Kunststoffe : Greiner: Strategie der Diversifikation hat sich wieder bewährt

Greiner Firmenzentrale
© Michael Hetzmannseder

Der Kunststoffkonzern Greiner mit Sitz in Kremsmünster hat seinen Umsatz 2018 von 1,579 auf 1,631 Mrd. Euro gesteigert. Das teilten der Vorstandsvorsitzende Axel Kühner und Finanzvorstand Hannes Moser in der Firmenzentrale mit. Ergebniszahlen nennt das Familienunternehmen traditionell nicht.

Vier Sparten

Greiner hat 4 operative Sparten: Packaging, Bio-One, Foam und Extrusion. Deren Umsatzanteile betragen 41, 29, 25 und 5 Prozent. Erzeugt werden an 140 Standorten (+1) in 33 Ländern Schaumstoffe und Kunststoffe für die Verpackungs, Möbel-, Sport- und Automobilindustrie, für die Medizintechnik, den Pharmabereich sowie Extrusionslinien, Werkzeuge und Komplettanlagen für die Profilextrusion.

Der Umsatzanteil von Europa beträgt 76 Prozent, 10 Prozent werden in Nordamerika, 9 in Asien, 3 in Südamerika und 2 Prozent im Rest der Welt gemacht. Der Europa-Anteil sei rückläufig, nicht weil wo anders hin ausgelagert werde, sondern weil andere Regionen stärker wachsen, stellten die Manager fest.

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"Wir wollen nicht abhängig werden"

Die Umsatzsteigerung um zuletzt 3 Prozent ist vor allem durch Wechselkursvolatilität geringer als angepeilt ausgefallen, das organische Wachstum habe 5 Prozent betragen. Die Einflüsse durch ungünstige Währungsrelationen auf die Umsatzzahlen bekam Greiner unter anderem bei der Produktion in Brasilien zu spüren.

Aber insgesamt habe sich die Strategie der Diversifikation erneut bewährt. Der Cashflow blieb ebenfalls unter den Erwartungen: Rückgang von 148 auf 128 Mio. Euro. Dafür werden die Werkschließungen in Wernberg (Kärnten) und in Rastatt (Deutschland) verantwortlich gemacht. Jedoch konnten die Investitionen von 116 Mio. Euro erneut aus eigener Kraft finanziert werden: "Wir wollen nicht abhängig werden", stellte Moser fest. 40 Prozent flossen nach Europa.

Zwei Werke geschlossen, Zentrale ausgebaut

Rund 16 Mio. Euro wurden in die von LH Thomas Stelzer (ÖVP) eröffnete Erweiterung des Headquarters - unter anderem um ein Ausbildungszentrum mit Lehrwerkstätten und Seminarbereich - zu einem "Greiner Campus" in Kremsmünster gesteckt. Gleichbleibend 110 Mio. Euro wurden in Sachanlagen investiert. Der Rest ging in die gänzliche Übernahme von Beteiligungen oder die Erhöhung von Anteilen.

Chance für eine große Übernahme in Belgien

Unter anderem wurden 40 Prozent an dem italienischen Unternehmen Simplas, einem führenden Anbieter von Werkzeugen für die Kunststofffolien- und Plattenextrusion erworben - mit einer Option von 100 Prozent bis 2024. Weiterhin aufrecht sei das Interesse an einer Übernahme des Bereichs Flexible Foams (Weichschaum) des belgischen Unternehmens Recticel. Mehr wolle man aber im Augenblick dazu nicht sagen. Die irische Kingspan Group hatte im April ein Übernahmeangebot für 2 Sparten von Recticel gelegt mit der Mitteilung, dass es eine Vereinbarung mit einem Unternehmen zur Übernahme von Flexible Foams gebe. Details dazu: Greiner bietet sich eine Chance für eine große Übernahme >>

Mehr Mitarbeiter

Die Zahl der Mitarbeiter ist im vergangenen Jahr von 10.567 auf 10.785 gestiegen. In Österreich um 40, dort sind rund 2.500 beschäftigt. Heuer bilanziert Greiner: "Das erste Quartal ist gut angelaufen", dem Jahresverlauf blicke man "positiv" entgegen.

Herausfordernd sei das Marktumfeld durch die abflauende Weltkonjunktur, den hohen Ölpreis und die volatilen Währungsmärkte. Ein Fokus liegt auf der Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichtes im Juni. Das Unternehmen kündigt an: "Darin wollen wir nicht nur sagen, dass wir was tun wollen, sondern auch was". Die Diskussion um Plastikmüll sowie die EU-Kunststoffstrategie sieht man als Geschäftschance. Verbote würden aber nicht ausreichen, die Abfallflut zu stoppen, die Zukunft liege in der Kreislaufwirtschaft.