Salzburg : Viele Neugründungen inmitten schlechter Wirtschaftslage

Mitarbeiter in der Industrie: Nur noch 23 Prozent der befragten Unternehmen brauchen neue Mitarbeiter.

Nur noch 23 Prozent der befragten Unternehmen brauchen neue Mitarbeiter.

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Für die Salzburger Unternehmen habe sich laut aktueller Konjunkturumfrage der Salzburger Industriellenvereinigung im vierten Quartal 2023 die Geschäftslage weiter verschlechtert.

Es spiegelt sich das Bild einer Rezession in allen Umfrageergebnissen deutlich wider und die Einschätzungen für die nächsten drei bzw. sechs Monate sind äußerst trübe. Nur 15 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die aktuelle Geschäftslage als „steigend bzw. gut“ ein – im Vorquartal waren es noch 35 Prozent. Eine bessere Einschätzung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten teilen immerhin noch sechs Prozent der Betriebe.

Gesamt gesehen beurteilte die Salzburger Industrie die Konjunktur im letzten Quartal des Vorjahres wesentlich pessimistischer als noch im Sommer.

„Die unternehmerische Unsicherheit nahm in der Sachgütererzeugung und der Bauwirtschaft zuletzt abermals zu. Dementsprechend verschlechterten sich auch die Einschätzungen der Industrieunternehmen zu ihrer Wettbewerbsposition weiter“, erklärt Peter Unterkofler, Präsident der IV Salzburg, und ergänzt: „Viele Unternehmen meldeten wie in den Vorquartalen starke Beeinträchtigungen ihrer Geschäftstätigkeit. Der ‚Mangel an Nachfrage‘ war im Oktober erstmals seit April 2021 das am häufigsten genannte Hemmnis“.

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Gewerbe und Handwerk verzeichnen in Salzburg die meisten Neugründungen gefolgt vom Handel. Viele Neugründungen entfallen aber auf Internethändler.

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Teuerung, Lieferkettenproblematik und Abbau von Mitarbeitern

Auch wenn die Inflationsrate rückläufig ist, belasten die überdurchschnittliche Teuerung, die hohen Lohnabschlüsse und die mittlerweile fast vier Jahre andauernde Lieferkettenproblematik aufgrund von Pandemie und Krieg die Unternehmen. So rechnen vier von zehn Unternehmen mit einem Rückgang der Auslastung ihrer Produktionskapazitäten.

Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen geht von einem abnehmenden Beschäftigtenstand aus. So waren Ende Dezember über 12.000 Personen im Bundesland Salzburg arbeitslos gemeldet, das sind um fünf Prozent mehr als noch ein Jahr davor.

Dramatischer ist die Entwicklung bei den offenen Stellen: Ende Dezember gab es laut Arbeitsmarktservice im Bundesland Salzburg rund 9.300 sofort verfügbare offene Stellen, was einen Rückgang von rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Wie aus der IV-Umfrage hervorgeht, benötigen derzeit nur noch 23 Prozent der befragten Unternehmen neue Mitarbeiter und lediglich 44 Prozent können ihren aktuellen Beschäftigungsstand halten.

Der Anteil an Unternehmen, die gezwungen sind, Stellen abzubauen, ist zum Vorquartal auf ein Drittel stark angestiegen.

  • Peter Unterkofler, Präsident der IV-Salzburg
    "Der ‚Mangel an Nachfrage‘ war im Oktober erstmals seit April 2021 das am häufigsten genannte Hemmnis."

    Peter Unterkofler, Präsident der IV-Salzburg

Auslandsgeschäft rückläufig

Auch die Auftragsbestände bzw. die Auftragslage aus dem Ausland werden deutlich schlechter bewertet. Statt 52 Prozent vor einem halben Jahr sehen nur mehr zehn Prozent der Salzburger Unternehmen eine gute Auftragslage aus dem Ausland.

Optimismus steigt

Knapp ein Drittel der Betriebe bewertet ihre Ertragssituation im vierten Quartal 2023 als „gut“. Die Einschätzung der befragten Unternehmen über die in sechs Monaten zu erwartenden Erträge trägt aber „zarte Blüten der Hoffnung“: So hoffen bereits 78 Prozent anstatt 65 Prozent auf vergleichbare bzw. bessere Erträge und mit finanziellen Einbußen in sechs Monaten rechnet derzeit nur ein Fünftel der Unternehmen – im Vorquartal war es noch ein Drittel.

  • Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg
    "Die vergangenen Krisen haben Lücken hinterlassen, die nun besetzt werden. Neue Trends und Entwicklungen erzeugen den Bedarf nach neuen Lösungsanbietern."

    Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg

Hohe Gründerdynamik

Die Wirtschaftskammer Salzburg hat im Vorjahr mit 2.320 Neugründungen das zweithöchste Ergebnis in der Salzburger Gründergeschichte verzeichnet, österreichweit waren es insgesamt 40.670 Unternehmen, die neu gegründet wurden.

„Wir freuen uns über die rege Gründertätigkeit. Die vergangenen Krisen haben Lücken hinterlassen, die nun besetzt werden. Neue Trends und Entwicklungen erzeugen den Bedarf nach neuen Lösungsanbietern“, sagt KommR Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg.

Das sehe man im Bereich der Digitalisierung, wo die Zahl der Internethändler deutlich gestiegen ist, aber auch bei den externen Dienstleistern in der Werbung- und Marktkommunikation bzw. im IT-Bereich.

Besonders die Anzahl der Gründer unter 20 Jahren ist beachtlich groß. „Das ist die Gruppe an Menschen, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Aber auch die Anzahl der Jungunternehmer über 60 ist deutlich gestiegen. Diese Gruppe will weiter aktiv sein und vor allem ihre Erfahrung anbieten“, betont der WKS-Präsident.

Im Spartenvergleich dominiere in Salzburg die Sparte Gewerbe und Handwerk mit knapp der Hälfte aller Neugründungen. Den zweithöchsten Anteil verzeichnete die Sparte Handel, gefolgt von Information und Consulting.