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Joe Kaesers Renditeziel : Bilanz bei Siemens - "Geliefert, was wir versprochen hatten"

Siemens rechnet im neuen Geschäftsjahr trotz konjunkturellen Gegenwinds mit moderaten Zuwächsen. "Wir haben geliefert, was wir versprochen hatten, und sind für das vor uns liegende Jahr gut gerüstet, um unsere Pläne erfolgreich umzusetzen", erklärte Vorstandschef Joe Kaeser am Donnerstag in Berlin. Allerdings rechnet Kaeser damit, dass sich die gesamtwirtschaftliche Situation während des laufenden Geschäftsjahres weiter eintrübt.

Siemens ist am 30. September in das neue Geschäftsjahr gestartet. Für das laufende Jahr hofft Joe Kaeser trotz der weltweiten Konjunktureintrübung nach jahrelangem Stillstand auf ein moderates Umsatzwachstum. Das könnte ein Plus von bis zu fünf Prozent bedeuten. Das Umfeld dafür wird allerdings nicht einfacher. Vor allem die Wachstumsschwäche in China bereitet Sorgen.

Rendite des Industriesegments von elf Prozent

Der Umsatz soll nach Angaben des Konzernchefs im laufenden Geschäftsjahr währungsbereinigt von zuletzt 75,6 Mrd. Euro leicht zulegen. Die Rendite des industriellen Geschäfts werde wie zuletzt bei zehn bis elf Prozent liegen. Beim Gewinn stellte Kaeser weitere Zuwächse in Aussicht. Der Gewinn je Aktie soll 5,90 bis 6,20 Euro erreichen, zuletzt hatte Siemens ohne die Verkaufserlöse einen Wert von 5,18 Euro je Anteilsschein erzielt.

Damit hat Kaeser sein Renditeziel knapp geschafft: Angepeilt war eine Marge von 10 bis 11 Prozent, bei diesem Ziel bleibt es auch für das neue Geschäftsjahr. Das Thema steht besonders im Fokus, weil Kaesers Vorgänger Peter Löscher seinen Posten 2013 letztlich wegen verfehlter Renditeprognosen hatte räumen müssen.

Tausende Siemensianer mussten gehen

Kaeser hatte dem Konzern einen radikalen Umbau verordnet, der mit dem Abbau tausender Jobs einherging. Auch in der schwächelnden Stromerzeugungssparte setzte er kräftig den Rotstift an. Zusammen kosteten die Personalabbau-Maßnahmen Siemens im vergangenen Geschäftsjahr rund 800 Mio. Euro. Hier ein Überblick über die massiven Einschnitte in den einzelnen Konzernbereichen.

Den Gewinn will Siemens in diesem Jahr auf vergleichbarer Basis um mindestens 14 Prozent steigern. Zuletzt verdiente Siemens unter dem Strich 7,4 Mrd. (Vorjahr: 5,5 Mrd) Euro, doch stammten alleine 3 Mrd. Euro davon aus dem Verkauf der Hörgeräte-Sparte und der Anteile am Hausgerätehersteller BSH an den Partner Bosch. (Mehr zum Thema Bosch hier)

Gegenwind in der Energiesparte

Im vierten Quartal konnte Siemens beim Auftragseingang auch dank einer Milliarden-Bestellung im Windkraft-Geschäft auf vergleichbarer Basis zwar um sechs Prozent auf 23,7 Mrd. Euro zulegen, doch gaben die Umsätze vergleichbar um vier Prozent nach auf 21,3 Mrd. Euro. Der Gewinn schrumpfte kräftig von 1,5 auf 1,0 Mrd. Euro. Hier schlugen vor allem Abschreibungen von 138 Mio. Euro auf das Gemeinschaftsunternehmen Primetals zu Buche, das Siemens mit Mitsubishi Heavy Industries betreibt.

Kaeser steht nach seinem Amtsantritt unter großem Druck auf mehreren Ebenen. Hier "die fünf Baustellen des Koe Kaeser" im Überblick.

Chancen in China "weiterhin gewaltig"

Auch im laufenden Geschäftsjahr dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Situation weiter eintrüben und das geopolitische Umfeld komplex bleiben, erwartet Kaeser. Hinzu komme die nachlassende Dynamik in China. Die Zeit zweistelliger Wachstumsraten im Reich der Mitte sei vorbei.

"Das Land steht vor beachtlichen strukturellen Veränderungen und vor sozialen Herausforderungen. Das wird sich auf die Geschäfte mit China auswirken, auch auf den Import in das Land hinein." Allerdings müsse man auch bedenken, dass China noch immer deutlich stärker wachse als etwa Europa. "Die Chancen in China sind weiterhin gewaltig", sagte Kaeser.

Kaeser zur Flüchtlingskrise: Globalisierung schlage jetzt zurück

Auch die Flüchtlingskrise, die in Deutschland wie in Österreich derzeit den gesamten öffentlichen Diskurs dominiert, war bei der Vorstellung der Bilanz von Siemens ein Thema. In diesem Zusammenhang sorgt im Moment eine Aussage des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble für Schlagzeilen. Schäuble hat den Ansturm der Einwanderer auf Deutschland wörtlich mit einer Lawine verglichen - die sich noch ausweiten könne.

Kaeser dagegen spricht lieber von einem "Stresstest" - Deutschland habe massiv von der Globalisierung profitiert. Und jetzt schlage eben die Globalisierung zurück. Der Bericht dazu hier.

Investmentfonds freuen sich

Den Aktionären stellte der Siemens-Chef eine erneute Dividendenerhöhung in Aussicht, und zwar um 20 Cent auf 3,50 Euro. Es ist die zweite Anhebung in Folge, nachdem die Ausschüttung die drei Jahre davor stabil bei 3 Euro geblieben war. Zudem plant der Elektrokonzern einen weiteren Rückkauf eigener Aktien für bis zu drei Mrd. Euro.

An der Börse gaben diese Nachrichten und die soliden Geschäftszahlen der Siemens-Aktie Auftrieb. Zuletzt hatten Siemens-Anleger dagegen wenig Freude an ihren Papieren gehabt. Im bisherigen Jahresverlauf hatte sich die Aktie des Dax-Schwergewichts deutlich schwächer als der deutsche Leitindex entwickelt. (dpa/reuters/apa/red)