Maschinenbau : Anger CEO Lin: "Traun bildet das Fundament"

Kangta Lin Anger CEO

Verlagerte 2017 seinen Lebensmittelpunkt von Frankreich nach Österreich und ist nun neuer Anger-CEO: Kangta Lin

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Veränderungen im Management des Trauner Maschinenbauers Anger: Kangta Lin folgt Bernhard Morawetz als neuer CEO bei Anger Machining nach. Lin ist im Unternehmen als Vertreter des Taiwanesischen Eigentümers Tongtai und bisheriger Aufsichtsrat bereits seit 2015 etabliert. Er übernahm zum Jahreswechsel die operative Unternehmensführung des oberösterreichischen Unternehmens. Als empathischer Leader von Kollegen beschrieben, lebt Lin seit 2015 in Europa und verlagerte seine Basis nun von Frankreich nach Oberösterreich. Lin verantwortet zudem das Geschäft der Tongtai Europe in den Niederlanden und ist somit in der Unternehmensgruppe sowie am Markt bereits bestens vernetzt.

Anger-Langzeit-Manager Dietmar Bahn hat sich mit dem Jahreswechsel ebenfalls aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Er wird zukünftig in beratender Funktion seine 17-jährige Branchenerfahrung einbringen. Seine Agenden übernimmt Michael Brandl als Director Business Development. Der 43-jährige Linzer bringt neben einer technischen und wirtschaftlichen Ausbildung mehrjährige Auslands- und Branchenerfahrung in das Team mit ein.

INDUSTRIEMAGAZIN:
Herr Lin, mit welchen Visionen für das Unternehmen treten Sie an?

Kangta Lin:
Wir wollen mit unserer neuen Maschinengeneration in jedem namhaften Elektromobilitätsprojekt der renommierten, großen Automobil-OEMs - aber auch allen Plattformprojekten – vertreten sein und damit einen technologisch und wirtschaftlich wertvollen Beitrag für die Mobilität der Zukunft leisten. Der Fokus liegt dabei auf Batteriewannen und Strukturbauteilen.

Wird die Handschrift der Konzernmutter in Traun stärker sichtbar werden?


Lin:
Die TT Group ist seit 1969 als Maschinenbauer am Markt und mittlerweile weltweit vertreten. Mit den Akquisitionen von Anger in Österreich sowie PCI in Frankreich sind wir am europäischen Markt stark präsent. Wir wollen nun verstärkt als Gruppe mit gemeinsamen Werten, übergreifendem Vertrieb und Service bei unseren Kunden agieren.

Wie sehr ist Anger ideell schon mit den Grundfesten des Konzerns verwachsen?


Michael Brandl:
Die Übernahme durch die TT Group hat im Jahr 2015 stattgefunden. Die letzten sieben Jahre konnten erfolgreich genutzt werden, um strukturell und kulturell zusammenzuwachsen.

Managen den Trauner Maschinenbauer, der 2021 einen Umsatz von rund 16 Millionen Euro erwirtschaftete: Anger CEO Kangta Lin (2. von rechts), CFO Jenny Guo, CTO Günther Siegwart (ganz links) und Director Business Development Michael Brandl

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Wie steht es inmitten von Corona-Pandemie und kriegerischen Verwerfungen um Ihr Geschäft?

Brandl:
Anger hat weder Russland noch die Ukraine als Export-Markt zu bedienen. Zudem haben wir keine direkte Abhängigkeit von Lieferanten aus den beiden Regionen. Nichtsdestotrotz sind wir von der Situation indirekt betroffen. Die globale Liefersituation von Material und Spezialteilen und steigende Rohstoff- und Energiepreise treffen uns genauso wie jedes andere Produktionsunternehmen in dieser Branche. Die Pandemie ist insoweit überstanden, als dass unsere Mitarbeiter sich vorbildlich verhalten haben und Projekte, trotz teilweiser Verschiebung, gut vorangetrieben werden konnten. Marktseitig ist die Elektromobilität nach wie vor dietreibende Kraft, mit großen Veränderungen in punkto Fahrzeug-Plattformen und Bauteilespektrum. Die Nachfrage nach hocheffizienten Bearbeitungslösungen aus dem Hause Anger ist nach wie vor sehr gut.

Auf welche Technologien im Anger-Portfolio - vielleicht auch Errungenschaften der bisherigen Geschäftsführung - sind Sie stolz?


Lin:
Der Übergang von Transfermaschinen, für die Anger seit vielen Jahren bekannt ist und mit denen wir viele Erfolge feiern konnten, hin zu neuen flexiblen Maschinen, welche an die veränderten Anforderungen der Automobilindustrie angepasst wurden, ist geschafft. Mit der neuen Maschinengeneration in der letzten Entwicklungsstufe konnten bereits einige Neukunden mit herausfordernden Bauteilen überzeugt und gewonnen werden. Anger ist nun viel mehr in der Lage, smarte Lösungen anzubieten, die unseren Kunden sowohl technologische als auch wirtschaftliche Vorteile bringen.

Welchen Beitrag zum Gesamtumsatz von Anger tragen die Geschäftsfelder Leichtbau & Elektromobilität bei? Kann von einer gelungenen Transformation des Geschäftsmodells gesprochen werden?


Brandl:
Derzeit annähernd 100 Prozent - und ja, die Transformation ist gelungen. Nun ist es an der Zeit, auch neue Geschäftsfelder außerhalb der Automobilindustrie zu finden. Auch hier gibt es erste Erfolge und Projekte zu verbuchen.

Wo soll Anger Machining in fünf Jahren stehen?


Lin:
Der Standort in Traun bildet nicht nur das Fundament der Firma Anger, sondern wird auch in Zukunft permanent weiterentwickelt und modernisiert. Anger soll in fünf Jahren nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in anderen Branchen, als starker und verlässlicher Partner bzw. Spezialist für high-speed Bearbeitungsmaschinen wahrgenommen werden. Die Technologieführerschaft in der hocheffektiven, spanenden Bearbeitung von Aluminiumteilen ist unser klares Ziel.