Flüchtlingskrise : Joe Kaeser spricht von einem "Stresstest für Deutschland"

Siemens-Chef Joe Kaeser sieht Deutschland und Europa durch die Flüchtlingszuströme vor großen Herausforderungen. Diese seien "ein Stresstest für Deutschland und die gesamte Europäische Union, in jeder Weise", sagte Kaeser während der Bilanzvorlage des Technologiekonzerns in Berlin. "Diese Bewegungen haben Folgen für Deutschland. Das Land verändert sich, und es liegt an uns - den Unternehmen und Unternehmern - diese Migration positiv mitzugestalten."

Schäuble: Eine Lawine, die sich noch ausweiten kann

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte am Vorabend bei einer Veranstaltung den Ansturm von Einwanderern nach Deutschland wörtlich mit einer Lawine verglichen, die sich noch ausweiten könne.

Schäuble wörtlich: "Lawinen kann man auslösen, wenn irgendein etwas unvorsichtiger Skifahrer an den Hang geht (...) und ein bisschen Schnee bewegt." Schäuble weiter: "Ob wir schon in dem Stadium sind, wo die Lawine im Tal unten angekommen ist, oder ob wir in dem Stadium im oberen Drittel des Hanges sind, weiß ich nicht." Zu den Kapazitäten des Landes bei der Bewältigung des Flüchtlingsansturms meint Schäuble weiter: "Wenn wir im oberen Drittel des Hanges sind, ist das Bild von der Lawine eine ziemliche Herausforderung. Die können wir Deutsche nicht alleine meistern."

Joe Kaeser verweist in diesem Zusammenhang auf die Maßnahmen, mit denen sich Siemens und andere große Konzerne in der Öffentlichkeit als Helfer profilieren. So biete Siemens und andere Unternehmen spezielle Programme, um Flüchtlingen den Weg in Ausbildung und Arbeit in Deutschland zu ebnen. Doch angesichts der Dimension der Einwanderung machen die Zahlen, um die es dabei konkret geht, machen einen eher ernüchternden Eindruck.

So will Siemens neben etwa 100 Praktikumsplätzen in seinen Ausbildungszentren auch vier Förderklassen mit je 16 Plätzen einrichten. Zudem stellt Siemens leerstehende Bürogebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung.

Kaeser: Jetzt schlägt die Globalisierung zurück

"Unser Land hat seit dem Zweiten Weltkrieg in unnachahmlicher Weise vom Export in alle Welt profitiert", sagte Kaeser. "Die Globalisierung war eine geniale Erfindung, vor allem für Deutschland." Jetzt schlage diese Globalisierung einmal zurück und es gehe "in die andere Richtung", so der Siemens-Chef. (dpa/apa/red)