30 Jahre INDUSTRIEMAGAZIN : Dmg Mori: Warum Masahiko Mori weniger arbeiten lässt

Mori Masahiko, Chef vom Maschinenbauunternehmen Dmg Mori
© Helene Waldner

Das INDUSTRIEMAGAZIN wird 30 Jahre alt! Wir feiern das auch mit dem Wiederauflebenlassen unserer besten Artikel sowie Rückblicke auf spannende Industrie-Player. Heute: Masahiko Mori, Chef von DMG Mori. Mit welchen Entscheidungen für den Maschinenbauriesen er ebenfalls ein Firmen-Jubiläum feierte: das 70!

Angereist war das Who is Who der internationalen Produktionsforschung, lauter Meister ihrer Disziplin. Bei Fachvorträgen in San Francisco im Sommer tauschen sich die Wissenschaftler über das dynamische Verhalten bei Drehprozessen, das Hochleistungsfräsen und die richtigen energetischen Parameter aus. Unter den zwei Dutzend Angereisten: Masahiko Mori. Der Chef des Maschinenbauriesen DMG Mori ist Schirmherr der US-Forschungsstiftung MTTRF, dem Ausrichter des Gipfeltreffens.

Er hängt den Forschern aus aller Welt begeistert an den Lippen. Ein derart klares Bekenntnis zur Wissenschaft sei in solchen Positionen eine Seltenheit, sagt ein Teilnehmer. "Oder was meinen Sie, wie viele Vorstandsvorsitzende es gibt, die sich stundenlang wissenschaftliche Vorträge anhören und dann selbst noch abends im lockeren Dresscode bei italienischen Gerichten und Rotwein Zeit mit einem verbringen", sagt er.

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Maschine mit Mitarbeiter DMG Mori
Im Juni 2015 wurde aus der DMG Mori Seiki die DMG Mori.. - © DMG Mori

DMG Mori: 160 Standorte in Harmonie

Wie Mori dafür Zeit freischaufelt, grenzt tatsächlich an ein Wunder. Über 7000 Mitarbeiter, über 160 Standorte [2023 sind es 2 Headquarters, 14 Produktionsstandorte, sowie 154 Vertriebs‑ und Servicestandorte], 10.500 produzierte Maschinen 2017 und zuletzt ein gewaltiges Plus von 40 Prozent am Heimmarkt Japan.

Nach der Übernahme des deutschen Traditionsmaschinenbauers DMG setzt Mori sich voll und ganz für noch mehr Wachstum ein. Für 2018 wurden 11.500 gefertigte Maschinen angestrebt. Die Produktionskapazitäten dafür habe man: Die Werke seien für 15.000 Einheiten pro Jahr ausgelegt, heißt es.

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In Pfronten (Fünfachsmaschinen) Iga (große Horizontalmaschinen) und Nara (Systemlösungen) ist die Nachfrage so groß, dass Mori mit "Produktivitätssteigerungen" darauf reagiere. Meldungen, die Maschinenbauern Einbußen als Folge einer Absatzstagnation bei Smartphones attestieren, spielt das japanische Unternehmen nonchalant herunter. Dem betroffenen Geschäft mit metallischen Zulieferteilen sei man "nicht unmittelbar ausgesetzt".

Die Harmonie zwischen DMG-Chef Christian Thönes und Mori ist von großem persönlichen Vertrauen getragen. "Die beiden harmonieren gut", erzählt ein leitender Mitarbeiter. Mit der Assimilation im Unternehmen geht es gut voran. Das sieht auch ein Entwickler im deutschen Werk Pfronten so: "Unsere Abstimmungsmeetings sind mittlerweile sehr gut koordiniert", erzählt er.

Der chirurgische Hammer von DMG Mori: eine Präzisonsmaschine.

Europäische DNA

Der japanische Konzern nimmt dabei durchaus europäische Züge an. Im Jubeljahr 2018 wird das Unternehmen 70. Viele europäische Ideen fließen da ein. Eine der Maßnahmen: Kinderkrippen, nach dem Motto: "Play Well, Study well, work well".

Auch eine Arbeitszeitreduktion auf unter 2000 Stunden pro Jahr und On-the-job-Trainings wurden eingeführt. Und in Anlagentechnik wird nicht zu knapp investiert: bis Ende 2018 sieben Milliarden Yen (über 48 Millionen Euro).

Stand 2022 macht der Maschinenbauer 2,1 Milliarden Euro Umsatz, davon gut die Hälfte im Segment Werkzeugmaschinen.

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Zu DMG-Chef Christian Thönes pflegt Mori großes persönliches Vertrauen, heißt es aus dem Unternehmen.
Zu DMG-Chef Christian Thönes pflegt Mori großes persönliches Vertrauen, heißt es aus dem Unternehmen. - © Helene Waldner