Elektronik : Nach massiven Problemen: Samsung verkauft Firmenanteile und tauscht "Galaxy Note 7" in Österreich aus

Der südkoreanische Elektronikhersteller Samsung tauscht das fehlerhafte Smartphone-Modell Galaxy Note 7 auch in Österreich aus. Zwar habe der offizielle Verkaufsstart hierzulande nie begonnen, es habe aber eine Vorverkaufsaktion mit einer limitierten Anzahl von Geräten gegeben, die betroffen sein könnten, sagte eine Sprecherin zur APA. Wie viele Galaxy-Note-7-Modelle in Österreich im Umlauf sind, konnte die Sprecherin nicht sagen.

Samsung wollte das Gerät ursprünglich ab 9. September in Österreich verkaufen. Der Hersteller hatte den Verkauf allerdings Anfang September gestoppt und 2,5 Millionen Geräte zurückgerufen, nachdem einige Exemplare beim Aufladen in Brand geraten waren. Mehrere Fluggesellschaften warnten davor, das Galaxy Note 7 an Bord zu benutzen. Auch Samsung selbst riet, das Gerät auszuschalten.

Wer ein Galaxy Note 7 besitzt, kann das Smartphone bei dem Händler oder Netzbetreiber, bei dem er es erworben hat, umtauschen.

Aktuell zum Erzrivalen von Samsung:

Warum Apple jetzt Steuerzahler wird: Die 10 wichtigsten Details >>

In der Krise um den Rückruf des Galaxy Note 7 stößt Samsung in einem Schwung Aktien anderer Branchenunternehmen ab. Damit könnte genug Geld in die Kasse kommen, um die Kosten der gigantischen Umtauschaktion zu finanzieren.

Samsung macht mitten in der teuren Rückrufaktion für sein Spitzen-Smartphone Galaxy Note 7 Beteiligungen an anderen Technologieunternehmen zu Geld. Der Smartphone-Marktführer habe Anteile im Wert von rund einer Billion Won (791 Mio. Euro) verkauft, sagte eine Sprecherin dem Finanzdienst Bloomberg. Die Rückrufaktion wegen Brandgefahr könnte Samsung nach Einschätzung von Experten eine Milliarde Dollar oder mehr kosten.

Samsung verkaufte den Angaben zufolge seinen Anteil von 4,5 Prozent am Speicher-Spezialisten Rambus, die Beteiligung von 0,7 Prozent am japanischen Elektronik-Anbieter Sharp. Außerdem habe sich der südkoreanische Konzern vom gesamten Anteil von 4,2 Prozent am Festplatten-Hersteller Seagate und der Hälfte seiner Beteiligung von 2,9 Prozent am Halbleiter-Spezialisten ASML getrennt, schrieb das "Wall Street Journal". Nach Bloomberg-Informationen verkaufte Samsung 6,3 Millionen ASML-Aktien im Wert von 606 Mio. Euro.

Samsung hatte vor gut zwei Wochen die Brandgefahr beim Note 7 eingeräumt und eine weltweite Austausch-Aktion angekündigt. Laut einer offiziellen Rückrufaktion mit der US-Verbraucherschutzbehörde geht es allein in den USA um rund eine Million Geräte und bisher 92 gemeldete Zwischenfälle, bei denen sich ein Note 7 überhitzte oder Feuer fing. Das Smartphone war rund zwei Wochen in mehreren Ländern verkauft worden.

Laut Medienberichten könnten insgesamt etwa 2,5 Millionen Geräte ausgetauscht werden müssen. Bloomberg berichtete unter Berufung auf informierte Personen auch, Samsung habe sich beeilt, mit dem Note 7 besonders schnell ein Gerät mit vielen Innovationen und frischem Design auf den Markt zu bringen, um sich von Apple abzuheben. Schon vor Monaten war durchgesickert, dass das neue iPhone 7 wohl das gleiche Aussehen wie das vorherige Modell haben wird. Davon habe Samsung profitieren wollen. Zu den Neuerungen gehörte auch eine langlebigere Batterie, die schneller lud. Das Unternehmen erklärte Bloomberg, neue Geräte kämen grundsätzlich auf den Markt, wenn sie fertig seien.

Der Chef der US-Verbraucherschutzbehörde CPSC, Elliot Kaye, hatte erklärt, dass nach Angaben von Samsung die Batterie etwas zu groß für ihren Platz im Gehäuse gewesen sei - und durch das Zusammendrücken beim Einbau sich das Risiko von Kurzschlüssen in den Akkus erhöht habe. Die problematischen Batterien wurden nach bisherigen Informationen von der Samsung-Tochter SDI hergestellt.

Samsung tauscht nun die im Desaster um das explosionsgefährdete Smartphone Galaxy Note 7 nun nach und nach aus. Das Austauschprogramm sei auf dem Heimatmarkt in Südkorea und in verschiedenen europäischen Ländern angelaufen, teilte eine Unternehmenssprecherin am Montag mit. Ab Mittwoch gebe es das Angebot auch für Kunden in den USA.

Deutsche Kunden können das Tauschprogramm über ihren Händler oder die Internetseite www.samsung.de in Anspruch nehmen. Verbraucher, die sich bereits telefonisch oder per E-Mail registriert haben, müssen nicht aktiv werden. "Sie werden in Kürze über die weiteren Schritte informiert", heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. In Österreich ging das Modell offiziell nicht über den Ladentisch, der Verkaufsstart wäre hierzulande für 9. September geplant gewesen. (APA/dpa/AFP/red)