Stahlindustrie : Thyssenkrupp macht gute Geschäfte in China - trotz allem

Der deutsche Industrie- und Stahlkonzern Thyssen-Krupp rechnet trotz des verlangsamten Wirtschaftswachstums in China nicht mit größeren Problemen. "Wir können auch mit einem Wirtschaftswachstum von fünf Prozent in China gut leben", sagte Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp, der "Süddeutschen Zeitung".

"Für übertriebene Aufregung besteht kein Anlass", fügte Hiesinger hinzu. Das Geschäft mit Aufzügen laufe in etwa wie im Vorjahr, der Absatz von Autos habe zuletzt wieder angezogen. China hatte diese Woche eine Abschwächung seines Wirtschaftswachstums auf 6,9 Prozent im vergangenen Jahr mitgeteilt, so niedrig wie seit 1991 nicht mehr.

Überproduktion der Staatsbetriebe wird exportiert

"2016 wird für die Stahlindustrie in Europa ein schwieriges Jahr werden", sagte Hiesinger weiter. Chinesische Stahlhersteller, meist in staatlicher Hand, lenkten die eigene Überproduktion zurzeit stark in den Export um. Dabei würden Preise angeboten, die nicht kostendeckend seien. In der Folge schreibe die Mehrzahl der chinesischen Hersteller Verluste. "Das ist unfairer Wettbewerb", sagte Hiesinger der Zeitung. Da müsse in Europa dringend etwas geschehen.

Bereits Anfang Jänner sprach Hiesinger nicht nur von einer drohenden Überforderung der Kommunen in Deutschland durch den Flüchtlingsansturm und machte zugleich die Zukunft seiner Stahlsparte von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.

Konzernchefs appellieren an die Politik

In den vergangenen Wochen haben mehrere Konzernchefs der Stahlindustrie wiederholt einen eindringlichen Appell an die Politik gerichtet, die Schritte zum Schutz der europäischen Stahlindustrie massiv zu verstärken. So forderte etwa Voestalpine-Chef Wolfgang Eder schärfere Anti-Dumpingmaßnahmen.

Diese Woche betonte Karl Koehler, Chef des in Europa produzierenden Konzernteils von Tata Steel, die aktuellen Billigimporte hätten Auswirkungen auf die Stahlindustrie in ganz Europa: "Die Europäische Kommission muss ihre Schritte gegen die Importe verstärken, die nicht gerecht in den Handel kommen, und ihren Aktionen mehr Nachdruck verleihen. Wenn das nicht geschieht, dann ist die gesamte Stahlindustrie Europas bedroht." (APA/red)