KTM News : Folgen der KTM-Insolvenz - Der bittere Neustart der Motorrad-Kultmarke

KTM Zentrale Headquarter

KTM nach der Insolvenz: Was bleibt von der Kultmarke?

- © heikomandl.at

Die Insolvenz der KTM AG im November 2024 markierte den Beginn einer tiefen Zäsur – für die österreichische Industrie ebenso wie für die internationale Motorradbranche. Jahrzehntelang zählte KTM zu den innovativsten Herstellern Europas, insbesondere in den Segmenten Offroad, Motocross und Straßenmaschinen. Mit starken Verkaufszahlen, Rennsporterfolgen und einer globalen Markenpräsenz hatte sich das Unternehmen aus Mattighofen eine führende Marktstellung aufgebaut. Umso größer war die Überraschung, als öffentlich wurde, dass KTM in eine akute finanzielle Schieflage geraten war – ein Vorgang mit weitreichenden wirtschaftlichen und brancheninternen Folgen.

>> Wie Stefan Pierer aus der angeschlagenen KTM-Marke einen globalen Motorradkonzern formte, gilt als eines der bemerkenswertesten Comebacks der europäischen Industriegeschichte. Doch mit der erneuten Insolvenz  steht nicht nur das Unternehmen, sondern auch Pierers Lebenswerk auf dem Prüfstand.

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KTM-Insolvenz 2024: Wie es zur Pleite des Motorradherstellers kam

Die Ursachen der Krise lagen in einer problematischen Gemengelage: Obwohl Pierer Mobility AG zu Jahresbeginn 2024 noch solide Verkaufszahlen und eine gefestigte Marktstellung vorweisen konnte, verdichteten sich im Sommer die Hinweise auf finanzielle Schieflagen. Hohe Ausgaben für Forschung, Entwicklung und internationale Expansion trafen auf einen weltweit abkühlenden Motorradmarkt. Zusätzlich verschärften Lieferengpässe, steigende Materialkosten und eine sinkende Konsumlaune – vor allem in Europa – die Situation. Während die Nachfrage einbrach, stiegen Fixkosten und Verbindlichkeiten weiter an.

>>> Wie KTM in die Krise fuhr: Hohe Schulden, strategische Fehlentscheidungen und eine plötzliche Marktschwäche führten zur Insolvenz des österreichischen Motorradherstellers. Jetzt kämpft die Pierer Mobility AG an allen Fronten um frisches Kapital – und um das Überleben der Marke.

Im Herbst 2024 überschritten die Verbindlichkeiten von KTM die Schwelle von 1,8 Milliarden Euro, während sich unbezahlte Rechnungen bei Zulieferern anhäuften – ein Zustand, der schließlich zur Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens am Landesgericht Wels führte. Für viele Beobachter war dies ein kaum vorstellbarer Schritt, galt Stefan Pierer doch über Jahrzehnte hinweg als strategischer Vordenker der österreichischen Industrie. Die Insolvenz traf nicht nur das Unternehmen selbst, sondern erschütterte auch das Vertrauen zahlreicher Partner, Beschäftigter und langjähriger Kunden.

Es folgte ein umfassender Transformationsprozess – nicht nur durch den Rückzug von Stefan Pierer und den damit verbundenen Führungswechsel, sondern auch durch tiefgreifende strukturelle und strategische Neuausrichtungen. KTM sah sich gezwungen, interne Abläufe zu straffen, mögliche Verlagerungen von Produktionsteilen ins Ausland zu prüfen und aktiv nach neuem Kapital zu suchen. Die Krise wurde zur Nagelprobe für ein Unternehmen, das jahrzehntelang als Vorzeigeakteur der österreichischen Industrie galt – und sich nun in einem existenziellen Überlebenskampf wiederfand.

Stellenabbau bei KTM: Folgen für Beschäftigte und den Standort Mattighofen

Im Rahmen der umfassenden Sanierung nach der Insolvenz hat KTM Anfang 2025 rund 300 weitere Stellen gestrichen – ein tiefer Einschnitt für die Region rund um Mattighofen, wo der Motorradhersteller lange als wirtschaftlicher Motor und stabiler Arbeitgeber galt. Bereits zuvor hatte das Unternehmen schrittweise Personal reduziert und befristete Verträge auslaufen lassen, doch diesmal traf es auch langjährige Mitarbeitende – was für spürbare Verunsicherung und Enttäuschung in der Belegschaft sorgte.

>>> KTM baut um: Produktionsverlagerungen ins Ausland und bis zu 300 Stellen fallen weg. Was hinter der Sanierungsstrategie steckt – und welche Folgen sie für den Standort Mattighofen hat.

Betroffen vom Stellenabbau waren laut internen Angaben vor allem Beschäftigte aus Produktion, Logistik und Teilen des mittleren Managements. Hintergrund war ein weitreichender Restrukturierungsplan, mit dem KTM die Fixkosten um mindestens 25 Prozent senken will. Unternehmensnahe Kreise verweisen auf ein Missverhältnis zwischen Personalkosten und Umsatz – das Ergebnis eines jahrelangen Expansionskurses, der sich im Abschwung als schwer tragfähig erwiesen habe.

Die Krise bei KTM betrifft nicht nur betriebswirtschaftliche Kennzahlen – sie trifft auch die regionale Identität. Für viele Beschäftigte ist das Unternehmen mehr als nur ein Arbeitgeber: KTM ist seit Jahrzehnten eng mit dem Innviertel verbunden, zahlt überdurchschnittliche Löhne und galt als Stabilitätsanker am Arbeitsmarkt. Die jüngsten Kündigungen haben deshalb tiefe Spuren hinterlassen. Betriebsrat und Gewerkschaften warnten vor einem „sozialen Einschnitt mit Signalwirkung“, der auch zahlreiche Zulieferer in der Region unter Druck setzen könnte.

KTM-Produktion: Eine Zeitlang stand die Auslagerung ins Ausland offen zur Diskussion.

- © KTM

Parallel zu den Kündigungen wurden erstmals Pläne bekannt, Teile der Produktion ins Ausland – vor allem nach Indien und China – zu verlagern. Zwar wurden diese Schritte als Teil einer strategischen Kostenoptimierung begründet, doch in Mattighofen sorgten sie zunächst für große Verunsicherung. Inzwischen gilt der Standort jedoch als gesichert – die Kernfertigung bleibt in Oberösterreich, wie das neue Management betont.

KTM unter neuer Führung: Was der Rückzug von Stefan Pierer für den Neustart bedeutet

Im neuen Jahr ging es dann Schlag auf Schlag: Im Januar trat Langzeit-CEO Stefan Pierer zurück. Nach mehr als drei Jahrzehnten an der Unternehmensspitze – in denen er die Marke von einem Sanierungsfall zur internationalen Erfolgsgeschichte formte – bedeutete sein Rückzug das Ende einer Ära. Die Insolvenz und der damit verbundene Vertrauensverlust bei Gläubigern und Partnern machten einen personellen Neuanfang unumgänglich. Pierers Abgang stand damit sinnbildlich für den Bruch mit der Vergangenheit – und den Start in eine neue Phase unter neuer Führung.

>>> Nach dem Rücktritt von Stefan Pierer übernimmt Sanierungsexperte Gottfried Neumeister die Führung bei KTM – mitten in der schwersten Krise der Unternehmensgeschichte. Wie ein milliardenschwerer Schuldenberg, offene Investorengespräche und ein straffer Sanierungsplan den Neustart ermöglichen sollen, lesen Sie hier.

Die operative Führung übernahm der Sanierungsexperte Gottfried Neumeister, der bereits in mehreren Industriekonzernen umfassende Restrukturierungen umgesetzt hatte. Sein Mandat war klar: KTM finanziell zu stabilisieren, das Vertrauen von Investoren und Gläubigern zurückzugewinnen und eine tragfähige Zukunftsstrategie zu entwickeln. Gemeinsam mit einem internen Restrukturierungsteam legte Neumeister einen Sanierungsplan vor, der unter anderem eine Rückzahlung von 30 Prozent der Gläubigerforderungen vorsah – dieser wurde im Februar 2025 nach intensiven Verhandlungen mehrheitlich angenommen.

Neumeister und Pierer.

- © Tschann E./KTM

Neumeister setzte nicht nur auf finanzielle Stabilisierung, sondern leitete auch eine umfassende strategische Neuausrichtung ein: Weniger Modellvielfalt, stärker automatisierte Produktion und ein klarer Fokus auf profitable Kernbereiche wie Elektromobilität und hochwertige Offroad-Modelle. Während die langjährige Kooperation mit dem chinesischen Hersteller CF Moto beendet wurde, intensivierte KTM die Partnerschaft mit Bajaj. Der indische Großaktionär unterstützte die Sanierung mit mehreren Millionenüberweisungen – sowohl zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebs als auch zur Begleichung offener Gläubigerforderungen.

Auch auf Unternehmensebene wurde tiefgreifend umgebaut: Die Führungsstrukturen wurden gestrafft, Entscheidungsprozesse vereinfacht und sämtliche Innovationsprojekte einer strengen Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen. Gleichzeitig wurde der Aufsichtsrat neu aufgestellt – mit enger Anbindung an den Hauptinvestor Bajaj –, um die strategische Neuausrichtung enger zu begleiten. Neumeister machte klar: KTM soll künftig nicht durch Masse, sondern durch Qualität, Effizienz und technologischen Fortschritt überzeugen.

Der Führungswechsel markierte weit mehr als einen bloßen Personalwechsel – er leitete einen umfassenden kulturellen und wirtschaftlichen Neuanfang ein. Ob dieser tiefgreifende Wandel zum Erfolg führt, bleibt offen. Fest steht jedoch: KTM befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt – der wohl größten Herausforderung in der jüngeren Unternehmensgeschichte.

  • Gottfried Neumeister KTM
    "Wir bauen unsere Motorräder so, dass sie zuverlässig und robust für jedes Rennen, für jede Strecke sind. Jetzt geht es darum, das Unternehmen robust zu machen. Robust für die Zukunft."

    Gottfried Neumeister, CEO bei KTM

Krise mit persönlicher Dimension: Was die KTM-Insolvenz für Stefan Pierer bedeutet

Die Insolvenz der KTM AG traf nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch Stefan Pierer in seiner Rolle als langjähriger CEO und Hauptaktionär mit voller Wucht. Sein Rücktritt Anfang 2025 markierte nicht nur das Ende seiner operativen Verantwortung, sondern auch einen tiefen Einschnitt in seinem persönlichen Lebenswerk. Über Jahrzehnte hinweg war Pierer untrennbar mit der Marke KTM verbunden – als treibende Kraft hinter ihrem Aufstieg zum internationalen Marktführer. Der Absturz der Kultmarke brachte jedoch nicht nur das Unternehmen ins Wanken, sondern erschütterte auch Pierers Reputation als einer der erfolgreichsten Industriemanager Österreichs.

Trotz der KTM-Insolvenz bleibt Stefan Pierer eine prägende Figur der österreichischen Industrie – wenn auch mit deutlich geschrumpfter Machtbasis. Auch nach seinem Rückzug aus der operativen Führung hält Pierer über seine Industrie- und Digitalholding weiterhin zentrale Beteiligungen: etwa an Pankl und SHW (Hochleistungskomponenten), an Abatec (Elektronikfertigung), am Feuerwehrtechnikspezialisten Rosenbauer, an Leoni (Bordnetze) sowie im KI-Startup NXAI. Diese Unternehmen bilden heute den Kern eines neu ausgerichteten Imperiums – deutlich kleiner, aber strategisch diversifiziert. Die KTM-Pleite hat Pierer wirtschaftlich und reputativ schwer getroffen, doch seine Rolle als Investor und Industriegestalter bleibt bestehen.

Auch sein Standing in Politik und Wirtschaft hat durch die KTM-Insolvenz spürbar gelitten. Über Jahre hinweg war Stefan Pierer eng mit den einflussreichsten Wirtschaftsverbänden des Landes vernetzt, insbesondere mit der Industriellenvereinigung, deren oberösterreichischem Landesverband er lange Zeit vorstand. Doch im Dezember 2024 – nur wenige Wochen nach Bekanntwerden der Insolvenz – trat Pierer  als IV-Präsident zurück. Seither ist sein politischer Rückhalt deutlich geschwunden. Viele einstige Verbündete und Wegbegleiter äußern sich kaum noch öffentlich zu seiner Rolle in der Krise.

  • Stefan Pierer
    „Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich."

    Stefan Pierer, ehemaliger CEO von KTM während der Insolvenz

Emotional wiegt die Krise für Stefan Pierer wohl schwer. KTM war für ihn weit mehr als ein Unternehmen – es war über 30 Jahre lang sein persönliches Lebenswerk, das er mit seinem durchaus umstrittenen Führungsstil geformt hatte. Der Rücktritt war deshalb nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Schritt, sondern markierte auch einen tiefen persönlichen Einschnitt. In seinen wenigen öffentlichen Statements während der KTM-Krise wirkte Pierer sachlich, aber ungewohnt zurückhaltend.

Ob er noch einmal als aktiver Unternehmer in die Öffentlichkeit treten wird, ist offen. Branchenkenner schließen ein Comeback nicht aus, etwa als strategischer Investor oder diskreter Strippenzieher im Hintergrund.

Krise mit Folgen: Was die KTM-Insolvenz für Mattighofen und das Umland bedeutet

Die Insolvenz der KTM AG im Jahr 2024 traf die Region rund um den Stammsitz Mattighofen mit voller Wucht. Mit über 4.000 direkt Beschäftigten allein in Oberösterreich war das Unternehmen nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern auch das wirtschaftliche Rückgrat vieler Zulieferer und Dienstleister. Zahlreiche kleine und mittelständische Betriebe – vom Maschinenbau über Metallverarbeitung bis hin zu Logistik- und Wartungsfirmen – waren eng mit KTM verflochten. Der abrupte Auftragsrückgang infolge der Insolvenz erschütterte das regionale Wirtschaftsnetz und brachte viele Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten.

>>> Wirtschaftsexperten sehen in der KTM-Insolvenz ein alarmierendes Signal für die gesamte österreichische Zulieferindustrie. Sie warnen: Die Krise rund um Mattighofen könnte nur der Beginn einer größeren Erschütterung im Industriesektor sein.

Für viele Gemeinden im Bezirk Braunau, insbesondere Mattighofen selbst, bedeutete die Krise eine tiefe wirtschaftliche Verunsicherung. Steuereinnahmen gingen zurück, Investitionen wurden gestoppt, kommunale Budgets mussten überarbeitet werden. Auch im Einzelhandel und bei Dienstleistern – etwa in der Gastronomie oder im Tourismus – spürte man rasch den Rückgang an Konsum und Ausgabenfreude.

Besonders drastisch traf die Region jedoch der erneute Produktionsstopp am KTM-Stammsitz: Seit Ende April 2025 steht die Fertigung in Mattighofen still – offiziell bis Ende Juli. Grund dafür sind massive Lieferengpässe, nachdem KTM über Monate keine Bestellungen mehr bei Zulieferern platzierte. Mehr als 3.000 Beschäftigte wurden in Kurzarbeit geschickt, eine 30-Stunden-Woche eingeführt, um Kündigungen zu vermeiden. Der Stillstand betrifft nicht nur die Mitarbeitenden, sondern strahlt auf das gesamte wirtschaftliche Gefüge im Umfeld der Fabrik aus.

Zudem droht eine Abwanderung qualifizierter Fachkräfte, sollten sich keine stabilen Beschäftigungsperspektiven ergeben. Bürgermeister, Landespolitiker und Wirtschaftskammervertreter forderten rasch Hilfe von Land und Bund, um die Folgen der Krise abzufedern. Die Landesregierung prüft seither Förderprogramme für betroffene Gemeinden sowie Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitskräfte im Wandel.

Mattighofen, über Jahrzehnte eng mit der Marke KTM verbunden, steht nun exemplarisch für die Schattenseiten der globalisierten Industrie. Zwar betonte Sanierungsgeschäftsführer Gottfried Neumeister wiederholt, dass der Standort gesichert sei – doch wie stark sich der neue Eigentümer Bajaj aus Indien tatsächlich zur Region bekennt, bleibt ungewiss. Künftige Entscheidungen über Investitionen, Fertigungstiefe oder Lieferketten könnten Mattighofen stark beeinflussen. Klar ist: Die Insolvenz der KTM AG hat weitreichende Folgen, die weit über das Unternehmen hinausgehen – sie ist - auch -  zur regionalen Zäsur geworden.

KTM-Motohall in Mattighofen 

- © Sebas Romero

Folgen der KTM-Pleite: Wie Zulieferbetriebe ins Straucheln geraten

Die Insolvenz der KTM AG im November 2024 brachte nicht nur den Motorradhersteller ins Wanken, sondern zog auch zahlreiche Zulieferbetriebe in Mitleidenschaft. Besonders betroffen war die ABW Automatendreherei Brüder Wieser aus Oberwang, die rund zehn Prozent ihres Umsatzes mit Bauteilen für KTM erzielte – etwa Haltebuchsen für Kühler und bis zu 70 weitere Drehteile. Geschäftsführer Josef Paarhammer sprach von einem spürbaren Einschnitt, betonte jedoch, dass ABW dank einer breiten Kundenbasis mit rund 500 Abnehmern, einer hohen Eigenkapitalquote von 23 Millionen Euro und kaum Schulden wirtschaftlich gut aufgestellt sei.

>>> KTM-Pleite reißt Tochterfirmen mit: Zwei Insolvenzen in Oberösterreich. Nach der Zahlungsunfähigkeit der KTM AG haben auch die Tochterfirmen Avocodo und Pierer E-Commerce Insolvenz angemeldet. Rund 150 Jobs und über 120 Gläubiger sind betroffen – die Auswirkungen auf die Region Oberösterreich sind erheblich.

Auch die Spring Components GmbH aus Mariazell spürt die Folgen der KTM-Insolvenz deutlich: Das Unternehmen, das Federn und Biegeteile für den Motorradhersteller lieferte, bleibt auf offenen Forderungen im hohen fünfstelligen Bereich sitzen. Geschäftsführer Hugo Sampl zeigte sich von der Pleite überrascht – für ihn galt KTM lange als stabiler Partner.

Zu den prominenteren Betroffenen zählt auch der Auspuffhersteller Remus Innovation. Miteigentümer Stephan Zöchling bestätigte zwar, dass die ausstehenden Zahlungen von KTM sein Unternehmen nicht in eine Schieflage bringen, sprach aber dennoch von einer spürbaren Belastung. Zöchling hatte bereits Ende 2024 mit einer kurzfristigen Finanzhilfe eine sofortige Zahlungsunfähigkeit von KTM verhindert und galt zeitweise selbst als möglicher Investor.

Inzwischen hat sich die Situation deutlich stabilisiert: Laut KTM-CEO Gottfried Neumeister wurden sämtliche offenen Forderungen gegenüber Zulieferern beglichen. Damit sei die Lieferkette wieder vollständig funktionsfähig, betonte Neumeister mehrfach gegenüber Medien und Partnern. Ziel sei es, zum geplanten Produktionsstart Ende Juli mit voller Kapazität und reibungsloser Zulieferstruktur wieder an den Markt zu gehen. 

Motorsport in der Warteschleife: Die Folgen der KTM-Insolvenz für Rennsport und Werksprogramme

Die Insolvenz der KTM AG hat auch im internationalen Motorsport deutliche Einschnitte hinterlassen. Über Jahre hinweg war KTM eine treibende Kraft auf den Rennstrecken – von der MotoGP über Supercross bis zur Rallye Dakar. Doch mit dem Start des Sanierungsverfahrens mussten zahlreiche Motorsportaktivitäten massiv zurückgefahren oder ganz auf Eis gelegt werden. Besonders betroffen ist die Vorbereitung auf die MotoGP-Saison 2027: Laufende Entwicklungsprojekte wurden gestoppt, geplante Testeinsätze abgesagt und technische Neuerungen auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch Förderformate wie der Red Bull Rookies Cup stehen zur Disposition und könnten künftig in veränderter Form oder gar nicht weitergeführt werden.

>>> MotoGP-Aus für KTM? Wie die Insolvenz den Motorsport unter Druck setzt. Um Kosten zu senken, denkt KTM über einen Rückzug aus der MotoGP ab 2026 nach. Die geplanten Sparmaßnahmen betreffen neben dem Rennsport auch Forschung, Entwicklung und Marketing – was das für die Konzernmarken Husqvarna und GasGas bedeutet, erfahren Sie hier.

In der MotoGP, wo KTM mit Fahrern wie Brad Binder und Jack Miller zuletzt noch Erfolge feiern konnte, wurde für 2025 ein deutlich reduziertes Engagement beschlossen. Testtage wurden zusammengestrichen, geplante technische Weiterentwicklungen ausgesetzt. Hinter vorgehaltener Hand ist sogar von einem möglichen vollständigen Rückzug aus der Königsklasse des Motorradsports die Rede – sollte sich keine tragfähige Finanzierungsperspektive auftun.

Auch im Motocross- und Enduro-Segment spürt man die Auswirkungen: Werksteams wurden verkleinert, Unterstützungsleistungen für Privatfahrer und Kundenteams gestrichen. Besonders stark trifft es europäische Nachwuchsserien, in denen KTM über Jahrzehnte hinweg als verlässlicher Förderer galt. Motorsport war lange Herzstück der KTM-Markenwelt – doch die finanzielle Schieflage zwingt das Unternehmen, selbst in diesem strategisch wichtigen Bereich harte Einschnitte vorzunehmen.

Trotz der tiefgreifenden Einschnitte im Zuge der Insolvenz hat sich KTM unter der neuen Eigentümerstruktur mit Bajaj klar zum Rennsport bekannt. CEO Gottfried Neumeister betonte, dass KTM „solange im MotoGP bleibt, wie wir es uns leisten können“, wobei Verträge mit der Vermarktungsagentur Dorna bis Ende 2026 bestehen. Bajaj habe laut Neumeister ein „strategisches Interesse an internationalem Motorsport“ und stelle weiterhin Mittel für die Entwicklung bereit. Erste Investitionen flossen bereits in neue Testprojekte und Technikpakete für die MotoGP-Saison 2025. Auch das Werksteam Tech3 wurde mit frischem Bajaj-Branding ausgestattet – ein Signal, dass Rennsport weiterhin ein zentraler Bestandteil der Markenidentität bleiben soll, sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stabil bleiben.

Motorsport als Teil der DNA von KTM.

- © KTM

Wie es nun mit KTM weitergeht

Nach einer Phase massiver Umbrüche und tiefgreifender Sanierungsmaßnahmen richtet sich der Blick bei KTM wieder nach vorn. Der Neustart steht unmittelbar bevor: Ab dem 28. Juli 2025 soll die Produktion in Mattighofen und Munderfing  wieder voll anlaufen. Damit endet eine monatelange Phase des Stillstands, in der rund 3.800 Mitarbeitende mit reduzierter Arbeitszeit auf den Wiedereinstieg vorbereitet wurden. Gleichzeitig übertraf der Motorradhersteller im ersten Halbjahr 2025 mit rund 100.000 verkauften Einheiten seine eigenen Absatzprognosen deutlich – die massiven Lagerbestände sind damit nahezu vollständig abgebaut.

CEO Gottfried Neumeister betont, dass KTM operativ stabilisiert sei und die Produktionsstandorte in Oberösterreich dauerhaft Teil der Konzernstrategie bleiben sollen. Trotz der Unsicherheiten über die zukünftige Rolle des neuen Mehrheitseigentümers Bajaj aus Indien versichert Neumeister, dass Mattighofen „eine zentrale Säule“ der weiteren Entwicklung bleibe. Doch der Einfluss des neuen Eigentümers auf strategische Weichenstellungen ist noch schwer einzuschätzen – insbesondere was etwaige Verlagerungen oder Investitionen betrifft.

Fakt ist: Die Gläubiger wurden ausbezahlt, die Lieferkette ist laut Neumeister vollständig wiederhergestellt, und die Lagerbestände wurden durch hohe Nachfrage stark abgebaut. KTM stellt zudem wieder ein – nicht nur in Österreich, sondern international. Der erfolgreiche Absatz, das neue Kapital der Bajaj-Gruppe und die klare operative Ausrichtung legen den Grundstein für eine Rückkehr zu alter Stärke. Doch ob der Turnaround nachhaltig gelingt, entscheidet sich in den kommenden Quartalen – auf den Produktionslinien ebenso wie in den globalen Märkten.

Video: Produktionsstopp bei KTM - Was hinter der Krise steckt

Die Motorradproduktion in Mattighofen steht still, Angestellte arbeiten in Kurzarbeit – KTM steckt mitten in einer finanziellen Ausnahmesituation. Zwei geplante Finanzierungsmaßnahmen scheiterten, Investoren halten sich zurück. Nun soll ein Kreditmodell mit Aktienverpfändung die Rettung bringen. Bis zum 23. Mai braucht KTM 600 Millionen Euro, um Gläubiger zu bedienen. Hoffnung kommt vom Großaktionär Bajaj sowie Gesprächen mit BRP und weiteren Interessenten. In der Zwischenzeit wird die Produktionspause zum Lagerabbau genutzt – doch die Zukunft bleibt offen.

INDUSTRIEMAGAZIN-News warf Ende April einen Blick auf den Status des Sanierungsverfahrens.