Digitalisierung : Merkel fordert „nüchternen Einsatz“ von Künstlicher Intelligenz

Mit Blick auf den Ausbau eines schnelleren Mobilfunknetzes in Deutschland hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Sicherheiten von China bezüglich des Einsatzes von Technik des Telekom-Riesen Huawei gefordert. Man müsse mit China darüber sprechen, "dass eben nicht die Firma einfach die Daten an den Staat abgibt, die verwendet werden, sondern dass man da Sicherheiten bekommt", sagte Merkel in Tokio.

Huawei gehört zu den größten Anbietern der 5G-Mobilfunktechnik, die deutlich schnellere Datenübertragungsraten bringen soll. In den USA und auch in Deutschland sind die Chinesen von Huawei zuletzt wegen Sicherheitsbedenken rund um Datennetzwerke aber schwer unter Druck geraten. Die Huawei-Kritiker befürchten, dass das Unternehmen staatlichen Stellen in China den Zugang zu den übertragenen Daten ermöglichen kann. Konkrete Beweise dafür gibt es aber nicht.

"Mehr Verantwortung übernehmen"

Bei einer Diskussion mit Studenten der japanischen Elite-Universität Keio in Tokio forderte Merkel China auf, mit seinem wachsenden globalen Anspruch auch mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen. China werde "mehr hineinwachsen müssen in die Verantwortung für eine friedliche Weltordnung". Der chinesische Staat solle nicht auf Daten aller chinesischer Produkte zugreifen können, die in Deutschland eingesetzt würden, sagte die Kanzlerin mit Blick auf die Vorwürfe gegen Huawei. Es müssten mit China Wege gefunden werden, dass mit geistigem Eigentum "sorgsam und fair" umgegangen werde, so Merkel.

Die deutsche Bundesregierung verfolge intensiv den Handelsstreit zwischen den USA und China, sagt Merkel. Ein Konsumeinbruch in China als Folge des Handelskonflikts mit den USA sei in Deutschland und Japan sofort spürbar, da die Wirtschaften eng verflochten seien. Deshalb setzten sich Japan und Deutschland für eine multilaterale Handelsordnung und eine Reform der Welthandelsorganisation (WTO) ein. Dies werde auch starker Akzent der laufenden japanischen G-20-Präsidentschaft sein.

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"Ethische Leitplanken für KI-Nutzung"

Mahnende Worte findet sie gegen den unkontrollierten Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Man müsse die KI entmystifizieren und ein nüchternes Verhältnis zu deren Einsatz haben. "Was wir tun, muss dem Menschen dienen" - und der Mensch müsse die Oberhand behalten. Das Wichtigste sei es, ethische Leitplanken für KI-Nutzung festzulegen. Dabei werde auch darüber gesprochen werden müssen, wie lange man noch eine menschliche Persönlichkeit sei.

"Wenn ich aber einen Chip in mein Gehirn bekomme, damit ich schneller denken kann oder besser denken kann - bin ich dann auch noch derselbe Mensch? Wo endet mein Menschsein", fragt Merkel. Man werde eines Tages unser Denken lesen können. "Wollen wir das?"

Bei einem anschließenden deutsch-japanischen Wirtschaftsforum spricht sich die Kanzlerin für ein internationales Vorgehen beim Schutz großer Datenmengen wie bei KI aus. "Wenn jeder nur sein Süppchen kocht, macht uns das ja kaputt", meinte die Kanzlerin. Japan werde das Thema auf die Tagesordnung des G20-Gipfels im Juni setzen. In diesem Bereich gebe es auch große Chancen der Zusammenarbeit zwischen Japan und Deutschland, der Nummer Drei und Vier der Weltwirtschaft. (apa/dpa)