Strategie : Das sind die Comeback-Pläne von Volkswagen

VW will nach den Abgasskandalen der vergangenen Monate in den USA Dieselfahrzeuge voraussichtlich komplett aus dem Sortiment nehmen. "Wir gehen derzeit davon aus, dass wir in den USA keine neuen Dieselfahrzeuge mehr anbieten", sagte Markenchef Herbert Diess dem "Handelsblatt". Als Grund nannte er die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Vereinigten Staaten.

Doch das ist bei weitem nicht der größte Schritt, den der Konzern auf seinem Weg zu seiner neuen Unternehmensstrategie "Transform 2025+" setzt. Denn Volkswagen muss sich für einen "harten Umbruch" in der Autobranche wappnen, wie es VW-Markenchef Herbert Diess nennt. Die Branche werde sich demnach stärker ändern als jemals zuvor. Zusätzlich müsse der Konzern durch den Dieselskandal verlorenes Vertrauen wiedergewinnen.

Einsparungen und Investitionen

Die Strategie für die gewinnschwache Hauptmarke um Golf und Passat sieht neben einer Neuausrichtung bei den Themen Elektromobilität und Digitalisierung starke Einsparungen vor. VW müsse schnell wettbewerbsfähiger werden, sonst werde sich die finanzielle Lage in den kommenden Jahren verschärfen, sagte Diess.

In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen einen zwischen Vorstand und Betriebsrat ausgehandelten sogenannten Zukunftspakt vorgestellt. Dieser sieht die Streichung von weltweit bis zu 30.000 Jobs vor.

Diess bekräftigte, VW wolle mit seiner Kernmarke ab 2025 Weltmarktführer bei der E-Mobilität werden. "Mit Transform 2025+ haben wir den größten Veränderungsprozess in der Geschichte unserer Marke angestoßen", sagte er. VW will bis zum Jahr 2020 neun Elektro- und Hybridfahrzeug-Varianten anbieten. "Die Reichweiten werden sich bis 2020 deutlich verbessern", sagte Diess. Auch die Ladeinfrastruktur für diese Fahrzeuge werde sich bis dahin stark verbessert haben. Das Elektroauto werde gute Beschleunigungswerte haben, auch der Innenraum werde künftig großzügiger gestaltet werden können.

Sympathie statt Arroganz

Die Strategie sieht drei Phasen vor. Nach der Sanierung des Kerngeschäfts will Volkswagen ab 2020 führender und profitabler Volumenhersteller mit einer operativen Umsatzrendite von vier Prozent werden. Spätestens ab 2025 wird eine verkaufte Zahl von einer Million Elektroautos pro Jahr angestrebt. Das Markenimage in den USA, aber auch in Lateinamerika soll durch deutlich mehr SUV-Geländewagen abgesichert werden. Diess: "Die Marke soll zugänglicher und sympathischer werden, Arroganz gehört der Vergangenheit an."

Die SUV-Angebotspalette soll mehr als verdoppelt werden. Gleichzeitig will VW bei den Varianten straffen. "Im vergangenen Jahr haben wir bereits rund 15.000 Bauteilvarianten aus dem Programm genommen." Auch das Motorenangebot soll übersichtlicher werden. Regional sollen bis 2020 in allen großen Märkten positive Ergebnisse stehen. Diess: "In Nordamerika wollen wir eine Comeback-Story schreiben."

Im US-Geschäft plant VW eine Offensive. "Volkswagen muss sich in Nordamerika von einem Nischenanbieter zu einem relevanten und profitablen Volumenhersteller entwickeln", sagte Diess. Ab 2021 soll unter dem Motto "Electrify America" die lokale Produktion von Elektrowagen beginnen. Der Abgasskandal hatte in den USA seinen Anfang genommen und VW schwer belastet.

Bei strikter Kostendisziplin sollen die US-Werke, aber auch die Standorte in Lateinamerika ab 2020 wieder schwarze Zahlen schreiben. In Südamerika hat vor allem in Argentinien und Brasilien bereits ein Kostensparprogramm begonnen. Zugleich werden dort insgesamt 2,5 Milliarden Euro in neue Produkte investiert. (apa/dpa)