​Außenhandel : Chinas Flaute weitet sich aus

Exportweltmeister China bekommt die globale Konjunkturschwäche immer stärker zu spüren: Im November schrumpften die Ausfuhren bereits den fünften Monat in Folge. Sie sanken um 6,8 Prozent zum Vorjahresmonat, wie aus den Daten der Zollverwaltung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Minus von fünf Prozent gerechnet.

Die Importe nahmen bereits den 13. Monat in Folge ab. Auch wenn das Minus mit 8,7 Prozent nicht so stark ausfiel wie erwartet, signalisiert es doch einen schwächelnden Binnenmarkt.

Nachfrage aus dem wichtigsten Handelspartner EU sinkt deutlich

China ist nach den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ganz besonders macht dem Land die sinkende Nachfrage aus anderen Schwellenländern und der EU zu schaffen. "In den USA läuft es noch ganz okay", sagte Analyst Wang Jianhui vom Finanzhaus Capital Securities in Peking. "Aber die Probleme in den Schwellenländern sind ziemlich groß."

Die Exporte in die Europäische Union - dem wichtigsten Handelspartner der Volksrepublik - gingen im November um 9,0 Prozent zurück. Die Importe aus der EU fielen um 9,2 Prozent.

Auch Europas Exporteure bekommen die Flaute zu spüren

Die schwächere Nachfrage aus dem von der Kommunistischen Partei Chinas regierten Land spüren längst auch die deutschen Unternehmen: Erstmals seit 1997 könnten ihre China-Exporte in diesem Jahr fallen. In den ersten neun Monaten gaben sie bereits um rund drei Prozent auf knapp 54 Mrd. Euro nach. Auch der Maschinenbau in Österreich und Deutschland spürt die Flaute deutlich: Chinas Flaute wird inzwischen sogar zum "Bremsklotz" für den Maschinenbau.

Inzwischen meldet der deutsche Fachverband VDMA, dass die USA China als wichtigster Exportmarkt für europäische Maschinenbauer überholt hätten.

Deutliche Auswirkungen gibt es besonders auch in der Stahlbranche: China ist der weltweit größte Stahlproduzent. Weil die Nachfrage nach Stahl sinkt, schreiben die großen Stahlkonzerne Chinas sehr hohe Verluste. Mehr dazu auf INDUSTRIEMAGAZIN.at: Chinas Stahlhersteller machen Verluste in Milliardenhöhe.

Der Boom ist vorerst vorbei

Nach dem jahrelangen Boom steuert die Volksrepublik 2015 auf das schwächste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert zu. Hier eine Analyse der gegenwärtigen Lage der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Regierung peilt ein Plus von sieben Prozent an - nach 7,3 Prozent im Vorjahr. Ökonomen erwarten für 2016 nur noch ein Plus von 6,5 Prozent.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt erwartet für heuer das schwächste Wachstum seit 25 Jahren. Auch die Industrie kommt trotz jüngster Konjunkturspritzen nicht in Fahrt - und doch bleibt Chinas Produktion eindeutig auf Wachstumskurs.

Erste Schätzung der Industrie zum Autoabsatz 2016 deutlich positiv

Doch Regierung und Zentralbank stemmen sich gegen die Abkühlung. Peking investiert verstärkt in die Infrastruktur, um die Konjunktur anzuschieben. Umgerechnet 412 Mrd. Euro sollen in den Ausbau des Schienennetzes fließen. Die Zentralbank flankiert diese Maßnahmen mit Zinssenkungen.

Auch beim Kauf eines Autos setzt die Regierung ab Oktober auf Steueranreize - und das zeigt offenbar wieder Wirkung. So gibt sich der chinesische Branchenverband inzwischen optimistisch, was das Wachstum des Automarktesim kommenden Jahr betrifft. Der Absatz soll 2016 ähnlich stark wachsen wie in diesem Jahr, meldet der Verband. Es sei mit einem Pkw-Absatzplus von zehn Prozent zu rechnen. In den ersten elf Monaten dieses Jahres seien es bisher 9,7 Prozent gewesen.

Es ist die erste Schätzung aus der Industrie. Unabhängige Analysten sind unterdessen skeptischer und gehen derzeit nur von einer Steigerungsrate von ein bis acht Prozent aus. Im Sommer stagnierte der weltgrößte Automarkt, nachdem die Börsen in der Volksrepublik einbrachen und sich die dortige Wirtschaft weiter abkühlte. Wegen Steueranreizen der Regierung geht es aber seit Oktober wieder stark aufwärts. Im November betrug das Absatzplus laut Verbandsabgaben fast 18 Prozent. (reuters/apa/red)