KTM Sanierung : Neustart im Juli: KTM schließt Insolvenz ab, Produktion kehrt zurück
Inhalt
- Zurück auf die Straße: KTM bringt Produktion ab 28. Juli wieder in Gang
- Führungswechsel bei Pierer Mobility: KTM bekommt neue Köpfe
- Vom Minus ins Plus: KTM plant Milliarden-Turnaround nach Rekordverlust
- „Zweite Chance für KTM“ – CEO Neumeister zeigt sich emotional und kämpferisch
- Neues Kapitel: KTM künftig unter indischer Regie
- Video: Was bleibt vom Industrie-Imperium des Stefan Pierer?

Wieder Leben in der Produktionshalle: In Mattighofen bereitet sich KTM auf den Neustart vor – ab Ende Juli sollen hier wieder Motorräder vom Band laufen.
- © KTMDie monatelange Unsicherheit für die Gläubiger der KTM AG ist beendet: Bis gestern wurden sämtliche Forderungen abgegolten, wie Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigte. Rund 1300 Überweisungen waren nötig, um die vereinbarte 30-Prozent-Quote auszuzahlen. Insgesamt flossen 525 Millionen Euro an Lieferanten und Banken.
Vogl, der seit Ende November als Treuhänder fungierte, wickelte die Zahlungen im Rahmen des Sanierungsverfahrens final ab.
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Zurück auf die Straße: KTM bringt Produktion ab 28. Juli wieder in Gang
In den KTM-Werken in Mattighofen und Munderfing steht die Produktion derzeit weiterhin still. Der Neustart ist laut aktuellen Plänen für den 28. Juli vorgesehen.
Bis dahin gelten Übergangsregelungen: Die rund 3.800 Beschäftigten erhalten seit Mai – per Betriebsvereinbarung – Gehalt auf Basis einer 30-Stunden-Woche. Ab Ende Juli ist die Rückkehr in den Vollzeitbetrieb geplant.
Mit der Erfüllung der Gläubigerforderungen und der geplanten Wiederaufnahme der Produktion ab Ende Juli steht einem Neustart des Motorradherstellers wenig im Weg. Ob die geplanten Produktionszahlen wieder erreicht werden können, bleibt jedoch offen.
Die Lagerbestände bei Pierer Mobility schrumpfen deutlich schneller als geplant. Das wurde bei der vergangenen Hauptversammlung des Unternehmens betont.
Zum Artikel: Kontrollwechsel in Mattighofen – Bajaj übernimmt bei KTM das Steuer
Führungswechsel bei Pierer Mobility: KTM bekommt neue Köpfe
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Sanierungsverfahrens bei KTM zieht die Muttergesellschaft Pierer Mobility AG personelle Konsequenzen: Der Aufsichtsrat wurde neu besetzt.
Stephan Zöchling, erst im Jänner zum Vorsitzenden gewählt, verlässt das Gremium – ebenso wie sein Stellvertreter Rajiv Bajaj und Friedrich Roithner. Neu im Kontrollorgan sind nun Dinesh Thapar (CFO von Bajaj), sowie die Juristen Ernst Chalupsky und Ewald Oberhammer.
Der Rückzug Zöchlings soll nicht rein freiwillig erfolgt sein. Laut Berichten kam es zuletzt zu internen Spannungen mit Firmengründer Stefan Pierer, der sich bereits aus der operativen Führung von KTM zurückgezogen hat – und diesen Schritt auch bei Pierer Mobility plant.
Zum Artikel: Stefan Pierer – Der Erfolgsarchitekt hinter der Kultmarke KTM
Vom Minus ins Plus: KTM plant Milliarden-Turnaround nach Rekordverlust
Pierer Mobility hat für das Geschäftsjahr 2024 einen massiven Verlust eingefahren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei minus 1,184 Milliarden Euro – eine direkte Folge des monatelangen Produktionsstillstands.
Für das laufende Jahr 2025 rechnet das Unternehmen jedoch mit einem deutlichen Turnaround: Ein Sanierungsgewinn von rund 1,2 Milliarden Euro soll das operative Ergebnis wieder ins Plus bringen.
Auch das Eigenkapital, das 2024 auf minus 193,7 Millionen Euro gefallen war, soll durch die Sanierung wieder deutlich steigen – laut Pierer Mobility in den hohen dreistelligen Millionenbereich.
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„Zweite Chance für KTM“ – CEO Neumeister zeigt sich emotional und kämpferisch
Nach der Sanierung der Pierer Mobility AG meldet sich der neue KTM-CEO Gottfried Neumeister mit einer klaren Botschaft: Der traditionsreiche Motorradhersteller soll jetzt gestärkt in die Zukunft starten. „Heute haben wir die Chance bekommen, die Geschichte von KTM fortzuschreiben“, erklärt Neumeister in einer offiziellen Stellungnahme.
Besonderen Fokus legt Neumeister auf die bestehenden Werke in Mattighofen und Munderfing: Diese sollen auch weiterhin Basis für den zukünftigen Erfolg von KTM bilden. Die Standorte bleiben erhalten und spielen laut Neumeister eine zentrale Rolle im neuen Kapitel des Unternehmens - etwaigen Befürchtungen einer Produktionsabwanderung erteilt Neumeister eine Absage.
Mit Blick auf die jüngsten Herausforderungen zeigt sich Neumeister emotional: Er empfinde „tiefe Dankbarkeit und Demut“ gegenüber allen, die „diese neue, zweite Chance“ möglich gemacht haben.
Besonders würdigt er Stefan Pierer, der laut Neumeister „den Grundstein für eine der bekanntesten Motorradmarken der Welt gelegt“ habe.
Zum Artikel: Machtkampf bei KTM – Zöchling droht mit Verwertung verpfändeter Pierer-Anteile
Neues Kapitel: KTM künftig unter indischer Regie
Mit dem Abschluss der Sanierung steht KTM vor einem echten Neubeginn – wirtschaftlich entschuldet, personell neu aufgestellt und bereit für den Neustart der Produktion. Doch diesmal ist vieles anders: Firmengründer Stefan Pierer zog sich zurück, an seine Stelle tritt ein indischer Partner mit großer Finanzkraft. Die Bajaj-Gruppe hat nun das Steuer fest im Griff.
Die Krise ist überstanden – doch ob KTM aus der zweiten Chance eine echte Erfolgsgeschichte macht, zeigt sich erst auf der Straße.
Zum Artikel: Der neue Mann bei KTM – Das ist Christoph Neumeister
Video: Was bleibt vom Industrie-Imperium des Stefan Pierer?
Auch wenn sich Stefan Pierer aus der operativen Führung von KTM und Pierer Mobility zurückgezogen hat – ganz weg ist er nicht. Hinter den Kulissen steuert er weiterhin ein beachtliches Industrie-Netzwerk: Über seine Pierer Industrie AG und die Pierer Digital Holding hält er Beteiligungen an Unternehmen aus Motorsport, Luftfahrt, Elektronik, Feuerwehrtechnik – und sogar Künstlicher Intelligenz.
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