla-Innovationsteam Gedanken: Wie lässt sich Verpackung neu denken, mit anderen Werkstoffen, um ein gleichwertiges Produkt am Point of Sale attraktiv anbieten zu können“, sagt Müller.
Begonnen hatte alles mit einer Vision. „Wir haben ein Unternehmen gesucht, das schon in der Skalierung ist“, erzählt Müller. Da sei einem die Faserindustrie und deren schon vorhandenes Front und back end aufgefallen. Alpla hat sich in der Folge dazu entschlossen, in Zusammenarbeit mit einem schwedischen Faserhersteller in die Kategorie Papierverpackung zu investieren: Das Joint Venture Paboco – the paper bottle company wurde gegründet.
Müller war für Alpla federführend bei den Vorbereitungen für das Joint Venture tätig, das er heute leitet. „Es hilft, in einem familiengeführten Unternehmen die Entscheidungsträger zu kennen und dort Begeisterung auszulösen“, sagt er. Er kann dem Joint Venture vieles abgewinnen: Mit Alpla und Billerud arbeiten ein Technologieentwickler und Konverter und ein Materiallieferant eng zusammen.
Komplementäre Player
Durch die Synergie zwei komplementärer Unternehmen, die eigentlich im Wettbewerb stehen, konnten schnell Fortschritte erzielt werden und erste Marktests mit den größten FMCG Brands erfolgreich abgeschlossen werden. „Intern hätten wir es mit unseren Kapazitäten nicht heben können“, sagt Müller. Im Rahmen von Paboco wurden mit Blue Ocean Closures und Panama auch bereits zwei weitere Ventures etabliert.
„Wir wollen so groß werden, dass wir uns selbst finanzieren können und dauerhaft im Geschäft sind“, sagt Müller. Ziel: Der nächste große Verpackungs-Player zu werden. „Wir glauben an den Erfolg“. Die Weiterentwicklung von Produktionsmaschinen - Milliardeninvestments - sei eine wesentliche Facette.
Next generation bottle
Der erste Bau von Prototypen habe dem Unternehmen Zeit gegeben, an der next generation bottle zu schrauben. Bei dieser schraube man den Kunststoffanteil massiv herunter, der Faseranteil werde bei 90 Prozent liegen.
Es sei keine Abkehr von Kunststoff, sondern eine Erweiterung des Produktportfolios und stellt eine komplementäre Lösung dar. "Die Papierflasche könnte in Zukunft eine weitere und sinnvolle Option sein, die ökologisch beste Verpackungslösung für den jeweiligen Anwendungsbereich anbieten zu können", sagte Müller in einem Blog-Artikel.
Die Rolle von Alpla: Man bringe Know-how ein, wie man Produktionskapazitäten auf robuster und skalierbarer Basis schaffe. Schlussendlich könnte Paboco das Netzwerk bestehender Produktionsstandorte der Alpla Gruppe als Partner nutzen und Produktion an verschiedensten Standorten weltweit anbieten. Auch Alpla profitiert: Vieles fließt ins Kerngeschäft zurück, die Innovation im Joint Venture befruchte das Großunternehmen.
Transformation der Produktion: Wie innovative Ventures in Unternehmen den Wandel vorantreiben
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