Robotik : Kuka-Chef Till Reuter verlässt den Roboterbauer vorzeitig

Knapp zwei Jahre nach der mehrheitlichen Übernahme des deutschen Roboterherstellers Kuka durch chinesische Investoren wird die Firmenspitze neu besetzt. Kuka-Vorstandschef Till Reuter habe sich mit dem Aufsichtsrat darauf verständigt, dass Reuter seine Vorstandstätigkeit im Dezember beenden werde, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Finanzvorstand Peter Mohnen übernehme bereits am 6. Dezember. Schon am Vortag hatte Kuka mitgeteilt, der Aufsichtsratsvorsitzende Andy Gu und Reuter führten Gespräche über einen vorzeitigen Wechsel an der Unternehmensspitze. Der Vertrag des Vorstandchefs wurde im Frühjahr 2017 bis Ende März 2022 verlängert.

Vom Haushaltsgeräte-Konzern Midea aufgekauft

Der ehemalige Investmentbanker stand seit 2009 an der Spitze von Kuka und hat aus einem Sanierungsfall ein Aushängeschild der deutschen Roboter-Industrie gemacht. Für das Übernahmeangebot des chinesischen Hausgeräte-Herstellers Midea hatte er schnell Sympathie geäußert - für einige zu schnell. Für die eigene Belegschaft handelte er umfassende Beschäftigungs- und Standortgarantien mit den Chinesen aus.

Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt, da chinesische Unternehmen verstärkt in deutsche Hightech-Unternehmen investieren. Politiker in Brüssel und Berlin hatten sich dagegen ausgesprochen, dass Spitzentechnologien in chinesische Hände fallen. Midea hält nach Unternehmensangaben fast 95 Prozent der Kuka-Anteile.

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Offenbar wollen Chinesen jetzt auch das operative Geschäft kontrollieren

Aus Unternehmenskreisen verlaute, die Chinesen wollten die Integration der Unternehmen vorantreiben und die Kontrolle auch auf das operative Geschäft von Kuka ausweiten. Die Eigentümer wollten ihre Vorstellungen durchsetzen und stärker die Führung übernehmen.

Zuletzt hatte das Augsburger Unternehmen mit 13.710 Beschäftigten nach einer langen Wachstumsphase seine Jahresprognose wegen eingetrübter Aussichten gesenkt. Zu einer schlechteren Entwicklung im Geschäft mit Autos kämen Unwägbarkeiten im chinesischen Automatisierungsmarkt hinzu, hatte Kuka bei Vorlage der Quartalszahlen Ende Oktober mitgeteilt.

Für 2018 werde ein Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro erwartet statt der zuvor angepeilten Erlöse von mehr als 3,5 Milliarden Euro. Vorstandschef Reuter hatte angekündigt, "auf die verschärften konjunkturellen Rahmenbedingungen" zu reagieren und einen "stärkeren Fokus" auf das Effizienzprogramm zu legen.

Vor der endgültigen Übernahme hatten Kuka und die Chinesen Ende Juni 2016 eine Vereinbarung unterzeichnet, die Midea bis Ende 2023 vertraglich an weitreichende Zusagen bindet. Dazu gehören nach der damaligen Mitteilung Standort- und Beschäftigungsgarantien, das Bekenntnis zur Strategie von Kuka sowie zur Unabhängigkeit des Vorstands. Ferner ging es um Vereinbarungen zum Schutz von Geschäftspartner-Daten sowie die Zusage, keinen Beherrschungsvertrag anzustreben und die Börsennotierung bestehen zu lassen.

Kuka-Chef Reuter sagte seinerzeit zu der Abschirmungs- und Investorenvereinbarung, die vereinbarte Laufzeit von 7,5 Jahren gehe weit über das übliche Maß hinaus. "Sie schützt die Interessen unseres Unternehmens, unserer Geschäftspartner, unserer Mitarbeiter und unserer Aktionäre bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein." (dpa/apa/red)