Wirtschaftspolitik : Macron: Wer seine Firmen verscherbelt, wird von China nie respektiert

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angesichts zahlreicher chinesischer Firmenübernahmen in Europa eine gemeinsame Linie zum Schutz strategisch wichtiger Wirtschaftsbereiche gefordert. Bei seinem Besuch in der Volksrepublik appellierte er von Peking aus an Staats- und Regierungschefs, mehr Vorsicht bei der Zulassung von Übernahmen an den Tag zu legen.

Macron plädiert dafür, dass ausländische Investitionen in strategisch wichtige Sektoren auf EU-Ebene unter die Lupe genommen werden. Doch einige Staaten, die wirtschaftlich auf chinesische Investitionen in ihrem Land setzen, wollen die Initiative verwässern.

China wird ein nachgiebiges Europa nie als Macht anerkennen

Macron warnte vor Vertretern der französischen Gemeinde in Peking davor, europäische Interessen preiszugeben: "China respektiert es als Großmacht nicht, wenn ein Land seine Kerninfrastruktur verscherbelt." Das Reich der Mitte werde Europa nicht als eine Macht achten, wenn einige EU-Mitgliedstaaten die "Tür freiwillig offen stehen" ließen.

Auch der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat wiederholt dafür plädiert, dass sich die EU und Deutschland bessere Schutzinstrumente verschaffen sollten, um den Verkauf von strategisch wichtigen Firmen ins Ausland notfalls unterbinden zu können. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte unter anderem die Übernahme des Augsburger Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Hausgeräte-Hersteller Midea.

China spaltet die EU

Der französische Präsident Emmanuel Macron will mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel daran arbeiten, dass die Europäer im Umgang mit China besser an einem Strang ziehen. Zum Abschluss seines ersten Staatsbesuches in China beklagte Macron vor Journalisten in Peking, dass Europa nicht mit einer Stimme spricht. "Ich denke, dass sich Europa gegenüber China als uneinig präsentiert."

Mit Blick auf Klagen, dass China die Europäer mit seiner Politik gegenüber einzelnen osteuropäischen Staaten spalte, sagte Macron, er könne Peking daraus keinen Vorwurf machen. "Heute hat Europa keine einheitliche Haltung", sagte Macron zur China-Politik. "Es ist nicht Chinas Fehler. Es ist unserer."

Neue Seidenstraße als Herausforderung

Europa müsse sich auch mit Chinas Initiative für den Aufbau einer "neuen Seidenstraße" mit Wirtschaftskorridoren zwischen Asien und Europa befassen. Das Vorhaben "kann nicht ignoriert werden". Es nicht wahrzunehmen oder abzutun, weil es nicht eigenen Anforderungen entspreche, bedeute, draußen zu bleiben. Die Europäer hätten hier eine "nützliche und unverzichtbare Rolle" zu spielen, sagte Macron vor dem Rückflug. Er wolle künftig jedes Jahr nach China kommen.

Großauftrag für Airbus

Macron hat während seines China-Besuchs zugleich einen Großauftrag für den europäischen Flugzeugbauer Airbus angebahnt: Ein Vertragsabschluss über die Lieferung von 184 Flugzeugen vom Typ A320 nach China stehe kurz bevor, sagte der französische Präsident. (reuters/apa/red)

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