Stahlbau : Waagner-Biro Brückenbau: "Erfreuliche Lösung" wahrscheinlich

Die Käufersuche für die Brückenbau-Sparte von Waagner-Biro ist auf den letzten Metern. Die Insolvenzverwalterin des traditionsreichen Stahlbauunternehmens hat nun alle Angebote für die Tochter Bridge Systems AG eingesammelt. "Wir sind sehr optimistisch, dass es bald eine erfreuliche Lösung geben wird", erklärte Masseverwalterin Romana Weber-Wilfert auf APA-Anfrage. Dazu: Waagner-Biro Brückenbau: Entschuldung und Weiterführung geplant >>

Waagner-Biro schlitterte im Herbst in die Zahlungsunfähigkeit und wird derzeit zerschlagen. Die Bühnentechik-Sparte ging an den Sanierer Erhard Grossnigg. Wer beim Brückenbau den Zuschlag erhält, will Weber-Wilfert erst bekanntgeben, wenn der Insolvenzrichter den Kaufvertrag genehmigt hat. Für die internationale Suche nach Interessenten sind auch Berater von Deloitte eingeschaltet.

Ein verhängnisvoller Auftrag in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Auslöser

Von den Insolvenzen im Waagner-Biro-Konzern sind rund 1.500 Mitarbeiter betroffen. Zahlungsausstände beim Louvre in Abu Dhabi und Probleme beim Bau der neuen Gazprom-Zentrale in St. Petersburg gelten aus Auslöser der Krise.

Wachstumstreiber Brückenbau

Der Brückenbau war in 160-jährigen Firmengeschichte einer der großen Wachstumstreiber: Schon in der Zwischenkriegszeit von 1919 bis 1939 errichtete Waagner-Biro in Wien zahlreiche Brückenbauten, darunter die Schwedenbrücke, die Friedensbrücke und die Floridsdorfer Brücke. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Stahlbauer dann ebenfalls am Bau vieler Brücken in Wien beteiligt. Auch bei die Wiederherstellung der in den letzten Kriegstagen schwer beschädigten Staatsoper und Burgtheater arbeitet Waagner-Biro mit.

Die Lieferung der Adhamiyah Bridge über den Tigris in Bagdad im Irak 1953 markierte für Waagner-Biro das erste internationale Nachkriegsprojekt im Brückenbau. Vier Jahre später macht der Export schon 40 Prozent des Umsatzes. Allein in Indonesien hat Waagner-Biro bis heute mehrere tausend Brücken gebaut.

Botlek: Größte jemals gebaute Hubbrücke

Beim Ingenieurbau zählt die Botlek-Brücke im Hafen von Rotterdam (hier oben im Bild) zu den herausragenden Projekten von Waagner-Biro. Botlek ist die größte jemals gebaute Hubbrücke. Die Brücke besteht aus zwei Stahldecks. Jedes dieser Stahldecks ist 92 Meter lang und kann sich 46 Meter über die Wasseroberfläche heben. Über die Brücke führen fünf Autobahnspuren, ein Radweg und zwei Eisenbahngleise. Letzteres bedeutet, dass die Stahldecks von ihrer Höhe herabsinken und sich wieder auf den Millimeter genau an ihren Platz setzen müssen - und das dutzende Male am Tag.

(red mit apa)

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