Maschinenbedienung : Roboter als Bediener: Ist das die beste Idee des Jahres?

Roboter als Bediener
© Vischeck

Manche haben Steve Jobs an der Wand hängen; im Büro der Entwickler von VisCheck lacht Jürgen Schmidhuber auf die Entwickler herunter. In diesen Büros geht es um Künstliche Intelligenz, das wird schnell klar „Ich habe Jürgen Schmidhuber auf einer Veranstaltung mal kennenlernen dürfen und habe ihm unsere Anwendung erklärt. Er war begeistert“, erinnert sich Guido Bruch von VisCheck. Er und seine Kollegen lesen Fertigungsbildschirme aus.

Nicht nur Schmidhuber ist begeistert, auch Ralph Hufschmied. Der technische Geschäftsführer der Hufschmied Zerspanungssysteme aus Bobingen bei Augsburg will seine CNC-Facharbeiter von Routineaufgaben entbinden. „Wir stehen im weltweiten Wettbewerber, müssen 24/7 produzieren, Facharbeiter sind rar und unsere Experten sollen sich in der Schicht auf die Denksportaufgaben konzentrieren und die Routinen der Automatisierung überlassen“, erklärt Hufschmied. Die Idee von Bruch und Hufschmied: Einen Roboter mit einer Kamera ausstatten und mit der VisCheck Software ausrüsten. Seitdem über der Roboter die Routineaufgaben an der Maschinen. Er liest die Bildschirme aus und reagiert auf die Dialoge. „Der Roboter soll auch Korrekturen selbstständig ausführen“, erklärt Hufschmied. Seit einiger Zeit bedienen jetzt Roboter die Maschinen von Hufschmied.

SMS an Techniker.

Die Facharbeiter kontaktiert das System nur bei größeren Problemen oder unbekannten Dialogen, die es aber kaum gibt. „Der Roboter schickt dann dem Techniker eine SMS und holt sich so Hilfe.“ Der Mensch bleibt Herr des Geschehens. „Wir wollen den Menschen ja nicht überflüssig machen“, unterstreicht Hufschmied. Es ginge um Routinen.

Und so fährt der Roboter vor und zurück, reagiert auf die Dialoge und Informationen auf dem Display. „Er kann Touch und Tastatur“, bestätigt der technische Geschäftsführer.

Was so einfach klingt, brauchte einige Jahre an Entwicklungszeit. Der Roboter muss Schrift erkennen und wissen, was er wo und wann auslesen soll. Die VisCheck Ingenieure setzen auf künstliche Daten. Die Münchener haben ein System geschrieben, das ihnen die Steuerung an verschiedenen Monitoren simuliert. Darauf richten sie eine Kamera und haben ein synchrones Programm geschrieben, was verschiedene Schriftarten in verschiedenen Gegenseiten upscreent und automatisch labelt. Somit können sie einige 1.000 bis 10.000 Textbausteinen bereitstellen und dann ein klassisches Deep Learning starten.

Vor Ort beim Kunden muss der das System mit seinen Bedienoberflächen teachen. Die Entwickler kalkulieren dafür ein bis zwei Stunden ein. Wenn der Anwender eine neue Maschine kauft, dann teacht er die Bildschirmdialoge wieder ein.

Interessant für Mittelstand.

Und Hufschmied kann sich sogar noch mehr vorstellen. „In Zukunft soll das System Grafiken und Konturen erkennen.“ Dann wäre die Anwendung auch in der Qualitätssicherung einsetzbar beispielsweise bei der Kontrolle der Werkzeuge. Guido Bruch denkt schon weiter: „Wir können Industrieroboter, Cobots oder auch Tischroboter in Laboranwendungen einsetzen.“

Bremst die Maschinenrichtlinie das Projekt nicht aus? „Nein, wir greifen ja nicht in die Maschine ein.“ Sicherungszäune um den Roboter sind vorhanden.

Hufschmied und Bruch beweisen, dass KI nicht nur für die großen Konzerne ist und wie smarte Lösungen schnell Probleme von Mittelständler lösen können.