Lieferkette : Elektronikfertiger Melecs: "Oftmals ist ein Wechsel von Schiff- auf Flugtransport erforderlich"

Melecs Electronics Factory Siegendorf

Melecs-Elektronikfertigung in Siegendorf

- © David Payr

INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Wayand, wo und welche Materiallieferungen stocken in den letzten Wochen – und wie meistern Sie das Problem?

Carl-Friedrich Wayand:
Wir sehen eine drastische Erhöhung der Lieferzeiten seit mehr als einem Jahr. Im Durchschnitt von 30 auf jetzt mehr als 52 Wochen. Entsprechend müssen Bestellungen diese Zeiträume berücksichtigen. Zusätzlich gibt es Kapazitätsengpässe und damit verbundene Unterlieferungen insbesondere im Halbleiterbereich. Die Covidwelle insbesondere im asiatischen Raum und die damit verbundenen Lockdowns in den Fabriken und Sperrungen von Häfen und Flughäfen sorgte zuletzt für eine weitere Anspannung.

Wie haben Sie Ihre Lagerhaltung adaptiert - gelingt eine größere Bevorratung von Vorprodukten?


Wayand:
Insbesondere im elektronischen Bereich haben wir die Durchlaufzeiten angepasst und die Sicherheitsbestände erhöht. Der Bestandsabbau nicht kritischer Teile wird von einzelnen fehlenden lieferkritischen Komponenten, welche die Produktion blockieren, jedoch verhindert.

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Welche zusätzlichen Beschaffungsquellen nutzt das Unternehmen infolge globaler Verknappung und preislicher Verwerfungen?

Wayand:
Aufgrund sehr strenger Automotivevorgaben sind alternative Bauteile kaum einsetzbar. Ein Zukauf über freie Händler unter Inkaufnahme hoher Mehrkosten ist vereinzelt möglich.

Wie verändern sich die Lieferkonditionen – was muss man für fixe Abnahmekontingente mit langer Laufzeit springen lassen?


Wayand:
Verbindliche Lieferzusage mit den Lieferanten sind nur schwer erreichbar. Die Preisanstiege sind nicht nur im Elektronikbereich signifikant.

Nutzt man neben dem Angebot klassischer Speditionen vielleicht auch neue Beschaffungswege?


Wayand:
Wichtig ist eine gute Zusammenarbeit mit den Versendern - Stichwort strategische Partnerschaften. Dies erleichtert die Verfügbarkeit von Transportkapazität. Oftmals ist ein Wechsel von Schiff- auf Flugtransport erforderlich, was Mehrkosten mit sich bringt.

Lassen sich Preissprünge in der Beschaffung kostenseitig abfedern?


Wayand:
Die Preissprünge sind derart signifikant, sodass sie nicht beschaffungsseitig abgefedert werden können.

Dieses Gespräch wurde Ende April geführt und ist ein Auszug des Artikels Amag bis Trumpf: So geht erfolgreiches Bestandsmanagement bei Industrieunternehmen

"Ein Zukauf über freie Händler unter Inkaufnahme hoher Mehrkosten ist vereinzelt möglich." Carl-Friedrich Wayand, Head of Supply Chain Management, Melecs