Dass der neue US-Präsident so schnell ständig neue Nachrichten produziert, überrascht Bernd Rübig, Geschäftsführer der auf den Bau von Wärmebehandlungsanlagen spezialisierten Welser RÜBIG Gruppe nicht. „Das war bei einem "Haken schlagenden" Donald Trump erwartbar“, sagt er. Gewissermaßen auch, dass Kunden aus dem Tier-1-Bereich jetzt angesichts einer drohenden Zollkulisse erstmal auf die Bremse steigen. "Die Phase ist massiv unsicher, Kunden warten mit ihren Investitionsentscheidungen zu", so der Unternehmer. Potenzielle Mehrkosten in der vorgelagerten Lieferkette – Wärmebehandlungsanlagen schlagen mit 700.000 bis weit über eine Million Euro zu Buche - würden herkömmliche Bauteilpreiskalkulationen bei Kunden "hinfällig machen", sagt er.
Auch wenn Anlagenbauer in der ersten Zollankündigungswelle jetzt erst einmal ungeschoren bleiben würden - Rübig hat erlebt, wie schnell es gehen kann, dass EU-Produkte aus den USA abgezogen werden. Als Folge Bidens Inflation Reduction Acts wurden "Aufträge über Nacht abgezogen, da die Abbruchkosten niedriger lagen als die gewährten Steuererleichterungen", erzählt er. Da lagen die Teile noch am Schiff, als längst der Produktionsstopp erfolgt war.
Angespannt
Auch jetzt ist die Lage angespannt. "Wenn wir den US-amerikanischen Markt als Ganzes verlieren, würden mehrere Millionen Euro aus dem US-Wärmebehandlungsgeschäft entfallen", sagt Rübig. Darauf, dass Investitionsentscheidungen von US-Kunden nun vielleicht sogar schneller getroffen werden könnten, um Zölle zu umgehen, könne man hoffen, sich aber nicht verlassen. Die RÜBIG-Gruppe verfügt über ein Netz an Handelsvertretern, mit denen man in ständigem Austausch ist. Auch darüber, ob sich Ausnahmen von Zöllen für bestimmte Produktgruppen abzeichnen. Die local-content-Bestimmungen werden durchleuchtet. Es stellt sich ebenfalls die Frage, wie hoch die Fertigungstiefe in den USA sein muss, um die Zollthematik in den Griff zu bekommen. Bei Plasmanitrier- und Beschichtungsanlagen gibt es jedenfalls in Rübigs Wahrnehmung keinen vergleichbaren US-Mitbwerb.
Dass Kunden jetzt vermehrt mit der Forderung nach Kostenreduktionen bei Rübig anklopfen würden, sei "unabhängig von der Zollthematik Fakt". Die Oberösterreicher sind zudem gezwungen, neu zu bewerten, in den USA mit eigenem Produktionsstandort tätig zu werden. "Die Situation regt natürlich zum Nachdenken an", so Bernd Rübig. Alleine sich in den USA energietechnisch auf eigene Beine zu stellen, sei für ein Unternehmen dieser Größe - und energieintensiven Prozessen - jedoch ein "Riesenunterfangen".
Was das alles für die Produktion in Europa bedeutet? "Innereuropäische Verlagerungen von Arbeitsinhalten in der Automobilbranche aus Kostengründen sind Fakt", meint Rübig. So sind die Oberösterreicher bereits mit einem Wärmebehandlungsstandort in der Slowakei vertreten, die Errichtung einer Anlagenfertigung im Osten - womöglich Slowakei oder Polen - ist in Prüfung. Joint-Venture-Möglichkeiten im Baltikum sind für die Business Unit Schmiedetechnik angedacht. Als "alter Optimist" habe Bernd Rübig jedenfalls die Hoffnung, dass die EU Trump als Weckruf versteht. "Europa braucht eine solide Wirtschaftspolitik, wir können nicht länger der Spielball zwischen USA und China sein".