Zulieferindustrie : VW-Zulieferer haben Gesprächsbedarf

Erst im Sommer rückte die oft von Konflikten belastete Beziehung zwischen großen Autokonzernen und ihren Zulieferern am Beispiel von Prevent und Volkswagen wieder in den Fokus. Zulieferbetriebe beschweren sich dabei oft über Klauseln in ihren "Knebelverträgen" die in anderen Branchen alles andere als üblich sind. Prevent aber begehrte im Sommer gegen Volkswagen auf und zwang den zweitgrößten Autohersteller der Welt in die Knie - der Autobauer musste wegen eines Lieferstreiks manche Förderbänder einige Tage stilllegen. Ein Supergau.

Der Konflikt an sich sei dabei nichts neues, so Jan Dannenberg, Partner des Münchner Beratungshauses Berylls: "Hersteller und Zulieferer haben sich in Vertragsverhandlungen immer schon mit redlichen und unredlichen Mitteln bekriegt." Ein solcher Produktionsstopp allerdings brachte eine neue Komponente in diese Kleinkriege und verschlechterte laut Dannenberg die Situation von Prevent. Denn: Am Ende des Tages sei die Basis für weitere Kooperationen verbrannt.

Überhaupt lasse sich an der Zusammenarbeit von Zulieferern und Autobauern wenig ändern, erklärt Walter Woitsch, Partner des Wiener Consulting-Unternehmens SynGroup: "Die Positionen bleiben unverändert." Die OEMs stünden selbst zu sehr unter Druck, um ihre Einkaufsmacht nicht maximal auszunutzen. Allerdings erwartet er, dass die Hersteller „eine erhöhte Sensibilität an den Tag legen. Zulieferer dürfen nicht zum Risikofaktor werden.“

Neue Strategie - neue Verträge?

Nun, da Volkswagen mit einer neuen Konzernausrichtung seine Vergangenheit rund um Dieselgate und sinkende Erträge abschließen will, stellen sich auch für Zulieferer einige Fragen. Deshalb ist für Anfang Dezember ein Zulieferer-Treffen für wichtige VW-Lieferanten aus Niedersachsen geplant. Nach einem Auftakt in kleinerem Kreise soll dabei eine Woche später in großer Runde getagt werden. In Niedersachsen sind über 100.000 Menschen in Unternehmen, die Volkswagen beliefern, tätig.

Bei dem Treffen soll es um Auswirkungen des von VW ausgerufenen Zukunftspakts gehen, der neben Reformen und Stellenabbau auch eine Neuausrichtung bei Elektromobilität und Digitalisierung vorsieht. Angesichts des Wandels der Mobilität gelte es auszuloten, wie die Zulieferer etwa über neue Komponenten daran teilhaben könnten.

Denn die Autoindustrie ist "gegenwärtig ein einziges Forschungslabor für Big Data und Industrie 4.0", erklärt Wolfgang Komatz, Geschäftsführer des oberösterreichischen Automobil-Clusters. Deshalb verlangen Themen wie E-Mobilität, autonomes Fahren oder Connectivity auch bei den Zulieferern nach Antworten und neuen Angeboten. Denn aufgrund dieser neuen Möglichkeiten werden die Fertigungstiefen der Autobauer immer geringer. Während die Autohersteller zu Käfer-Zeiten die meisten Teile noch in eigenen Werken produzieren, ist die Fertigungstiefe von VW, BMW oder Daimler heute auf durchschnittlich 20 Prozent gesunken.

Das gibt den Zulieferern eine tragendere Rolle, und die großen Automobilkonzerne arbeiten intensiv daran, die billigeren Zulieferer noch stärker in die Wertschöpfungskette zu integrieren. Denn die Fertigungstiefen werden mit Hilfe der Digitalisierung weiter verringert, was für die Zulieferer mehr Aufträge - aber wohl auch eigene strategische Überlegungen - bedeutet.

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