Metallindustrie : Plansee-CEO Karlheinz Wex: Umsatzrekord nach Übernahme von Ceratizit

Karlheinz Wex, Vorstandssprecher Plansee Group

Plansee CEO Karlheinz Wex: „Erst die Pandemie, dann Lieferkettenprobleme, jetzt der Ukrainekrieg. Diese Herausforderungen waren und sind ein Kraftakt für unsere Mitarbeiter und Führungskräfte. Ein Kraftakt, den wir erfolgreich meistern.“

- © Plansee

Die Rahmenbedingungen waren alles andere als günstig: Gestörte Lieferketten, deutlich gestiegene Rohstoffkosten und lange Lieferzeiten stellten die Plansee Group im vergangenen Geschäftsjahr vor große Herausforderungen. Doch die starke Konjunktur, interne Verbesserungsmaßnahmen und die Vollkonsolidierung der Hartmetalltochter Ceratizit führten die Tiroler Unternehmensgruppe zu einem neuen Umsatzrekord. Der weltweit tätige Hochleistungswerkstoffhersteller Plansee mit Sitz in Breitenwang in Tirol hat im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatzrekord verzeichnet.

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Die Plansee Group erzielte einen Umsatz von 2,02 Mrd. Euro und damit um 56 Prozent mehr als im vergangenen Geschäftsjahr (1,29 Mrd.). Zurückzuführen ist das Plus laut Vorstandssprecher auf eine starke Konjunktur, interne Verbesserungsmaßnahmen und die Vollkonsolidierung der Hartmetalltochter Ceratizit.

Plansee Fertigung
Fertigung bei Plansee: Umsatzrekord durch starke Konjunktur, interne Verbesserungsmaßnahmen und die Vollkonsolidierung der Hartmetalltochter Ceratizit. - © Plansee

Risiko: Hamsterkäufe

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr gab sich Wex für das erste Halbjahr optimistisch. Die Plansee Group stehe auf soliden wirtschaftlichen Beinen und die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Gleichzeitig wies Wex aber auch auf die Risiken hin: die unabschätzbaren Folgen des Ukraine-Kriegs, die unsichere Gasversorgung, steigende Inflation, zunehmende Handelsbarrieren zwischen Ländern und Regionen und „Hamsterkäufe“ in den Lieferketten. „Das macht uns zu schaffen und wird Folgen für unsere wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr haben“, so Plansee-Vorstandschef Karlheinz Wex.

Plansee China
Plansee-Werk in China: Durch die Globalisierung weniger anfällig für Handelsbarrieren. - © Plansee

Wasserstoff-Strategie

Mit der Verabschiedung einer Nachhaltigkeitsstrategie hat die Plansee Group einen Technologiewechsel eingeläutet. "Derzeit läutet die Plansee Group einen Paradigmenwechsel ein“, erklärt Plansee-Vorstandssprecher Karlheinz Wex: „Seit 20 Jahren wird bei uns Wasserstoff überwiegend aus Erdgas erzeugt. Wasserstoff wird in mehreren wesentlichen Produktionsschritten als Prozessgas benötigt. Zukünftig soll Wasserstoff vorwiegend über die Elektrolyse aus grünem Strom gewonnen werden. Damit könnte nach internen Berechnungen der CO2-Fußabdruck in der Gruppe um rund 30 Prozent gesenkt werden", sagt Wex.

In den kommenden drei bis fünf Jahren soll der CO2-Fussabdruck aus eigener Kraft um bis zu 60 Prozent gesenkt werden, sagt Vorstandsmitglied Wolfgang Köck. Für eine erfolgreiche Energiewende nimmt Karlheinz Wex auch die Politik in die Pflicht: „Aufgrund der Energiemengen, die auch künftig in der industriellen Produktion benötigt werden, fordern wir die Politik auf, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine sichere, wettbewerbsfähige und nachhaltige Energieversorgung zu schaffen“. Beim Wissenschaftskongress „Plansee Seminar“ Anfang Juni in Reutte wurden die in der Plansee Group verarbeiteten Werkstoffe Molybdän und Wolfram erstmals in einem Nachhaltigkeitsranking mit anderen Werkstoffen verglichen. Wolfgang Köck: „Die hier vorgestellten Ergebnisse bieten interessante Anknüpfungspunkte, mit denen wir uns noch klarer als bislang im Wettbewerb unterscheiden können“. Details dazu sollen im Herbst veröffentlicht werden.

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Recyclingziele als Nachhaltigkeitsturbo

Mit der Übernahme der Ceratizit hat die Plansee Group die Wolframpulverfertigung neu geordnet und wettbewerbsfähiger aufgestellt. Sie basiert zunehmend auf Recycling. Um die ehrgeizigen Recyclingziele zu erreichen, hat Ceratizit eine Initiative gestartet, soviel Wolframschrott wie möglich wieder einzusammeln und dem Recycling zuzuführen. Das recycelte Wolfram wird in der Plansee Group für die Herstellung neuer Produkte eingesetzt. Moderne Recyclingtechnologien stellen sicher, dass Produkte aus wiederverwertetem Wolfram über identische Eigenschaften verfügen wie Produkte aus „frischem“ Wolfram.

Neues von den Standorten

Die Neupositionierung des Standorts Mamer (Luxemburg) ist abgeschlossen. Hier wurden die Weichen dafür gestellt, das Werk künftig noch stärker auf die Herstellung von verschleißfesten Komponenten aus Hartmetall für die produzierende Industrie und von Wendeschneidplatten für die Werkzeugindustrie zu fokussieren.Alle Aktivitäten zur Herstellung von Wolframpulver aus Erz oder Schrott am Standort Towanda (USA) wurden in den Unternehmensbereich Ceratizit integriert. Die Energie- und Umweltbilanz des Standorts ist aufgrund des hohen Anteils von recycelten Wolframschrotten in der Produktion besonders gut. Im Vergleich zur Produktion aus Wolframerz sind beim Recycling Energieverbrauch und CO2-Emissionen deutlich niedriger.In der Plansee Group Functions wurden wesentliche Servicefunktionen der Gruppe wie IT, HR, Controlling und Finanz- und Rechnungswesen gebündelt. Die Servicegesellschaft ist an den Standorten Reutte, Kempten, Mamer und Towanda aktiv. Mit einer Joboffensive wirbt die Plansee Group Functions insbesondere um IT-Fachkräfte. Die Spezialisten werden dringend benötigt, um die weitere Digitalisierung der Unternehmensaktivitäten zu stemmen.