Elektromobilität : Immer mehr Autobauer fordern Tesla heraus

Bisher hat der US-Elektroauto-Pionier Tesla wenig Konkurrenz. Die Limousine Model S mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern und einer Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer in drei Sekunden gilt im Luxussegment als das Nonplusultra unter den Elektroautos. Kürzlich allerdings wurde bekannt, dass Tesla mit NextEV einen Mitbewerber bekommen könnte, der von Finanzinvestoren und chinesischen Internet-Unternehmen finanziert wird. Und auch der Tesla-Zwilling Fisker plant scheinbar ein Comeback. Henrik Fisker galt dabei neben Tesla als der erfolgversprechendste Autobauer, verschwand aber vor etwa einem Jahr von der Bildfläche. Nach Finanzproblemen übernahmen die Chinesen, nun mehren sich die Anzeichen für ein Comeback. Nun scharren weitere Tesla-Herausforderer mit den Hufen - allen voran der deutsche Autobauer Audi.

Auf der Automesse IAA, die bald in Frankfurt am Main ihre Tore öffnet, will die Ingolstädter VW-Tochter den e-tron quattro vorstellen. Das Geländewagen-Coupé mit drei Elektromotoren soll ebenfalls eine Reichweite von rund 500 Kilometern haben und könnte 2018 unter dem Namen Q6 auf den Markt kommen. Genauere Leistungsdaten verriet Audi im Vorfeld der Messe zwar noch nicht, doch in der Fachpresse wird der Prototyp bereits als "Tesla-Killer" bezeichnet. Der deutsche Autobauer zeige mit dem e-tron quattro, dass er sich von Tesla nicht geschlagen geben wolle, sagt François Jaumain von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.

Der Vorstoß von Audi scheint wohlkalkuliert: Er kommt, kurz bevor Tesla Ende 2015 sein neues Modell, den Geländewagen Model X, in den USA auf den Markt bringen will. Wie das Model S auch, werden sich nur gut betuchte Kunden das neue Tesla-Fabrikat kaufen können. Beide Modelle kosten jeweils zwischen 70.000 und 140.000 Dollar. Tesla-Chef Elon Musk kündigte aber bereits an, dass in rund zwei Jahren mit dem Model 3 eine Limousine zum Preis von 35.000 Dollar auf den Markt kommen soll.

Schleppende Nachfrage

Trotz weltweiter Förderung läuft der Absatz von reinen Elektroautos sehr schleppend - sowohl in den USA als auch in Europa liegt der Anteil von Fahrzeugen mit der umweltschonenden Technologie bei Neuzulassungen unter einem Prozent. In Deutschland waren nach Angaben der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) Ende des vergangenen Jahres rund 24.000 Elektroautos bundesweit zugelassen, in den ersten acht Monaten diesen Jahres wäre laut Handelsblatt fast jedes zweite neu zugelassene Neufahrzeug ein Diesel gewesen. Auch die ebenfalls schwer verkaufbaren Antriebsalternativen seien vor allem durch Eigenzulassungen erfolgreich. Politik und Wirtschaft hatten sich ursprünglich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2014 insgesamt 100.000 Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen, bis 2020 sollen es eine Million sein. Viele Beobachter bezweifeln daran, dass diese Marke erreicht wird.

Neben Audi scheinen auch die zwei anderen deutschen Autobauer im gehobenen Segment den Amerikanern Konkurrenz machen zu wollen. So denkt Mercedes über ein elektrisches Premium-Modell nach: In einem Interview von "Auto Motor und Sport" erklärte Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber Anfang September, dass ein entsprechendes Projekt weit voran getrieben worden sei. "Wir arbeiten an einem intelligenten Konzept für ein hochattraktives E-Fahrzeug mit 400 bis 500 km Reichweite", sagte Weber dem Magazin. Auch BMW plant offenbar, dem Model S Paroli zu bieten. In einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" deutete BMW-Chef Harald Krüger den Bau einer Elektro-Limousine i5 an. Porsche setzt überhaupt voll auf den Elektro-Antrieb, so solle es künftig alle Porsche-Modelle mit Elektro-Antrieb geben, sagt der Firmenchef Matthias Müller. "Wir denken darüber nach, die Nachfolgemodelle der in Serie befindlichen Baureihen ebenfalls in Elektroauto-Varianten zu bringen", sagte Müller gegenüber "Auto, Motor und Sport". Selbst der Porsche 911, so etwas wie die Ikone des Unternehmens, solle in einer Version mit Elektroantrieb zu haben sein. (apa/afp)