Papierindustrie : Papierindustrie fürchtet Europäischen Gaspreis-Deckel

große Papierrolle in Papierfabrik

Papierproduktion: 20 Prozent der Gesamtkosten einer Papierfabrik entfallen auf Energie. Fast 90 % des in Österreich produzierten Papiers von rund vier Milliarden Euro gehen in den Export.

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Der Vorschlag der EU-Kommission für einen Preisdeckel für Importe von russischem Gas stößt in der heimischen Industrie auf Unmut. Die Industriellenvereinigung (IV) fürchtet, dass eine solche Maßnahme "de facto ein Importstopp für russisches Gas durch die Hintertür" darstelle. Die besonders gasintensive Papierindustrie pocht darauf, Gas weiterhin von Sanktionsmaßnahmen gegen Russland auszunehmen, um den Wirtschaftsstandort zu schützen. Für Russland könne dies als eine Eskalation durch die EU angesehen werden und zu einer Reduktion bzw. zu einem kompletten Stopp der Gaslieferungen führen, fürchtet die Vereinigung. Dann wären Abschaltungen und Werksschließungen unvermeidbar.

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Fast ein viertel der Gesamtkosten der Papier- und Kartonproduktion entfallen auf Energie - über ein Drittel der Gesamtenergie stellt Gas zur Trocknung dar. Fast 90 % des in Österreich produzierten Papiers gehen in den Export. 2021 machte die Papierindustrie rund vier Milliarden Euro Umsatz.

"Ein Lieferstopp würde daher massive Schäden für den Wirtschaftsstandort Österreich bedeuten", heisst es vonseiten der Vereinigung der heimischen Papierindustrie, Austropapier. "Einige österreichische Papierfabriken haben bereits Abschaltungen und Kurzarbeit aufgrund der hohen Gaspreise in Aussicht gestellt oder bereits umgesetzt." Ein vollständiger Ausstieg aus Erdgas sei allerdings kurzfristig nicht möglich.

Positiver sieht die Industrie die Ideen der tschechischen Ratspräsidentschaft. Diese schlägt eine gesamteuropäische Subvention von Gas für die Stromerzeugung sowie eine vorübergehende Aussetzung der CO2-Bepreisung im Emissionshandel vor. Zweiteres wäre "unmittelbar und punktgenau für die am meisten betroffenen Unternehmen wirksam", so die IV.

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Erfahrungen aus Spanien und Portugal, wo ein solches Modell schon umgesetzt wurde zeigen jedoch, dass dadurch der Gasverbrauch in der Stromerzeugung enorm angestiegen ist - was Experten angesichts der Gasmangellage skeptisch macht, ob dieses Modell für Gesamteuropa durchführbar ist.

Weiters spricht sich die IV für eine Anpassung der europäischen Beihilferegeln aus. Damit könnte die Kostenbelastung für alle betroffenen Branchen und solche, die im internationalen Wettbewerb stehen, etwas abgefedert werden.