Bahnindustrie : Wasserstoff und Batterien: Studie von ACStyria zu Lokomotiven der Zukunft

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Der ACstyria hat sich mit einer Studie und der am Mittwoch in Graz beginnenden "Railcontact" auf Spurensuche nach den Lok-Antrieben der Zukunft begeben. Von rund 65.600 Triebfahrzeugen in der EU (Stand 2016) sind etwa 15.700 - ein knappes Viertel - ohne Stromoberleitungen, also mit Diesel angetrieben. Sie stellen den Zukunftsmarkt dar. In Österreich könnte die Alternative der Wasserstoff werden.

Überblick zur Antriebsentwicklung im Bereich Bahnindustrie

Christa Zengerer, Geschäftsführerin des steirischen Mobilitätsclusters, schilderte, dass die 2018 in Auftrag gegebene Studie einen "Überblick und Ausblick bei der Antriebsentwicklung im Rail-Bereich" geben sollte. Die Mitglieder des ACstyria können auf Basis der Studie neue Forschungsprojekte aufsetzen.

Alexander Schimanofsky von der Railway Competence and Certification GmbH betonte, dass der Inhalt nicht wertend sei. Es handle sich um eine "neutrale Beobachtung" mit möglichst vielen Einflüssen, die abgebildet werden.

Herbert Wancura fasste die Ergebnisse zusammen: "Die eine Lösung gibt es nicht. Es gibt optimierte Lösungen für jeweilige Anwendungsgebiete." Eine der wichtigsten Erkenntnisse sei, dass man "spezifisch" werden muss. Bisher gab es universelle Fahrzeuge: "Die Flotten werden komplexer." Trotz Spezifikation müsse die Herstellung wirtschaftlich bleiben.

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Es gibt auch Systemgrenzen

Die Studie beleuchtete auch Systemgrenzen: Beispielsweise braucht es für batteriebetriebene Loks möglicherweise Ladestationen, die binnen kurzer Zeit viel leisten müssen. Dafür sei ein entsprechendes Netz nötig. Wasserstoffbetriebene Loks brauchen beispielsweise Wartungshallen mit spezielle Sicherheitsmaßnahmen. "Mit dieser Studie sehen die Unternehmen, welche neuen Systeme in den kommenden 40 Jahren möglich sind."

Die Bahnen haben eine "Mega-Disruption" schon vor Jahrzehnten bewältigt

Die Eisenbahn hat bereits einen großen Systemwechsel von Dampf auf Diesel hinter sich. Fällt die Entscheidung zum Wechsel, so gehe dieser laut Wancura rasch: In 15 Jahren ist der Wechsel bei 99 Prozent der Flotte angekommen. Die ÖBB habe selbst derzeit eine Studie in Auftrag, die sich mit alternativen Antrieben beschäftigt. Sie müssen auch den Betrieb ihrer Busse einkalkulieren, weshalb die Tendenz in Richtung Wasserstoff geht. Die Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen, unterstrichen Wancura sowie Wolfgang Köstinger von der ÖBB. Auch Kombinationen seien möglich, zum Beispiel eine batteriebetriebene Lok mit Wasserstofftank als Reichweitenverlängerer.

Segment der Lokomotiven ohne Stromantrieb als Hoffnungsträger

Die alternativen Antriebe sind für jene Züge nötig, die nicht elektrifiziert fahren. Das ist beispielsweise bei Häfen notwendig, wo Oberleitungen stören. In manchen Regionen stören Oberleitungen auch das Landschaftsbild, weshalb auch dort nach Alternativen gesucht wird.

Andere Schienenfahrzeuge müssen sogar ohne Strom funktionieren, beispielsweise die Bahnerhaltungsfahrzeuge, die dann zum Einsatz kommen, wenn es bei den Oberleitungen Störungen gibt. In Deutschland sind noch heute rund 2.500 dieselbetriebene Verschub-Loks im Einsatz, schilderte Wancura. Sie haben oft sehr schlechte Emissionswerte und werden noch dazu in Stadtzentren betrieben. Sie müssen ausgetauscht werden, was für Mitglieder-Unternehmen des ACstyria nur eines von mehreren möglichen Absatzfeldern darstelle. (apa/red)

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