Mehr Leistungsanreize : WK Steiermark und Ärztekammer schmieden Allianz

Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, und Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, reichen sich die Hand.

Josef Herk, Präsident WK Steiermark und Michael Sacherer, Präsident Ärztekammer Steiermark, schmieden Allianz für mehr Leistungsanreize.

- © Foto Fischer, Graz

Leistung muss sich lohnen

In den vergangenen Monaten hat sich die konjunkturelle Lage massiv verschärft. Trotzdem kämpfen viele Bereiche der Wirtschaft nach wie vor mit einem massiven Fach- und Arbeitskräftemangel, das zeigt eine aktuelle Auswertung des WKO-Fachkräfteradars. Aktuell ist das trotz Wirtschaftsflaute in über 100 Berufen der Fall, so zum Beispiel bei Köchen, Elektroinstallateuren aber auch bei Ärzten, Pflegern und in vielen anderen Gesundheitsbereichen.

Hauptgrund dafür ist die nun immer stärker einsetzende Pensionierungswelle. Innerhalb von nur 15 Jahren hat sich der Anteil der über 50-jährigen unselbständig Beschäftigten in der Steiermark mehr als verdoppelt, und zwar von 69.000 auf über 151.000. Der Anteil der unter 25-Jährigen in den steirischen Firmen hat dagegen im selben Zeitraum von 72.000 auf 61.000 rapide abgenommen.

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Josef Herk und Michael Sacherer plädieren bei der gemeinsamen Pressekonferenz für mehr Leistungsanreize im Land.
Josef Herk, Präsident der WK Steiermark und Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark, plädieren für mehr Leistungsanreize. - © Foto Fischer

Personalengpass im Gesundheitsbereich

Im Gesundheitsbereich gibt es aktuell 3.982 angestellte Ärztinnen und Ärzte (davon und 940 in Ausbildung) und 2.377 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte (davon 917 mit ÖGK-Kassenvertrag), in Summe also 6.359 aktive Ärztinnen und Ärzte. Dazu kommen noch 422 so genannte Wohnsitzärztinnen und -ärzte mit begrenzter Tätigkeit. 219 Ärztinnen und Ärzte gingen 2022 in Pension, 2023 waren es bisher 159. Nicht besetzt sind derzeit 35 ÖGK-Stellen für Allgemeinmedizin (bei insgesamt 550 ÖGK-Vertragspartnern) und 17 Facharzt-Stellen (bei insgesamt 353).

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Vor allem wenn parallel zu dieser Entwicklung auch der aktuelle Teilzeittrend anhält. Dieser führt bereits dazu, dass das Arbeitsvolumen trotz Alltime-High im Bereich der Beschäftigung sukzessive abnimmt. Konkret ist die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen seit 2017 bundesweit von 3,65 auf 3,73 Millionen gestiegen, das Arbeitsvolumen im selben Zeitraum aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden gesunken. Vor diesem Hintergrund schließen nun die WKO Steiermark und die steirische Ärztekammer eine Allianz für mehr Leistungsanreize.

Wir befinden uns inmitten eines demographischen Tsunamis, dessen Folgen für unsere Gesellschaft nach und nach sichtbar werden. Da auch noch eine 32-Stunden-Woche zu fordern, grenzt an politische Fahrlässigkeit“
Josef Herk, Präsident WK Steiermark

Diese Leistungsanreize werden gefordert

  • Anreize für den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit: Vorgeschlagen wird ein „Vollzeitbonus“ in Form eines Steuerfreibetrags oder Absetzbetrags. Teilzeit- dürfe sich nicht länger gegenüber Vollzeitarbeit rechnen. Speziell im Gesundheitsbereich muss auch die Kinderbetreuung so verbessert werden, dass sie mit Vollzeitarbeit gut vereinbar ist.
  • Anreize für ein längeres Arbeiten im Alter: Die aktuelle Ankündigung der Bundesregierung ein – zumindest temporäres – Leistungspaket für längeres Arbeiten im Alter einzuführen, wird als erster wichtiger Schritt begrüßt. Diesen gilt es schnell umzusetzen, dauerhaft zu etablieren und weiter auszubauen. Wer in seiner Pension freiwillig in einem gewissen Ausmaß weiterarbeiten will, sollte weder Pensions- noch zusätzliche Krankenversicherungsbeiträge bezahlen und als Leistungsanreiz einen attraktiven Steuerfreibetrag bekommen. Im Gesundheitsbereich müssen auch Maßnahmen gesetzt werden, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, zuletzt ist es gelungen, die Zahl der Nachtdienste auf 2 ab dem 55. Lebensjahr und auf 0 ab dem 60. Lebensjahr zu senken.
  • Anreize für flexibleres Arbeiten: Wer Überstunden leistet, sollte diese nicht für den Staat leisten. Gefordert werden mindestens zehn steuerfreie Überstunden zusätzlich pro Monat. Was die Situation im Ärztebereich betrifft: Um die Teilnahme an so genannten Journaldiensten (Nacht und Wochenenden) in den Spitälern zu steigern, ist eine höhere Vergütung für jene, die mehr Dienste machen, sinnvoll. Dazu gibt es ein Konzept der Ärztekammer.
Ärztinnen und Ärzte in Vollzeit kennen keine 32-Stunden-Woche, nicht einmal eine 40-Stunden-Woche. Für sie ist die Debatte darüber absurd und weltfremd.
Michael Sacherer, Präsident Ärztekammer Steiermark

NEOS begrüßen Forderungen

Erste Reaktionen aus der Politik ließen nicht lange auf sich warten. Die steirischen NEOS begrüßen die Forderungen von Wirtschaftskammer und Ärztekammer. “Der Weckruf von Wirtschafts- und Ärztekammer liest sich wie eine Aussendung von uns NEOS. Ich hoffe, dass die Landesregierung für gute Ideen offener ist, wenn sie nicht aus der Opposition kommen", kommentiert der steirische NEOS-Chef Niko Swatek.

Forderungen, wie ein Vollzeitbonus oder steuerfreie Überstunden werden von NEOS Steiermark bereits länger gefordert. Im Landtag wurden entsprechende Anträge der Opposition aber bisher abgewiesen. Da nun ähnliche Forderungen von Wirtschaftskammer und Ärztekammer erhoben werden, hofft man, dass diese von der Landesregierung nun wesentlich mehr ernst genommen werden.