Postenbesetzung : Keine Frau im Deutz Vorstand – Hiller scheidet aus
Nach Differenzen über den Umgang mit der in Zukunft gesetzlich vorgeschriebenen Besetzung von Vorstandsposten für Frauen in Unternehmen muss der Chef des deutschen Motorenbauers Deutz seinen Posten räumen. Der Vorstandsvorsitzende Frank Hiller sei vom Aufsichtsrat einstimmig aus dem Vorstand abberufen worden, teilte die Deutz AG mit. Hiller scheidet mit sofortiger Wirkung aus. Seinen Posten übernimmt der bisherige Finanzvorstand Sebastian Schulte, der seine bisherigen Bereiche interimsweise weiterführt. Auch Aufsichtsratschef Bernd Bohr gibt den Vorsitz im Kontrollorgan der 1864 gegründeten ältesten Motorenfabrik der Welt ab. Er bleibe aber einfaches Aufsichtsratsmitglied.
Wie kam es zum Eklat?
Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass es eine Diskussion über die Umsetzung der Vorgabe gegeben habe, insbesondere darüber, wie das vorausschauend am besten erfolgen könne. Vor gut einem Jahr wurden die Posten des Finanzvorstandes (von 2008 bis 2019 mit Margarethe Haase zuvor weiblich geführt) sowie den Posten des Entwicklungsvorstandes jeweils mit männlichen Werbern besetzt und dadurch die Berufung einer Frau in den Vorstand versäumt. Das "Zweite Führungspositionen-Gesetz", das in Deutschland im Januar 2021 (also vor der Besetzung der Posten) verabschiedet und (mit Übergangsfristen) im August 2021 (nach der Besetzung) in Kraft trat, sieht jedoch vor, dass börsennotierte Unternehmen wie Deutz bei vier Vorständen mindestens eine Frau berufen müssen.
Obwohl das Gesetz bei der Besetzung der Vorstandspositionen noch nicht in Kraft war, wurde der Aufsichtsrat für die - auf Vorschlag von Vorstandschef Hiller - erfolgte Besetzung stark kritisiert. Besonders, nachdem die Berufungen der beiden männlichen Vorstände letztlich aufgrund des starken Widerstands im Aufsichtsrat nur durch Ausübung des Doppelstimmrechtes von Vorsitzenden Bohr eine Mehrheit im Kontrollgremium fand. Andere Unternehmen, so die Kritik, hätten im Vorgriff auf die Auswirkungen des Gesetzes Frauen in den Vorstand geholt. Bei Deutz passierte das Gegenteil.
Die teilweise hilflosen Versuche, über fünftes weibliches Vorstandsmitglied der Gesetzeslage zu entsprechen oder eine Vorstandsposition für eine Frau über eine Rückstufung eines bestehenden Vorstandes in den Grad als Generalbevollmächtigten frei zu machen löste bei Investoren und Arbeitnehmervertretern Unverständnis aus.
Was passiert jetzt?
Der Aufsichtsrat habe bereits einen Prozess aufgesetzt, um die Vakanz im Vorstand im Sinne des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes mit einer Frau zu füllen. Bisher ist die Chefetage der Firma von vier Männern besetzt - und keiner Frau. Seit August 2021 müssen aber große Unternehmen nach dem sogenannten Zweiten Führungspositionen-Gesetz neue Regeln zur Besetzung von Spitzenpositionen befolgen. Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen müssen demnach bei Nachbesetzungen in der Top-Management-Etage sicherstellen, dass mindestens eine Frau im Vorstand vertreten ist. Spätestens Ende 2022 beziehungsweise Anfang 2023 hätte das Thema Vertragsverlängerung bei zwei der bisher vier Vorstände angestanden, sagte der Sprecher weiter.