Management : Rochaden bei Audi - und interne Kritik am Chef

Einzelne VW-Aufsichtsräte kritisieren nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" die Nebentätigkeit von Audi-Chef Rupert Stadler für den VW-Großaktionär Ferdinand Piech. Stadler sitze im Vorstand dreier Stiftungen der Familie Piech, die das Privatvermögen mehren und den Einfluss der Familie bei VW sichern sollten. Einige Kontrolleure befürchteten deshalb Interessenkonflikte. Die Familien Porsche und Piech halten die auf der Hauptversammlung wichtigen, weil stimmberechtigten Stammaktien der Porsche-Holding. Diese wiederum ist VW-Mehrheitseigner.

Verwunderung im Aufsichtsrat von Volkswagen

Bei einigen VW-Aufsichtsratsmitgliedern sorgte der Bericht aber für Verwunderung. Stadlers Nähe zur Familie Piech sei in dem 20-köpfigen Gremium bis jetzt eigentlich kein Thema gewesen, hieß es aus dem Umkreis. Andere sagten, der Vorgang sei kein Drama, solle aber im VW-Aufsichtsrat nächsten Mittwoch besprochen werden, um jeden Anschein von Regelverstößen auszuschließen.

Laut "Süddeutscher Zeitung" hatten Juristen des Konzerns Stadlers Stiftungsmandate geprüft und genehmigt. In den Geschäftsberichten sind sie nicht ausgewiesen. Audi lehnte eine Stellungnahme ab. Am kommenden Dienstagabend tagt der Audi-Aufsichtsrat in Ingolstadt. Traditionell steht die Planung für das kommende Jahr auf der Tagesordnung.

Ein zentrales Thema dürfte aber die Dieselaffäre im Konzern sein. Audi hatte eine Verwicklung zunächst bestritten, musste dann aber doch Abgas-Manipulationen bei seinem Sechszylinder-Turbodiesel einräumen. Betriebsrat und IG Metall hatten verärgert reagiert und von Stadler die lückenlose Aufklärung der Fehler gefordert.

Während Konzernmutter Volkswagen mit den Folgen des Abgasskandals kämpft, kommt Audi offenbar sehr viel besser durch die Krise. Bei Volkswagen stehen die Bänder heuer zwischen den Jahren länger still als üblich. Audi dagegen kündigte an, an längeren Werksferien kein Interesse zu haben - weil die Auftragslage weiterhin gut sei.

Der Erfinder des Baukastensystems muss gehen

Wegen der Abgasaffäre trennt sich Audi endgültig von seinem bereits suspendierten Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. Hackenberg scheide "im Einvernehmen" aus, so der Ingolstädter Konzern nach einer Aufsichtsratssitzung.

Hackenberg war bei Audi und Volkswagen nicht irgendwer - der 65-Jährige gilt als Erfinder des Baukastensystems des Fahrzeugimperiums. Er verbrachte sein komplettes Berufsleben bei Audi und VW. Kurz nachdem der Abgasskandal im September bekannt geworden war, wurde Hackenberg gemeinsam mit einigen anderen wichtigen Managern des Konzerns suspendiert.

Matthias Müller wird Oberkontrolleur bei Audi

Zum neuen Entwicklungschef ernannte der Audi-Aufsichtsrat Stefan Knirsch. Zudem wählten die Kontrolleure den Chef des Mutterkonzerns VW, Matthias Müller, mit sofortiger Wirkung zu ihrem Vorsitzenden, wie Audi weiter mitteilte. Zuvor hatte Reuters über diese Personalie berichtet.

Weitere Rochaden im Management

Müllers Vorgänger als Aufsichtsratschef von Audi, Martin Winterkorn, war inmitten des Abgasskandals von seinen Ämtern zurückgetreten. Auch Patriarch Ferdinand Piech und seine Frau Ursula hatten sich zurückgezogen. In den Audi-Aufsichtsrat ziehen Piechs Nichte Julia Kuhn-Piech, bereits Kontrolleurin bei der Konzerntochter MAN, sowie Josef Ahorner ein, der lange Jahre im Gesellschafterausschuss der Salzburger Porsche Holding saß. (reuters/dap/apa/red)