Der Robotikinvestor : Robotik Start-ups: Die Welt des Investors Georg Stockinger
Georg Stockinger ist ein begehrter Mann in Berlin. Bis zu 4.000 Anfragen von Startups aus der Robotik- und Automatisierungswelt erhält der Partner von Paua Ventures pro Jahr. „Davon investieren wir in sechs bis zehn Unternehmen“, erklärt der gebürtige Österreicher. Er und seine Kolleginnen und Kollegen verstehen sich als Frühphaseninvestor im Bereich B2B-Technologie, Robotik und Automatisierung. Sie haben vor drei Jahren in Wandelbots investiert und vor kurzem in Coboworx (Robotik für den Mittelstand).
Paua Ventures gibt es seit 2010 und die Tickets der Investoren liegen meist zwischen 500.000 und 3,5 Mio. Euro. Bei der Gesamtrunde gehen sie bis 10 Mio. Euro mit. Das Geld kommt von den Partnern aber auch aus Family Offices und vielen Unternehmen, die sich finanziell engagieren wollen, aber sich auch Zugang zu neuer Technologie versprechen.
"Viel Geld kommt aus den USA.“Georg Stockinger, Partner Paua Ventures
„Europa holt bei den Investments stark auf. Viel Geld kommt aus den USA nach Europa“, erklärt der studierte Maschinenbauer. Aber: Die Robotik-Gründer profitieren nicht immer davon. Denn Robotik bedeutet erstmal Hardware. Damit assoziieren Investoren zunächst weniger Skalierbarkeit oder wiederkehrende Umsätze. „Wir waren mutig und sahen in den letzten Jahren dort Wachstum“, ist Stockinger stolz. Mittlerweile würden aber auch andere Venture Capital (VC)-Geber den Robotik- und Automatisierungsmarkt entdecken.
„Es ist sehr viel Geld im Markt. Vielleicht noch nicht so sehr in der Frühphase, aber in der Later Stage ist es manchmal schon verrückt. Aber das ist für uns und für unsere Gründer auch eine Chance.“ Bis zu 4.000 Anfragen pro Jahr – wie behält er das den Überblick? Kalt anschreiben funktioniere nur schlecht. Er und sein Team halten selbst die Augen offen, haben eine eigene Software die Märkte und Daten analysiert und viele interessante Angebote kommen über Partner rein.
„Ein Intro über einen Business Angels hilft.“ Vitamin B eben. Stockinger rät den Gründerinnen und Gründern, sich zu vernetzen, die Robotikcommunity zu suchen und sich bei der Produktentwicklung zu fokussieren. „Komplexitätsreduktion ist das Stichwort.“ Gründer müssten am Anfang beweisen, dass sie Wert liefern, einen kleinen Kundenkreis erfolgreich bedienen können, heißt es in der Szene. In der zweiten Phasen steht die Skalierung im Mittelpunkt. „Mit wiederkehrenden Umsätzen tun sich Robotik Startups noch schwer. Da arbeitet die Software-Industrie anders. Aber mit Equipment as a Service (EaaS) nähern sich beide Welten durchaus an.“
Der Österreicher sieht sich auch ein wenig als Vermittler zwischen zwei anderen Welten: VCs und Startup-Gründern. „Viele Startup-Gründer kommen aus den Ingenieurberufen, haben manchmal schon Industrieerfahrung, aber sie brauchen oft noch Unterstützung bei Pitch Decks und dann auch bei der Vorbereitung der Folgefinanzierung. Wir schaffen Verständnis dafür, was VCs sich anschauen, auf welche KPIs sie blicken.“ Gleichzeitig liefert Paua Ventures Unterstützung beim Thema Marketing, Data Analytics oder beim Zugang zu Kunden. „Viele unserer Investoren suchen den Kontakt zu neuen Technologien.“
Technologien wie beispielsweise der Tracepen von Wandelbots. Stockinger stieg früh ein. „Die Vision von dem Betriebssystem der Robotik war vor drei Jahren noch nicht abzusehen, aber die Gründer haben mit dem Pen viel Grundlagenarbeit in der Industrie gemacht und leiten davon jetzt neue Ideen ab.“ Da sei nicht ungewöhnlich, meint Stockinger. „Wandelbots will das Windows der Robotik werden“, erklärt der VC-Manager. Der Einstieg von Mircosoft in der letzten Finanzierungsrunde unterstreicht für ihn den Anspruch. „Wandelbots ist ein erfolgreiches Investment.“
Doch auch Niederlagen gehören zum Geschäft. „Wir haben uns mal Arculus angeschaut. In den Report von damals stand: Zu viel Hardware. Das ist nichts für uns.“ Mittlerweile gehört Arculus zu Jungheinrich. „Leider haben wir in der mobilen Robotik noch kein Investment“, erklärt Stockinger. Aber das kann ja noch kommen. Vielleicht verbirgt sich in den 4000 Anfragen doch noch ein Rohdiamant.