Elektromobilität : Volkswagen: Probleme bei der Entwicklung von Fahrzeug-Software stellt Trinity-Werk infrage

Mitarbeiter in Salzgitter bei der Begutachtung einer Batteriezelle.

Volkswagen-Mitarbeiter im Werk Salzgitter: Probleme bei der Entwicklung eigener Fahrzeug-Software stellt Trinity-Werk Infrage

- © Volkswagen

Volkswagen plant für die Elektroflotte der Zukunft eine einheitliche Elektronik- und IT-Plattform, aus der sich in Zukunft alle Marken baukastenartig je nach Bedarf bedienen können. War ursprünglich geplant, die Entwicklung für alle Marken des Konzerns vorerst gebündelt voranzutreiben, soll jetzt jedoch die Entwicklung für die Oberklasse-Töchter Audi und Porsche vor allem bei Assistenzsystemen doch erst einmal parallel nebeneinanderlaufen. Hintergrund sind Abweichungen im Entwicklungsstand, unterschiedliche Vorstellungen der Marken und Schwierigkeiten bei der Kompatibilität.

Die Schwierigkeiten der Volkswagen-IT-Sparte Cariad, die derzeit vom neuen CEO Oliver Blume in Richtung Kooperation neu aufgestellt wird - könnten jetzt den Bau des neuen Werks für das künftige VW-Elektro-Kernmodell Trinity am Hauptsitz von Volkswagen in Wolfsburg vereiteln. Der Autohersteller hatte kürzlich die Planungsrunde zu den Investitionen für den Ausbau der nächsten Jahre verschoben. Wie Konzernchef Oliver Blume und VW-Markenchef Thomas Schäfer kürzlich gegenüber der Belegschaft angedeutet hat, könnte das wichtige Vorhaben doch noch einmal auf den Prüfstand kommt: "Wir nutzen aktuell die Gelegenheit, alle Projekte und Investitionen anzuschauen und auf Tragfähigkeit zu prüfen" berichtet das deutsche "Manager-Magazin".

Die Pläne für eine Software-Einheitsplattform sind zur Gänze Ad Acta gelegt worden. Eine "Version 2.0" wird nun für die Mitte oder zweite Hälfte des Jahrzehnts angepeilt. Zugleich stellt Blume die Software-Tochter Cariad neu auf und setzt stärker auf Kooperationen: "Wenn es bereits Lösungen auf dem Markt gibt, ist es nicht notwendig, sie selbst zu entwickeln", sagte Blume vor wenigen Wochen auf der Bilanzpressekonferenz des Automobilherstellers.

"Als erstes treffen wir gemeinsam die Entscheidung zum weiteren Software-Fahrplan und Zuschnitt der Plattformen", erklärten Blume und Schäfer. "Darauf folgt die Ausarbeitung der Produktstrategie mit den konkreten Projekten der einzelnen Marken für die nächsten Jahre."

Blume hatte zum 1. September den Job an der Spitze von Deutschlands größtem Unternehmen von Herbert Diess übernommen. Dieser hatte das Projekt Trinity maßgeblich vorangetrieben, war letztlich allerdings auch über die Probleme bei der Software-Sparte Cariad und daraus folgende, teure Verspätungen bei Modellanläufen gestürzt.

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Dr Oliver Blume CEO Porsche AG
VW-Boss Oliver Blume zur Entwicklung von Fahrzeug-Software: "Wenn es bereits Lösungen auf dem Markt gibt, ist es nicht notwendig, sie selbst zu entwickeln" - © Porsche

Volkswagen stellt Investitionen in AI-Startup für selbstfahrende Autos ein

Erst im Oktober wurde bekannt, dass der Volkswagen-Konzern seine Investitionen in das Projekt rund um Roboterautos bei der Software-Firma Argo AI einstellt. Volkswagen werde nicht weiter in Argo investieren, Volkswagen und Partner Ford halten bisher jeweils 40 Prozent an Argo und hatten sich 2019 auf eine breit angelegte gemeinsame Entwicklung der Technik geeinigt.

VW will für seine bisher mit Argo geplanten selbstfahrenden Shuttles, die nach wie vor über die Mobilitätstochter Moia in Hamburg 2025 an den Start gehen sollen, in Kürze einen neuen Partner präsentieren, den das Unternehmen aber noch nicht nennt. Die Entwicklung von Technik für autonomes Fahren ist kostspielig und gilt auch als riskant, denn die Erfolgsaussichten inklusive möglicher zukünftiger Gewinne sind unklar. Argo als Firma dürfte nun Geschichte sein - Volkswagen will Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung ermöglichen.

"Gerade bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien zählen Fokus und Geschwindigkeit", sagte Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume. "Unser Ziel ist es, unseren Kundinnen und Kunden die leistungsfähigsten Funktionen zum frühestmöglichen Zeitpunkt anzubieten und unsere Entwicklung möglichst kosteneffizient aufzustellen."

Volkswagen war 2019 mit einem Investment über 2,6 Milliarden US-Dollar in die damalige Ford-Tochter eingestiegen. Zusätzlich zu einer Milliarde Dollar an Finanzmitteln hatte VW auch die eigene Tochter AID eingebracht. Bis 2022 sollte VW Ford zudem weitere Anteile in Höhe von rund 500 Millionen Dollar abkaufen, so war damals der Plan. VW muss mit dem Ende der Argo-Investitionen einen weiteren empfindlichen Dämpfer bei seinen Software-Ambitionen verkraften.

Alle weiteren Kooperationen mit Ford blieben bestehen, hieß es von VW. So nutzt Ford etwa den VW-eigenen Elektroauto-Baukasten MEB für eigene E-Autos. Bei der Tochter VW Nutzfahrzeuge in Hannover entwickeln Ford und VW zudem gemeinsam Fahrzeugmodelle.