Automesse : Die Pläne der Autobauer in China

Angesichts eines schwächeren Wachstums wollen die deutschen Autobauer ihren Verkauf in China mit mehr Gelände- und Kompaktwagen aus lokalen Fabriken ankurbeln. Grundsätzlich sind die Aussichten für den größten Automarkt der Welt in China vor allem für deutsche Hersteller nicht so rosig. So konnte etwa Marktführer Volkswagen in China im ersten Quartal nur noch einen Zuwachs von zwei Prozent verbuchen. Der Autobauer will deshalb mit einer Modelloffensive in China wieder aufs Gas steigen. Der Druck sei enorm, sagte dazu etwa Cui Dongshu, Chefökonom von Chinas Vereinigung der Personenwagenindustrie.

Zurzeit wächst in China vor allem das Segment für Billigautos, trotzdem sollen bei Daimler und BMW künftig mehr Geländelimousinen vor Ort gebaut werden, wie Unternehmensvertreter am Montag zur Eröffnung der internationalen Automesse in Shanghai ankündigten.

Während bei Daimler die Produktion des Kompakt-SUV GLA anläuft, ist es beim Rivalen aus München "sehr wahrscheinlich", dass in Kürze mindestens ein weiteres Modell in Geländewagen-Optik aus dem chinesischen Werk rollen wird, wie Vertriebschef Ian Robertson sagte. Auch Kunden mit mehr Geld wollten mehr und mehr selbst hinter dem Steuer sitzen und sich nicht mehr chauffieren lassen. Damit steige die Nachfrage nach SUV-Modellen stärker als die nach klassischen Limousinen.

Audi gab sich unverändert optimistisch und setzt auf das Kompaktsegment. Auch das langsamere Wachstum auf dem größten Automarkt der Welt bedeute nicht, "dass sich Oberklassewagen schlecht verkaufen", sagte Audi-China-Chef Dietmar Voggenreiter. Die Kaufkraft verlagere sich aber eher in das Mittelklasse- und Kompaktwagensegment, das zu einem der Wachstumstreiber geworden sei. Als weiterer Trend zeige sich die Verlagerung von den Top-50-Metropolen in die Städte der zweiten Ebene, die zunehmend wichtiger seien.

Audi wächst stärker als der Markt

Die Kunden seien heute zudem jünger und stärker modebewusst, sagte Voggenreiter. Zwar habe der Oberklasse-Markt im ersten Quartal nur um fünf Prozent zugelegt, doch sei Audi um sieben Prozent gewachsen. Ob die Ingolstädter bis Jahresende wie bisher wieder schneller als der Premiummarkt wachsen werden, wollte der Audi-China-Chef aber noch nicht vorhersagen.

Zwar werden die vielen kleineren und mittelgroßen Städte für die Hersteller immer wichtiger werden, doch bei Daimler können sie die Zuwächse aus den riesigen Metropolen wie Shanghai oder Peking noch nicht ablösen. Aus diesen Millionen-Städten der ersten und zweiten Reihe käme in absoluten Zahlen nach wie vor das größte Absatzwachstum, sagte China-Chef Hubertus Troska. In China gibt es rund 125 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern.

Volvo will heuer halbe Million Autos verkaufen

Volvo gab sich auch zuversichtlich - sowohl für China wie auch den weltweiten Markt weltweit. Erstmals könnte in diesem Jahr die Rekordzahl von fast einer halben Million Autos verkauft werden, sagte Volvo-Chef Hakan Samuelsson voraus. 2014 waren es 466.000. Trotz schwächerer Konjunktur in China will Volvo schneller als der Oberklassemarkt wachsen. Er rechnet damit, dass das Luxussegment "etwas schneller" als der Gesamtmarkt wachsen werde, der nach Expertenvorhersagen mit rund acht Prozent zulegen soll.

"Hohe einstellige Zuwachsraten sind die neue Normalität", sagte Samuelsson unter Hinweis auf die Abkühlung der Konjunktur in China. Nach einem Plus von 33 Prozent auf 82.000 Autos im vergangenen Jahr waren die ersten drei Monate in China stagnierend, doch zeigte sich der Volvo-Chef optimistisch. Mit der Einführung des neuen Geländewagenmodells XC90 in der zweiten Jahreshälfte werde es einen kräftigen Schub geben. (apa/dpa)