Luftfahrt : Lufthansa: Großaktionär Thiele bringt Rettungspaket in Gefahr

Das milliardenschwere Rettungspaket für die von der Coronakrise hart getroffene AUA-Mutter Lufthansa könnte bei einer Blockade durch den Großaktionär Heinz Hermann Thiele nach Ansicht der Airline noch scheitern. Wegen der Kritik Thieles sei es möglich, dass das Stabilisierungspaket auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni die notwendige Zweidrittelmehrheit verfehlen könnte.

"Dies würde bedeuten, dass die Deutsche Lufthansa AG möglicherweise zeitnah zur Hauptversammlung ein insolvenzrechtliches Schutzschirmverfahren beantragen müsste, wenn es dann nicht unverzüglich zu einer anderen Lösung kommt." erklärte die Airline am Mittwoch. Der Vorstand appelliere an alle Aktionäre, ihr Stimmrecht wahrzunehmen.

Thiele kauft mehr Aktien von Lufthansa

Lufthansa-Großaktionär Thiele hat seinen Anteil um weitere fünf Prozent auf mindestens 15 Prozent aufgestockt, wie er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte. Er übte in dem Interview scharfe Kritik am bis zu neun Milliarden Euro schweren staatlichen deutschen Finanzpaket für die Lufthansa in der Coronakrise. Thiele ist vor allem gegen die Staatsbeteiligung von 20 Prozent, für die eine Kapitalerhöhung notwendig ist, die wiederum den Wert seines Anteils schmälert.

"Ich werde aber sicherlich hier nicht blockieren oder ausbremsen. Ich hoffe vielmehr, dass noch im Vorfeld etwas bewirkt und in Bewegung gebracht werden kann." Er fordert Nachverhandlungen zu dem Paket, um das es ein wochenlanges Tauziehen gegeben hatte. Als Kompromiss brachte er eine indirekte Staatsbeteiligung über die deutsche Förderbank KfW ins Spiel, weil er von dieser keine politische Einmischung etwa beim Abbau tausender Arbeitsplätze befürchtet. Das deutsche Wirtschaftsministerium wollte sich zu seinen Forderungen nicht äußern.

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Die Lufthansa erklärte, der Vorstand rechne auf der Hauptversammlung mit einer Präsenz von weniger als 50 Prozent des Kapitals. In diesem Fall wäre eine Zweidrittelmehrheit für den Beschluss zur Kapitalerhöhung notwendig. Ein Veto Thieles mit seinem 15-prozentigen Anteil würde das verhindern. Nach Einschätzung des Lufthansa-Vorstands geht dem Unternehmen ohne staatliche Finanzhilfe Ende Juni das Geld aus. Passagierflüge kamen wegen der Reisebeschränkungen gegen die Pandemie für drei Monate weitgehend zum Erliegen. Fast alle Airlines brauchen staatliche Kredithilfen, um die schwerste Krise der Branche der Nachkriegszeit zu überstehen.

Nach dem von der deutschen Regierung und der Lufthansa ausgehandelten Plan soll der staatliche Rettungsfonds WSF über eine Kapitalerhöhung für 306 Mio. Euro mit 20 Prozent bei der Lufthansa einsteigen. Weitere 5,7 Mrd. Euro sollen über eine Stille Einlage fließen, dazu kommen 3 Mrd. Euro in Form eines Kredites der Staatsbank KfW. Der deutsche Staat zahlt für die neuen Aktien nur den Nennwert von 2,56 Euro - gut ein Viertel des aktuellen Börsenkurses.

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Für die Anteilseigner bedeutet die Kapitalerhöhung, an der sie nicht beteiligt werden, einen Wertverlust ihrer Aktien. Bei einer Insolvenz, die nach den Worten Thieles nicht ausgeschlossen werden sollte, droht den Aktionären ein Totalverlust. Die Lufthansa hat, um auf alle Optionen vorbereitet zu sein, ein Schutzschirmverfahren bereits geprüft. Die AUA-Mutter bräuchte dann einen Massekredit vom deutschen Staat, um weiterarbeiten zu können. Sie hätte dann drei Monate Zeit für einen Insolvenzplan zur Restrukturierung. Diese Variante der Insolvenz für Unternehmen mit guten Sanierungsaussichten, durchläuft gerade der Ferienflieger Condor nach der Pleite seines Mutterkonzerns Thomas Cook im Herbst. (reuters/apa/red)