Stahlpreis : Welser Profile: "Eine Krise verstärkt bestehende Muster"

Thomas Welser: "Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen."
- © Welser ProfileWelser Profile mit Sitz in Ybbsitz, Niederösterreich, stellt Spezialprofile, Profilrohre, Baugruppen und Profilsysteme aus Stahl und Nichteisen-Metallen her. INDUSTRIEMAGAZIN traf Geschäftsführer Thomas Welser zum Interview.
INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Welser, wo spürt Welser Profile gerade den größten Kostendruck?
Thomas Welser: Unser größter Kostenblock ist nach wie vor Stahl. Hier gab es natürlich starke Preisschwankungen, besonders im ersten und zweiten Quartal. Diese Kostenveränderungen sind aber sehr transparent und wir arbeiten mit der Indexierung sowohl im Einkauf als auch Verkauf. Trotzdem bleibt der Stahlpreis sehr spannend. Wir sehen hier seit etwa Juni eine Abwärtsbewegung, die auch immer noch anhält.
Dazu kommen aber mittlerweile ganz andere Kostenfaktoren – die Energiekosten, die Tarifverhandlungen. Und natürlich muss man solche strukturellen Kostenveränderungen einpreisen.
Kein durchwegs negativer Ausblick also, da noch vieles offen ist?
Welser: Wir befinden uns gerade an einem Wendepunkt wie wahrscheinlich viele Industrien in Österreich. Ich trete der Situation schon sehr respektvoll gegenüber. Was mich positiv stimmt ist, dass wir als Unternehmen schon einige Krisen hinter uns gebracht haben. Wir haben ein gutes Zusammenspiel, um Herausforderungen zu meistern.
Sie sprechen die Flexibilität an, die Sie jüngst auch als mit Grund für das starke Umsatzwachstum des Unternehmens genannt haben?
Welser: Unsere Flexibilität im Produktportfolio ist tatsächlich ein großer Vorteil. Wir bieten rund 24.000 Produkte, Wir produzieren kundenindividuell für einen breiten Branchenmix. So können wir unterschiedliche Trends gut abfedern. Es geht ja nicht jedem Markt gleich, manche boomen sogar jetzt – etwa der Markt für Photovoltaik. Wir können mit unserer Aufstellung Marktveränderungen gut und schnell nachvollziehen und darauf reagieren.
Aber Flexibilität findet sich auch in unserer Unternehmenskultur, im Mindset. Wir arbeiten schon länger daran, unsere Mitarbeiter dahingehend zu unterstützen, veränderungsfähig zu sein. Das ist wichtig, um Krisen zu überstehen.
Die Frage der Versorgungssicherheit ist für uns ein ebenso wichtiges Thema wie die Kostensteigerung.Thomas Welser
Fremdwort Arbeitskräftemangel
Dann haben Erfahrungen aus der Coronakrise Ihr Unternehmen für die jetzige neue Krise gestärkt?
Welser: Eine Krise verstärkt bestehende Muster – im guten wie im schlechten Sinn. Wir haben schon vor Corona viel für unsere Unternehmenskultur hinsichtlich Resilienz getan. Einen neuen Plan mussten wir in der Krise dann nicht erschaffen. Diese Art der Persönlichkeitsbildung ist auch in unserer Lehrlingsausbildung ein großer Aspekt.
Heuer haben Sie 31 Lehrlinge aufgenommen…
Welser: Und das allein in Österreich – zum ersten Mal über 30. Gesamt haben wir in Österreich 109 Lehrlinge. Weit über 1000 haben wir bisher bereits ausgebildet. Die meisten bleiben auch im Unternehmen. Auch die Lehre mit Matura ist bei uns möglich. Junge Menschen, die beides machen, sind ebenfalls extrem wertvoll für uns.
Es geht um ein aktives Wirken gegen den Arbeitskräftemangel?
Welser: Ja, aber auch abseits unserer Lehrlingsausbildung haben wir dieses Jahr – im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen – rund 160 neue Mitarbeiter finden können, die wir teilweise selbst umgeschult haben.
Sprechen wir noch über das große Winterthema Energie. Haben Sie Umstellungen vollzogen?
Welser: Umstrukturierung ist bei uns kein Thema, da die Alternativen zum Ist-Stand nicht besser oder günstiger sind. Wir schreiben Nachhaltigkeit groß, deswegen gilt bei uns nicht: die Quelle ist uns egal, Hauptsache günstig. Wir haben schon vor der Krise viel in grüne Energie investiert und haben damals die größte Photovoltaikanlage Niederösterreichs bei uns installiert.
Energie ist bei uns kein ganz großer Kostenpunkt, beim von uns benötigten Stahl aber schon. Und hier wissen wir nicht, was auf uns zukommen wird. Dazu kommt noch die Frage der Versorgungssicherheit – angefangen beim Blackout –, die für uns ein ebenso wichtiges Thema ist wie die Kostensteigerung. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.