KTM und MV Augusta : Stefan Pierer muss Steuern in Millionenhöhe nachzahlen

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Stefan Pierer muss offenbar Steuern in Millionenhöhe nachzahlen

- © Pankl

Im Zusammenhang mit einer Lebensversicherung in Liechtenstein musste der Unternehmer Stefan Pierer nach Recherchen von "Standard" und ORF Steuern in Millionenhöhe nachzahlen. Die Steueraffäre des ÖVP-Großspenders hatte vor allem im Vorfeld der Nationalratswahl 2017 für Kontroversen gesorgt. Medienberichten zufolge hatte Pierer 2017 Selbstanzeige erstattet.

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Pierer hatte 2003 in Liechtenstein eine Lebensversicherung gegründet. Das Vermögen wurde laut "Standard" in einer Schweizer Aktiengesellschaft und einer Gesellschaft auf den British Virgin Islands veranlagt. Die Erträge seien nicht versteuert worden.

Für 2013 war das Inkrafttreten eines Steuerabkommens mit Liechtenstein geplant. Damit wären bisher anonyme Vermögen offengelegt worden. Zwei Wochen vor Inkrafttreten des Abkommens kündigte Pierer die Versicherung und transferierte über 20 Millionen Euro nach Österreich. Wäre das Abkommen bereits in Kraft gewesen, wären für Pierer Steuernachzahlungen in Höhe von mehreren Millionen Euro fällig geworden.

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Pierer war Mitglied einer Expertengruppe zur Steuerreform

Pierer selbst hatte stets betont, die Vermögensübertragung sei ordnungsgemäß angemeldet und korrekt abgewickelt worden. Das wiederholte der Unternehmer auch im U-Ausschuss im Oktober 2020. Die ÖVP sprang ihm bei, Abgeordneter Klaus Fürlinger etwa sagte, er sei "der tiefen inneren Überzeugung, dass Herr Pierer keine steuerrechtlichen Vergehen begangen hat".

Brisant dabei: Pierer, Chef des Motorradherstellers KTM, hatte wenige Wochen vor der Nationalratswahl 2017 der ÖVP 430.000 Euro gespendet. Recherchen von STANDARD und ORF hatten nach der Selbstanzeige durch Pierer ergeben, dass dieser im Zusammenhang mit seinen Geschäften in Liechtenstein auf jeden Fall Steuern in der Höhe von mehreren Millionen Euro nachzahlen musste.

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Diese Information ist von öffentlichem Interesse, da Pierers Steuerangelegenheiten vor allem wegen seiner Parteispende an die ÖVP politisch diskutiert wurden. Zudem hat der Unternehmer selbst dazu Stellung genommen. Darüber hinaus war Pierer Mitglied einer Expertengruppe zur Steuerreform unter Finanzminister Schelling.

Die Versicherungserträge in Liechtenstein hätten zwischen 2007 und 2013 rund sechs Millionen Euro plus Anspruchszinsen und Abgabenzuschlag verkürzt, schreibt der "Standard". Pierer müsse laut Unterlagen des zuständigen Finanzamts über acht Millionen Euro nachzahlen, habe aber gegen die Zahlung von Anspruchszinsen und Abgabenzuschlag Berufung eingelegt.