Heinzel Energy : Christoph Heinzel: Der Energie-Bruder

Christoph Heinzel, CEO von Heinzel Energy der Heinzel Group
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Zu seinem vierzigsten Geburtstag hat sich Christoph Heinzel ein Geschenk gemacht. Im Mai des heurigen Jahres ging das neu aufgebaute Kraftwerk Danzermühl ans Netz. Ein Mega-Projekt mit mehr als zwei Jahren Bauzeit und einem Investitionsvolumen von rund 38,5 Millionen Euro. Um das 2,5-Fache hat die Heinzel Energy die Leistung des Kraftwerks mit dem Umbau gesteigert. Und das unter denkbar schwierigen geografischen und geologischen Rahmenbedingungen.

Wie seine beiden Brüder Sebastian (42) und Matthias (35) ist auch Christoph Heinzel, der mittlere Sohn des Papiermagnaten Alfred Heinzel, längst ein Fixpunkt im weit verzweigten Heinzel-Firmenimperium. Über jeweils eigene Unternehmen bearbeitet die Familie neben der Papierindustrie auch die Energiebranche, die Landwirtschaft und ist ebenfalls in der Immobilienszene tätig.

Während Matthias Heinzel die Agro-Sparte leitet und Sebastian Heinzel als Chef der heinzelsales fungiert, einem Teilunternehmen der auf Papier spezialisierten Heinzel Holding, ist Christoph Heinzel CEO der Heinzel Energy – und macht damit einen Job an der Drehscheibe. Denn auch wenn die Heinzel Energy weder vom Umsatz noch von der Größe mit der Papiersparte mithalten kann, ist sie doch ein wichtiges Bindeglied zwischen allen Geschäftszweigen der Familie. Ihr Auftrag ist nämlich gewissermaßen fächerübergreifend: Energie für alle im Besitz der Familie stehenden Unternehmen zu erzeugen und dabei Synergien optimal zu nutzen.

Coup der Sonderklasse

Und so lässt Heinzel „der Mittlere“ Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer von Heinzel-Fabriken montieren, die die Fabriken dann mit Strom versorgen. Er baut Windparks auf den Feldern der EMACS Agro und er überlegt, wie er Wasserkraft noch besser als bisher zur Versorgung der familieneigenen Betriebe einsetzen kann.

Mit der Danzermühl ist ihm dabei ein Coup der Sonderklasse gelungen, der zeigt, dass es dem Vierzigjährigen an Kreativität und Sachverstand in Sachen erneuerbare Energie wahrlich nicht mangelt. Denn um aus der 1880 erbauten Danzermühl ein modernes Kraftwerk zu machen, das die nahegelegene, familieneigene Papierfabrik Laakirchen versorgt, war mehr als etwas Kosmetik notwendig. Am Ende geriet das Unterfangen zu einer Kompletterneuerung der gesamten Staustufe.

„Wir sind beim Prüfen des Projekts sehr schnell draufgekommen, dass

es unmöglich wäre, nur die Turbinen zu tauschen. Auch die inzwischen für jedes Wasserkraftprojekt vorgeschriebenen Umweltschutzmaßnahmen wie Fischaufstiegshilfen haben dazu geführt, dass wir das Kraftwerk von Grund auf neu gebaut haben“, erzählt Christoph Heinzel. Und weil das Kraftwerk im Natura-2000-Gebiet liegt, gerieten auch sonstige Auflagen recht umfangreich. „Wir waren dennoch mit dem Bau heuer im April fertig und konnten, auch aufgrund der Schneeschmelze, schon im Mai mit voller Leistung starten.“ Eigentlich wäre die Fertigstellung erst für den Sommer geplant.

Vater als Kunde

Rentabel sollte das Projekt freilich auch noch sein. Was im konkreten Fall nicht gerade einen Spaziergang ergab. Denn üblicherweise wird die Energieausbeute einer Staustufe erhöht, indem man das Flussbett durch Grabungen dementsprechend verändert. Beim Kraftwerk Danzermühl war das aufgrund der Geländesituation nur schwer zu realisieren: „Wir haben letztlich das einen Kilometer entfernt gelegene Kraftwerk Kohlwehr abgelöst und stillgelegt und so – durch Ausbaggern der Traun auf dieser Strecke – jene zusätzliche Fallhöhe erreicht, die nun für mehr Leistung sorgt.“

Solche Ideen zu verwirklichen, macht Christoph Heinzel offensichtlich Spaß. Mehr Spaß als der Papiersektor, in dem er auch eine Zeit lang tätig war. Im Energiebereich, sagt er, müsse man in viel größeren Zeithorizonten denken, Zusammenhänge herstellen, auch dort, wo andere sie nicht sehen würden, und zugleich auch als Kaufmann kreativ sein, immer auf der Suche nach Projekten, die einerseits grün, andererseits aber auch wirtschaftlich darstellbar sind. „Sonst entscheidet sich ja kein Kunde dafür.“

Das gilt auch dann, wenn es sich um eine Schwesterfirma aus dem Firmenimperium des Vaters handelt. „Wir können den Strom an die Papierfabrik Laakirchen auch deshalb günstiger anbieten als andere Versorger, die für Großkunden kräftige Rabatte haben, weil wir eine Direktleitung haben, also kein öffentliches Netz nutzen“, erklärt Christoph Heinzel.

Als CEO der Heinzel Holding hat sich Vater Alfred inzwischen zurückgezogen. Nach wie vor ist er aber ein äußerst aktiver Aufsichtsrat, einer, der ein Büro im Haus nicht nur hat, sondern es auch nutzt, und einer, der sich stets bestens informiert zeigt. Über die Papiersparte am genauesten, aber auch über die anderen Sparten. Für die Söhne ein bisweilen herausforderndes Umfeld: „Wenn der eigene Vater der Mehrheitseigentümer ist und alle drei Brüder in den Unternehmen tätig sind, dann ist das einerseits schön, andererseits kommt es da auch zu Situationen, die es unter anderen Umständen nicht geben würde. Da kann es teilweise auch recht direkt werden“, bekennt Christoph Heinzel. Nachsatz: „Aber das passt schon so.“

Nur erben geht nicht

Schon in seiner aktiven Zeit ist Alfred Heinzel durch eine Geradlinigkeit aufgefallen, die nicht immer leicht von Härte zu unterscheiden war. Was wohl auch aus der Familiengeschichte erklärbar ist. Von seinem Onkel Wilfried, einem Papierindustriellen alter Schule, für dessen Konzern erarbeitet und von dem er einen Teil des Unternehmens zu bekommen hofft, hört Alfred Heinzel öfters den Hinweis, ein geschenkter Gaul sei nichts wert. Wert sei nur, was man sich selbst aufgebaut habe. 1988 verkauft Wilfried Heinzel folgerichtig sein Unternehmen an die schwedische SCA und seinen Neffen Alfred, der dort inzwischen im Management sitzt, gleich dazu. Vier Jahre später kauft Alfred Heinzel mit einem abenteuerlichen Kredit einen Teil des Unternehmens von der SCA zurück und legt so den Grundstein für die eigene Unternehmerkarriere.

Später, als Eigentümer eines ganzen Konglomerats an Firmen, ist er zu seinen Söhnen ähnlich streng, wie es einst der Onkel ihm gegenüber war. „Die Option, nichts zu tun und Erbe zu werden, die gab es bei uns nie und die ist auch für zukünftige Generationen schlichtweg ausgeschlossen“, erzählt Christoph Heinzel, fügt dann aber hinzu, dass ihn das nie gestört habe. Vielleicht auch, weil sein Vater erst spät zu einem wirklich reichen Großindustriellen wurde: „Ich bin ja nicht in dem Bewusstsein aufgewachsen, Sohn eines Industriellen zu sein. Mein Vater hat seine Karriere als Unternehmer zu einer Zeit gestartet, als wir Söhne alle bereits erwachsen waren.“

Inzwischen sind alle drei Söhne aber doch in das Firmenimperium des Vaters hineingewachsen. Ganz klassisch gilt dabei der Älteste von ihnen, Sebastian, als derjenige, der in Zukunft den größten Teil leiten soll, nämlich die gesamte in der Heinzel Holding zusammengefasste Papiersparte. Nicht ganz uninteressantes Detail am Rande: Als Ältester hat sich Sebastian vor seinem Einstieg in die väterliche Unternehmenswelt unter anderem als Internet-Unternehmer bewährt, indem er von New York aus die Reiseplattform tripwolf.com aufbaute.

Organische Interessensaufteilung

Christoph Heinzel verspüre indessen, wie er betont, nicht den Wunsch, von dem Energie- in den Papierbereich zu wechseln. „Die Interessensaufteilung zwischen uns Brüdern ist organisch gewachsen. Und grundsätzlich sind die Weichen so gestellt, dass mein Bruder Sebastian eines Tages den Job des Vorstands in der Papiersparte, also in der Heinzel Holding, übernehmen kann, wenn er das möchte.“

Er selbst, sagt Heinzel, wolle sich nach dem Danzermühl-Erfolg weiter in seinem Bereich ins Zeug legen. Denn Wasser einfach durch die Kraftwerke fließen zu lassen, den Wind Energie erzeugen zu lassen und der Sonne zuzusehen, wie sie die Photovoltaik-Anlagen der Heinzel Energy auflädt, das sei ihm zu wenig. „Das würde mein Unternehmergeist, der mir bestimmt von meinem Vater mitgegeben wurde, auch gar nicht zulassen.“ Und der Vater selbst vermutlich auch nicht.

Dass er bei der Energie bleibt, hat für den Mittleren der Heinzel-Brüder viel mit der Spezifik des Geschäfts zu tun, das auf lange Laufzeiten angelegt ist und das durchaus auch ein Stück Geduld erfordert: „Energieprojekte gehorchen ganz anderen Gesetzmäßigkeiten als Projekte in der Papierindustrie. Da sprechen wir von Jahrzehnten, bis sie sich rechnen. Dafür liefern sie jedoch verlässliche Erträge, und das auf lange Zeit.“

150 GWh an erneuerbarer Energie erzeugt die Heinzel Energy-Gruppe derzeit pro Jahr. In Zukunft sollen es noch mehr werden, vor allem im Photovoltaik-Bereich. Bei der Wasserkraft, sagt Heinzel, seien in Österreich die meisten guten Standorte bereits erschlossen. Die 2030-Ziele – eine 100-prozentige Abdeckung des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen – würden für Österreich mit Wind und Wasser allein nicht zu erreichen sein, urteilt er.

Große Zukunftspläne

Weshalb sich die Heinzel Energy in letzter Zeit zunehmend mit Photovoltaik auseinandersetzt. Die Idee, Brachland zu nutzen, um dort Photovoltaik-Anlagen aufzustellen, sei zum Beispiel spannend, erzählt Christoph Heinzel, verlange zugleich aber einiges an Kreativität. Denn anders als bei Anlagen, die auf Dächern von Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch angebracht sind, wie etwa dem zum Familienuniversum gehörenden Altpapierverarbeiter Bunzl und Biach, müsse man an Brachland-Standorten entweder ins Stromnetz einspeisen oder einen entsprechenden Verbraucher in unmittelbarer Nähe haben, der den Strom direkt abnimmt. Oder man muss dafür sorgen, dass sich ein solcher ansiedelt.

„Im Photovoltaik-Geschäft überlegen wir daher auch Allianzen mit Partnern beziehungsweise auch Projekte im Ausland“, sagt Heinzel und nennt jene Gegend, die er besonders interessant findet, den sogenannten Solar-Gürtel, also Gebiete um den Äquator. Aber auch Australien und Südafrika wären erfolgsversprechend. „In Südafrika ist die Netzinfrastruktur allerdings so unzuverlässig, dass man unbedingt einen Verbraucher in der Nähe haben sollte. In Australien kann man in gewissen Regionen auch relativ problemlos ins Netz einspeisen.“

Und Kooperationen im Inland, etwa mit der nur einen Steinwurf von der Danzermühl entfernten Miba von Peter Mitterbauer, einem Unternehmen, das mit dem Heinzel-Imperium durch freundschaftliche, ja fast schon familiäre Bande verbunden ist? Schon Heinzels Vater Alfred pflegte eine enge Freundschaft zu Peter Mitterbauer senior. Christoph Heinzel wiederum kommt dem Vernehmen nach sehr gut mit Peter Mitterbauer junior aus, der inzwischen die Miba führt. Wäre es da nicht naheliegend, auch die Dächer der Miba-Fabriken mit Photovoltaik- Anlagen von Heinzel zu bestücken, um das Werk mit Strom zu versorgen? „Das Verhältnis zur Miba ist bei uns traditionell herzlich und die Freundschaft, die mein Vater mit der Familie Mitterbauer geschlossen hat, geht auch in meiner Generation weiter. Vielleicht ergibt sich bei Photovoltaik daher einmal eine Zusammenarbeit“, kommentiert Heinzel solche Überlegungen. Lesen Sie zu Miba auch: Der Miba-Trick