Energie und Umwelt : Mattle neuer Aufsichtsratschef bei Tiwag

Anton Mattle ist neuer Aufsichtsratschef des Landesenergieversorgers Tiwag.

Anton Mattle ist neuer Aufsichtsratschef des Landesenergieversorgers Tiwag.

- © Land Tirol/Berger

Der Tiroler Wirtschaftslandesrat und ÖVP-Landtagswahlspitzenkandidat Anton Mattle ist ab sofort Aufsichtsratsvorsitzender des Landesenergieversorgers Tiwag, wie am Montagabend im Zuge der Hauptversammlung bekanntgegeben wurde. Sollte Mattle bei den Wahlen im Herbst zum Landeshauptmann gewählt werden, müsste er die Funktion im Aufsichtsrat niederlegen. Gleichzeitig wurde am Montag im Zuge der Aufsichtsratssitzung das Präsidium, das oberste Kontrollgremium des Unternehmens, neu besetzt.

Mattle, der erst kürzlich zum Nachfolger von Günther Platter an die ÖVP-Spitze gewählt wurde und die Volkspartei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl am 25. September führen wird, folgt auf Unternehmer und Ex-Industriellenchef Reinhard Schretter, dessen Mandat ausgelaufen war. Der Unternehmer Manfred Pletzer rückte zum ersten Stellvertreter auf. Auf Florian Tursky (ÖVP), der sein Mandat aufgrund seiner Bestellung zum Staatssekretär zurückgelegt hatte, folgt als zweite Stellvertreterin die Osttiroler Wirtschaftsbund-Chefin Michaela Hysek-Unterweger.

"Froh und dankbar"

Landeshauptmann Platter - der Tiwag-Eigentümervertreter - sieht in der Neubesetzung den Einzug von "wirtschaftlichem und energiepolitischem Know-how in den Aufsichtsrat" und zeigte sich "froh und dankbar", dass die personellen Lücken schnell geschlossen werden konnten. Sollte Mattle die Landtagswahlen im September gewinnen, könnte sich diese personelle Lücke wieder auftun. Mattle müsste dann sein Mandat bei der Tiwag niederlegen. Mattle wäre in diesem Fall nur für rund drei Monate Aufsichtsratschef.

Die Personalentscheidung sei bereits vor Platters angekündigtem Rückzug gefallen, wurde im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung betont. Wirtschaftslandesrat Mattle gilt als Experte in Energiefragen. Der ehemalige Galtürer Bürgermeister ist seit 2008 Aufsichtsrat beim Energieversorger Illwerke VKW AG und war Geschäftsführer eines Gemeinschaftskraftwerkes im Paznaun. Zudem fungierte er als Energiesprecher im Tiroler Landtag. Aus dem Büro von Mattle wurde außerdem betont, dass Mattle für diese Tätigkeit "selbstverständlich keine Entschädigung erhält". Das sei gesetzlich ausgeschlossen.

Einbruch des EBIT

Gegenüber dem Vorjahr sank das operative Betriebsergebnis (EBIT) im Konzern um rund neun Prozent auf 119,5 Mio. Euro. Aufgrund der Preiserhöhungen an den Energiebörsen ist jedoch der Konzernumsatz im gleichen Zeitraum auf 1,59 Mrd. Euro gestiegen (2020: 1,13 Mrd.). "Stark gestiegene Einkaufspreise am Gasmarkt" hätten das operative Konzernergebnis "in Summe gedrückt", argumentierte Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser.

Energieautonomes Tirol

Das Land Tirol will bis 2050 energieautonom werden. Statt auf Biogas will das Land vielmehr auf ein Verbot von Gasheizungen im Neubau ab 2025 setzen. Nur in Ausnahmefällen sollen Gasheizungen - nach der Alternativenprüfung - genehmigt werden.

Die Regierungspartei Grüne sprach sich für "absolute Ehrlichkeit in der Energiewende" aus. Klubobmann Gebi Mair forderte von der Tigas - einer 86-Prozenttochter des Tiroler Landesenergieversorgers Tiwag - dass "der Anteil an Grünem Gas schnellstmöglich auch real erhöht wird". Außerdem sollen die "Ausbaupläne für das Leitungsnetz pausiert werden, solange es nicht gelingt, das Erdgas aus der Tigas auszuschleichen". Weiters müsse die Tigas in puncto Alternativenprüfung nachgeben. "Was nicht ökologisch ist, darf nicht länger als ökologisch angepriesen werden.

Keine Möglichkeit für schnelles Gas-Aus?

Noch Anfang Juni hat der Vorstandsvorsitzende Erich Entstrasser ein frühes Gas-Aus kritisch gesehen. "Zu sagen: 'Morgen raus aus Gas' - das wird nicht funktionieren. Das hätte enorme Folgen, die wir bereits sehen", sagte Entstrasser in einem APA-Interview zu Beginn des Monats. Auch das alleinige Setzen auf Photovoltaik und Windkraft sei zu kurz gedacht, denn dann wäre es zu bestimmten Zeiten "ziemlich kalt".

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Diese Erkenntnis sei "in Expertenkreisen schon lange vorhanden", betonte der Tiwag-Vorstandschef. "Die Politik wäre gut beraten, bei ihren Entscheidungen die Expertenmeinungen zu berücksichtigen", mahnte Entstrasser. Statt "punktueller, ideologiegetriebener Lösungen" und der Verfolgung von "partiellen Einzelinteressen" brauche es eine "gesamthafte Schau auf das Energiesystem" und einen guten "Mix". Die Energiewende sollte nicht rückabgewickelt, sondern überdacht werden. CO2-getriebene Energieträger sollten mehr und mehr der Vergangenheit angehören, aber mit "akzeptablen Zeithorizonten" für die Umstellung versehen werden.

Dass bis zum Jahr 2030 zusätzlich etwa elf Terawattstunden zur Erreichung der nationalen Klima- und Energieziele im Strombereich aus der Photovoltaik und weitere zehn aus dem Wind kommen sollen, hält der Entstrasser für "nicht erreichbar". Dies entspreche dem Gegenwert von jeweils mindestens zehn großen Donaukraftwerken. "Nur mit Wind und Photovoltaik werden die Ausbauziele, so wie jetzt vorgesehen, zudem keine sichere Energieversorgung gewährleisten", schlussfolgerte er.

In Sachen Wasserkraftausbau sah Entstrasser alles auf Schiene: "Wir bauen derzeit so viel wie wohl nie zuvor." Er verwies auf 1,6 Mrd. Euro an Investitionen in den kommenden fünf Jahren. Der mitunter heftig bekämpfte Ausbau des Kraftwerks Kaunertal sei wiederum essenziell, wolle Tirol - wie politisch vorgegeben - wirklich bis zum Jahr 2050 energieautonom sein und die Energiewende vorangetrieben werden.